Interview-Bilanz: 750 Gespräche. Jetzt schrieb Ö3-Talkerin darüber ein Buch.
Keine blickt derart tief in die Psyche der Prominenz wie sie. Seit 15 Jahren interviewt Ö3-Star Claudia Stöckl in Frühstück bei mir (Sonntag, 9–11 Uhr) Stars aus dem deutschsprachigen Raum. 750 Begegnungen sind daraus entstanden. Eine Million Hörer verfolgen Sonntag für Sonntag Stöckls intime Interviews, die aber nie unter die Gürtellinie gehen. Nun hat Stöckl die großen Fragen des Lebens wie Liebe, Glück, Trauer, Treue, Sex & Co. anhand der Lebensmodelle der Promis im neuen Buch Frühstück bei mir (ecowin, 19,95 Euro) zusammengetragen.
Wenn man die Crème de la Crème vor dem Mikro hatte, bleiben nur mehr wenige Gäste offen. Deswegen hofft Stöckl auf eine Zusage von Papst Benedikt XVI.
"Niki Lauda isst auch nur Schnittlauchbrot"
ÖSTERREICH: Frau Stöckl, seit 15 Jahren interviewen Sie in „Frühstück bei mir“ Prominente. Wer servierte Ihnen das originellste Frühstück?
Claudia Stöckl: Ganz oben auf der Liste steht da Michael Niavarani. Er hatte nur Senf und ein Glas Marmelade im Kühlschrank, sonst herrschte gähnende Leere. Der Philosoph Richard David Precht servierte als Erster und Einziger einen Löskaffee. Als ich seinen Kaffee scherzhaft kommentiert, schlug er nüchtern vor: 'Es gibt unten einen Shop mit Take-away-Kaffee, da können Sie sich gerne einen richtigen Cappuccino holen.'
ÖSTERREICH: Und welche Ticks haben Stars wie Niki Lauda oder Udo Jürgens?
Stöckl: Wer bei Niki Lauda
oder Udo Jürgens um 30 Sekunden zu spät kommt, hat keinen guten Einstand. Udo Jürgens hasst typische Journalistenfragen, das langweilt ihn nach so vielen Jahren im Showbiz. Er liebt Literatur, also zitiere ich oft aus den Büchern seiner Lieblingsautoren. Das bringt einen Bonus, wenn die Fragen eine philosophische Essenz haben.
ÖSTERREICH: Hat Niki Lauda jemals die Rechnung übernommen?
Stöckl: Nein, nie. Er kennt seinen Wert. Aber er hat seine Frühstücksgewohnheiten geändert. Jahrelang bestellte er Joghurt mit Äpfeln, jetzt isst er nur Schnittlauchbrot mit Ei im Glas.
ÖSTERREICH: Sie waren als eine der wenigen Journalisten bei Österreichs reichstem Mann Karl Wlaschek eingeladen. Wie lebt der Milliardär?
Stöckl: Das Interview fand in einem seiner Palais in der Wiener City statt. Alle Räume waren mit riesigen Perserteppichen ausgelegt. Wir saßen in einem großen Wohnzimmer an einer richtigen Tafel. Damals klopfte er ziemliche Machosprüche: „Eine Junge frisst so viel wie eine Alte. Also nehme ich mir lieber eine junge Frau.“ Als ich ihn fragte, ob er weiß, wie viel der Schinken am Teller kostet, konnte er mir alle Preise von Meinl, Spar bis zum Billa nennen. Und aus dem Rest wurde am nächsten Tag Schinkenfleckerl gemacht.
ÖSTERREICH: Welcher Gast hat Ihre Vorstellung nicht erfüllt?
Stöckl: Eigentlich von Andreas Gabalier. Auch wenn es mir nicht zusteht, über seine Trauer zu urteilen – aber es war für mich befremdend, wie er über den Freitod seiner Schwester und seines Vaters gesprochen hat. Er lächelte immer dabei. Mir kam es vor, als hätte er eine Maske aufgesetzt, die ihm ein PR-Profi vorgegeben hat. Es wirkte einfach nicht authentisch.
ÖSTERREICH: Wen möchten Sie noch interviewen?
Stöckl: Ein Traum von mir wäre der Papst. Aber auch Sebastian Vettel
oder Dietrich Mateschitz würde ich gerne ein Mal zum Frühstück treffen.
ÖSTERREICH: Was würden Sie Papst Benedikt fragen?
Stöckl: Ich würde ihn gerne fragen, ob er glücklich ist. Ob er manchmal mit seinem Weg gehadert hat. Ob Papst ein Management-Job ist, oder ob man noch Zeit hat, sich dem Gebet zu widmen.
ÖSTERREICH: In Ihrem Buch schreiben Sie viel über die Liebe. Warum haben Sie selbst noch nicht die Liebe des Lebens gefunden?
Stöckl: Es gibt verschiedene Glücksmodelle im Leben. Mit meinem Hilfsprojekt in Kalkutta habe ich eine neue Sinndimension gefunden. Die Kinder sind meine zweite Familie geworden. Vielleicht ist das ungewöhnlich, aber ich bin den Kindern sehr nah. In Indien erfahre ich ein großes Liebesgefühl. Ein Mann hätte es schwer an meiner Seite, denn das Hilfsprojekt ist wie ein zweiter vollwertiger Job. Er müsste das mittragen.
ÖSTERREICH: Einer der Ihr Projekt sehr maßgeblich unterstützt ist Wiens Dompfarrer Toni Faber.
Stöckl: Ja, er ist ein großer Unterstützer und auch mein bester Freund. Alleine kann man das nicht machen. Ich wiederum helfe ihm oft beim Schreiben seiner Kolumnen. Toni Faber hat mir die schönste Gottdefinition gegeben, er meint, Gott sind unendliche Liebeswogen.
ÖSTERREICH: Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?
Stöckl: Mir ist klar, dass man bei Ö3 nicht in Pension geht. Mit dem Buch wollte ich herausfinden, ob ich noch schreiben kann. Jetzt kann ich mir vorstellen, einmal Romanautorin zu werden. Lebensgeschichten haben mich schon immer interessiert.