Fulminante Eröffnung
Die Society im Festspielfieber
26.07.2010
Fulminante Eröffnung bei den Festspielen in Salzburg. Der neue "Jedermann" begeistert nicht nur die High Society.
Die Mozartstadt im Festspielfieber: Bereits am Sonntagabend haben die Jubiläums-Festspiele – sie finden heuer zum 90. Mal statt – mit dem neuen Jedermann begonnen. Nach langem Zittern, ob das Wetter hält. Das tat es, die Premiere war ein Riesenerfolg. Die offizielle Eröffnung steigt allerdings erst heute ab elf Uhr im Großen Festspielhaus. Tag und Ort sind nicht zufällig: Vor exakt 50 Jahren wurde das Haus mit dem Rosenkavalier von Richard Strauss eingeweiht – das zweite Jubiläum des Jahres.
Bilder der Festspiele - Eröffnung
Fulminante Eröffnung mit VIPs
Bis zuletzt war das Zittern vor dem Regen angesagt – doch um 20.30 Uhr konnten Nicholas Ofczarek, Birgit Minichmayr, Ben Becker & Co. im Trockenen starten. Vielleicht vollbrachte Star-Magier Siegfried (ohne Roy) das Wetterwunder: „Ich habe noch nie den Jedermann gesehen, also ist es für mich eine Premiere bei der Premiere!“ Kanzler Werner Faymann und Staatssekretär Josef Ostermayer sind keine „Jedermann“-Novizen. Ihre Erwartungen: „Vor allem freuen wir uns auf die Birgit Minichmayr.“ Weiters gesichtet: Bundespräsident Heinz Fischer, Vizekanzler Josef Pröll mit Gattin Gabi. die VP-Minister Beatrix Karl und Niki Berlakovich (mit Sohn), Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer (mit roten Schuhen) mit Eva Steiner, Niki Lauda mit Ehefrau Birgit, Ex-Billa-Chef Veit Schalle, Medien-Manager Hans Mahr mit Frau Katja Burkard.
Am Montag (heute) geht es offiziell los
Die Gala – ORF2 überträgt ab elf Uhr live – ist ein gewaltiger Promi-Auflauf: Die Eröffnung nimmt Bundespräsident Heinz Fischer vor. Anwesend sind u. a. Kanzler Werner Faymann, sein Vize Josef Pröll, die Ministerinnen Claudia Schmied, Maria Fekter und Beatrix Karl, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Landeshauptfrau Gabi Burgstaller. Dazu kommen Künstler-Legenden wie Christiane Hörbiger oder Maximilian Schell – und Wirtschaftskapitäne wie Wolfgang Porsche, Walter Rothensteiner (Raiffeisen Zentralbank), Reinhard Pinzer (Siemens). Die Festrede hält diesmal Star-Dirigent Daniel Barenboim.
Gast aus China
Der wichtigste ausländische Staatsgast kommt erst am Abend: Chinas Außenminister Yang Jiechi reist zum Jubiläumskonzert der Wiener Philharmoniker im Großen Festspielhaus an. „Der Sicherheitsaufwand ist gewaltig“, sagt Protokollchefin Suzanne Harf.
Festspiele bringen 230 Mio.
Die Festspiele bieten bis zum 30. August 200 Aufführungen und Vorträge. Der normal-sterbliche Salzburg-Besucher hat sich indes nicht nur mit den neuen Verkehrs-Pollern herumzuschlagen – bei Regenwetter wird die gesamte Stadt für auswärtige Pkw gesperrt. Trotzdem kommen Tausende Besucher – im Vorjahr waren es fast 250.000 aus 68 Ländern. Die Festspiele sind deshalb ein gigantischer Wirtschaftsfaktor: Die Umwegrentabilität beträgt bei 13,4 Millionen Euro Subventionen mehr als 230 Mio. € pro Jahr. Derzeit haben die Festspiele 2.900 Mitarbeiter.
DIE ERSTE KRITIK
Die Nachkritik von C. Hirschmann
Bis zuletzt bangten die Festspiele und der ORF um den neuen Jedermann: Denn beinahe hätte das Schlechtwetter die Freiluftpremiere auf dem Domplatz ins Wasser fallen lassen. Doch heiterte es gestern rechtzeitig auf, sodass man nicht, wie befürchtet, ins Große Festspielhaus übersiedeln musste und auch die TV-Übertragung gewährleistet war.
Runderneuert
Zum 90. Geburtstag wurde das Spiel vom Sterben des reichen Mannes von Regisseur Christian Stückl runderneuert und großteils neu besetzt. Nach der achtjährigen „Jedermannschaft“ Peter Simonischeks verkörpert nun Nicholas Ofczarek den schlimmen Prasser: Und im Vergleich zu seinen Vorgängern legt dieser ihn noch brutaler, machohafter, in der Art eines saturierten Rotlichtganoven, an. So traktiert er den wimmernden Schuldknecht nicht nur verbal, sondern versetzt ihm mit infantiler Freude einen Fausthieb in den Magen.
Dass Ofczareks Titelheld, im Gegensatz zu Simonischeks Jedermann, keine Spur von Grandezza ausstrahlt, hat freilich den Nachteil, dass die Figur – wenn Tod und Teufel sie holen – keine imposante Fallhöhe besitzt.
Birgit Minichmayr, die mit Ofczarek schon im Weibsteufel blendend kooperierte, ist die neue Buhlschaft. Sie interpretiert die für Salzburg bedeutsamste „Nebenrolle“ neu und interessant: Auf diese heisere, beschwipst, ja kokett wirkende Dame könnte die Einschätzung der Schriftstellerin Marlene Streeruwitz zutreffen, die Buhlschaft sei Salzburgs bekannteste „Sexarbeiterin“.
Diabolisch
Wieder recht blass: Peter Jordan. Wenn man sich erinnert, wie Sven-Eric Bechtolf die Doppelrolle Guter Gesell
Teufel zu einer Hauptrolle vergrößerte, dann fragt man sich, weshalb dessen Nachfolger (und der Regisseur!) so gar nichts mit diesem diabolischen Duo anzufangen wissen.