Balltreiben
Der wahre (High Society-)Walzerkönig
17.01.2012
Der Philharmonikerball macht dem Wiener Opernball Konkurrenz.
Er ist künstlerisch wertvoll wie walzerselig. Stilvoll-elegant wie ausgelassen. Höchst Prominent besetzt, aber gleichzeitig familiär und diskret: Der Wiener Philharmonikerball, der am 19. Jänner über die Bühne geht, ist der Geheimtipp der Wiener Walzerkönige. Er ist sogar so angesagt, dass er mittlerweile sogar dem altehrwürdigen Opernball Konkurrenz macht.
Klar, der Opernball ist nach wie vor der Staatsball Nummer eins – immerhin tummeln sich hier sämtliche Regierungsmitglieder und viele internationale Gäste. Doch wenn in den Sälen des Wiener Musikvereins die Philharmoniker zu ihrem 71. Ball laden, gibt sich das Who’s who der heimischen Haute Volée ein Stelldichein. Hinter vorgehaltener Hand wird schon getuschelt, dass das Gewalze im Goldenen Saal "der bessere Opernball“ sei.
Familiär mit Flair
Offiziell will das freilich niemand sagen. Dabei ist es längst kein Geheimnis mehr, dass in besseren Kreisen nicht das Gewalze in der Oper das Highlight der Ballsaison ist. "Der Opernball
hat genauso viel Flair wie der Philharmonikerball. Aber ich finde Letzteren entspannter und familiärer, weil der Anteil der Wiener Gesellschaft im Verhältnis zur gesamten Gästezahl sehr hoch ist“, urteilt Zeremonienmeister Thomas Schäfer-Elmayer. Tatsächlich schmeißt sich am Philharmonikerball jedes Jahr die Elite des Landes in Frack und Robe – aus den Bereichen Kultur, Wirtschaft und vor allem Aristokratie. Kurz: Die wirklich Prominenten und mächtig Wichtigen tanzen am liebsten im Musikverein an. So zählen Belvedere-Direktorin Agnes Husslein, Kunstmäzenin Francesca Habsburg sowie die Klassik-Stars Angelika Kirchschlager, Ildikó Raimondi und Anna Netrebko zu den Stammgästen. Übrigens genauso wie die Mautner-Markhofs, Liebschers und Konrads. Sogar Opernball-Chefin Desirée Treichl-Stürgkh
mischt sich mit ihrem Ehemann, dem Erste Bank-Chef Andreas Treichl, bei der Konkurrenz gern unter die Gäste, um vor ihrem Ball noch mal eine relaxte Walzernacht zu verbringen.
Fotografen-Verbot
Hier lässt sich’s eben ungestört feiern, ohne ständig vor Paparazzi auf der Hut sein zu müssen. Auch läuft man hier nicht Gefahr, vom Medientross eines ballaktiven Baumeisters niedergerempelt zu werden. Kein Wunder, dass das neue Organisationskomitee rund um Hannes Androsch, Rotraut Konrad, Marjana Lipovšek und Dominique Meyer heuer erstmals festlegte, dass es für die meisten Pressefotografen heißt: bitte draußen warten! "Wir möchten die Privatsphäre unserer Gäste schützen“, lautet es aus dem Ballbüro. Woher der neue Wind weht, liegt auf der Hand. "Logenkäufer und Ballförderer dürften beim Komitee interveniert haben“, meint ein Insider.
Wie auch immer. Schauspielerin Brigitte Karner, die mit ihrem Ehemann Peter Simonischek jedes Jahr am Ball ist, freut sich auf heuer ganz besonders. Ihr Sohn Benedikt debütiert nämlich. "Es geht nicht um das Konkurrenzdenken zum Opernball“, bringt sie es auf den Punkt. "Sondern darum, diese aufgeblasene Wichtigtuer-Atmosphäre zu vermeiden.“
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