EXKLUSIV-Interview

Gabalier: 'Die haben ausgeteilt - müssen jetzt einstecken'

17.12.2018

Im exklusiven ÖSTERREICH-Interview nimmt der Volks-Rock’n’Roller Stellung zu seinem "Ochs & Esel"-Spruch.

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Andreas Gabalier, der „Volks-Rock’n’Roller“, sorgte beim Konzert in der Wiener Stadthalle vor 14.500 Fans am Samstag für einen Eklat ­(ÖSTERREICH berichtete). Nachdem er die Chefs der Tageszeitung Der Standard und der Wochenzeitung Falter als „Ochs und Esel“ beschimpfte, legte er am Montag nach.

Traurig

In einem Video hockt er vor der Krippenszene. Mit roter Mütze am Kopf und im Weihnachtspullover erklärt er bissig: „Ochs und Esel spielen in dieser großen österreichischen Weihnachtskrippe eine kleine Nebenrolle. Das ist fast schon traurig, weil diese Figuren uns schon sehr viel Geld gekostet haben.“ Danach nimmt Gabalier eine ­Figur zur Hand, die er den „Heiligen Andreas“ nennt. Von überallher kämen die Menschen, „um den Andreas singen zu hören“. Und das könnten „Ochs und Esel einfach nicht verstehen“.

Quargel

Hintergrund: Von der Bühne herab beschimpfte er am Samstagabend die Tageszeitung Standard und die Wiener Wochenzeitung Falter. Es ginge nicht an, „dass ein Blatt, das Millionen an Presseförderung kriegt, so einen Quargel abdrucken darf“, so Gabalier. Dabei giftete er auch gegen die Chefredakteure Martin Kotynek (Der Standard) und Florian Klenk (Falter) persönlich: „Ich bräuchte für meine Weihnachtskrippe eh noch einen Ochs und einen Esel.“ Das Publikum johlte.

Einladung

Falter-Chef Klenk reagierte prompt. „Ich lade ihn gern zu einem offenen Gespräch über Volkskultur und religiöse Traditionen ein“, sagt er im Interview mit ÖSTERREICH. „Ich würde ihm auch erklären, was Ochs und Esel im Stall zu tun hatten. Das weiß er nämlich offensichtlich nicht“, so Klenk. „Das waren wichtige Figuren in der christlichen Mythologie, die Recht und Rechtstaatlichkeit repräsentiert haben“, sagt er.

Anlass dafür, dass Standard und Falter angeblich einen Wickel mit ihm haben, ist für Gabalier klar: „Weil ich 2014 die Bundeshymne so gesungen habe, wie ich es in der Schule gelernt habe!“ Also ohne „Töchter“ im Text. Klenk entgegnet: „Das hat mich gewundert. Sonst verehrt er Frauen sehr, beim Absingen der Hymne vergisst er aber auf sie“.

Unwahrheit

Obwohl er die Debatte „nicht so ernst nehmen möchte“, sieht Klenk eine „bedenkliche Entwicklung. Pressefreiheit und die Arbeit von Journalisten werden lächerlich gemacht“. Gabalier und manche Politiker, „vor allem rechte Demagogen“, redeten Leuten ein, „dass wir die Unwahrheit schreiben“, so Klenk. Tatsächlich sei es umgekehrt: „Gabalier sagt, wie bekommen Millionen Fördergelder. 2017 waren es 70.000 Euro.“ (baa)

Gabalier: "Nicht okay, meine Fans als nicht ganz dicht zu bezeichnen"

ÖSTERREICH: Wie kam es zu den Äußerungen über „Standard“ und „Falter“?

Andreas Gabalier: Ganz einfach, die beiden Medien haben jahrelang gegen mich, beziehungsweise auch gegen meine Fans ausgeteilt, also müssen die auch mal einen kleinen Seitenhieb einstecken können. Es ist einfach nicht in Ordnung, dass man meine Fans als nicht ganz dicht bezeichnet, weil sie zu meinen Konzerten gehen. Wenn ich dann in die Kinderaugen in der ersten Reihe schau, tut mir das leid. Man sollte den beiden eigentlich gar keine Aufmerksamkeit schenken und auch keine Werbeplattform bieten, weil sie die ja sonst auch nicht haben. Die haben ja auch nicht die Reichweite, die ich habe. Das ist natürlich schon bitter. Es soll jetzt aber kein Streit ausbrechen, ich wünsche mir Weihnachtsfrieden.

ÖSTERREICH: Mit dem Krippen-Video über „Ochs“ und „Esel“ hast du aber noch einmal nachgelegt...

Gabalier: Ach, ich wollte einfach nur den Schmäh von der Bühne ein bisschen ausschmücken und durch das Video auch wieder den Weihnachtsfrieden herstellen.

ÖSTERREICH: Florian Klenk hat dich eingeladen, in die Redaktion zu kommen. Wirst du diese Einladung annehmen?

Gabalier: Die haben es neun Jahre lang nicht einmal geschafft, ein Interview anzufragen oder sich für irgendein Konzert zu akkreditieren. Da braucht er mich jetzt nicht so darstellen, als würde ich mich nicht trauen mit ihm zu reden. Der kennt mich nicht. Es hätte genug Chancen gegeben, sich einmal zusammenzusetzen. Ich hätte auch gern gewusst, warum er mich so sieht und mich falsch interpretiert. (man)

"Falter"-Chef Florian Klenk: "Glaube, er ist kernig genug, zu uns zu kommen"

ÖSTERREICH: Weshalb laden Sie Gabalier zu sich ein?

Florian Klenk: Um mit ihm ein offenes Gespräch über Volkskultur und religiöse ­Traditionen zu führen. Ich glaube, er ist kernig genug, die Einladung anzunehmen.

ÖSTERREICH: Anstoß war Kritik an seinem Hymnentext.

Klenk: Das hat mich gewundert: Sonst verehrt er Frauen sehr, beim Absingen der Hymne vergisst er aber auf sie. Da wo ich herkomme, besingt man Frauen nicht nur, wenn man etwas von ihnen will, sondern auch, um ihnen Respekt zu erweisen.

ÖSTERREICH: Für wie gefährlich halten Sie Gabaliers Kritik?

Klenk: Ich möchte das alles nicht so ernst nehmen. Was bedenklich ist: Rechte Demagogen reden Leuten ein, dass wir die Unwahrheit schreiben. Tatsächlich ist es umgekehrt: Gabalier sagt, wir bekommen Millionen an Fördergeldern. 2017 waren es 70.000 Euro. (baa)

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