Edith Klestil (1932-2011)

Der stille Tod der First Lady

04.04.2011

Neun Monate verbarg sich Edith Klestil vor den Blicken der Öffentlichkeit.

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© TOPPRESS Austria
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Österreich trauert um First Lady Edith Klestil . Die letzten Monate verbrachte sie nur im Kreise ihrer engsten Verwandten.

Vor einem Jahr war Edith Klestil noch voller Lebensmut. Die Haare waren nach ihrer Chemotherapie (vor sieben Jahren war Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert worden) wieder nachgewachsen. Die Ex-First-Lady entschied sich für die neue Haarfarbe grau.

"Sie wollte die Haare nicht mehr färben. Das Grau passte ihr gut. Sie schaute so gut wie schon lange nicht mehr aus", erzählte die Schauspielerin Edith Leyrer, die sich mit Klestil die Ehrenpräsidentschaft bei der "Make a Wish"-Foundation teilte.

Edith Klestil ist tot: Kondolieren Sie hier!

Auch auf Events war Klestil wieder öfter zu sehen. Manchmal sogar in Begleitung eines Mannes. Der neue Lebensmensch hieß Gerhard Rindauer. Das Mitglied des Vereins "Opernfreunde" teilte mit Klestil die Liebe zur Kultur. Die beiden verband in den letzten Jahren eine tiefe Freundschaft. "Als ich sie das letzte Mal traf, sagte sie zu mir, dass es ihr wirklich wieder gut geht", erzählt Leyer. Mit Wörtern wie "gesund" oder "Heilung" ging Klestil vorsichtig um, aber sie war sicher: Den Krebs hatte sie vorerst abgewehrt.

Nur ihre Kinder durften 
sie bis zuletzt begleiten
Die neue Lebensfreude flackerte nur kurze Zeit auf. Seit neun Monaten hatte niemand mehr die Ex-First-Lady am Society-Parkett gesehen. "Sie war plötzlich wie abgetaucht. Vor drei Wochen fragte ich nach. Damals bekam ich als Antwort, dass es ihr sehr schlecht geht. Doch dass es so schnell gegangen ist, finde ich traurig. 78 Jahre ist kein Alter zum Sterben", erzählt Leyrer bestürzt.

Wann der Krebs zurückgekehrt ist, weiß niemand genau. Sicher ist: Edith Klestil brach alle Brücken ab, wollte alleine gegen die Krankheit kämpfen. Nur mehr ein kleiner Kreis – Sohn Thomas (47), Tochter Ursula und ihr Freund Gerhard Rindauer – durften Klestil auf ihrem letzten Weg begleiten.

Auch ihr Ableben wurde lange von der Familie geheim gehalten – wahrscheinlich auf Klestils Wunsch. Die meisten Freunde erfuhren vom tragischen Tod aus der Zeitung. Der leise Abgang von Klestil entsprach ganz ihrem Stil.

So wie sie über die große Enttäuschung ihres Lebens – die Affäre zwischen Margot Löffler und ihrem Mann, Bundespräsidenten Thomas Klestil – nie viele Worte verlor, wollte sie auch über die neue Krebserkrankung nicht sprechen. "Mir geht es nicht gut", erzählte sie einer Freundin, die anonym bleiben will, noch im Herbst am Telefon. Wie schlimm es um sie wirklich stand, darüber verlor die große First Lady kein Wort.

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