Optimist
Manager, Schauspieler oder Familienvater
15.10.2009
Was Hermann Maier zum plötzlichen Rücktritt bewogen hat und welche Pläne er für die Zukunft schmiedet.
Nach einer kurzen Nacht in einem Wiener Innenstadt-Hotel und dem erfrischenden Auftritt im Ö3-Wecker meldete sich Bundespräsident Heinz Fischer per Telefon beim Herminator. Maier: „Wir haben uns lange und sehr persönlich unterhalten. Der Bundespräsident versteht meinen Rücktritt.“
Schwarzenegger: Er war einer der besten Skifahrer
Anders die Fans: Sie zeigen ihre Bestürzung in Tausenden Internet-Postings. Die Maier-Hompage www.hm1.com brach zusammen – wie nach seinem Motorrad-Unfall im August 2001. Nach einem TV-Interview für die gestrige ORF-Sondersendung und einem Raiffeisen-Fotoshooting flüchtete Maier am Beifahrersitz seines Pressebetreuers aus dem Trubel der Bundeshauptstadt Richtung Attersee. Im Auto lagen sämtliche Tageszeitungen.
Maier auf allen Titelseiten
Auch die internationale Presse verneigt sich vor dem Ski-Superstar. „Die Welt verliert einen ihrer größten Sportler“, titelt Bild. Und für die Süddeutsche Zeitung war Maier sogar „Nah dran an Zeus“. Aber: Zwei heiße Fragen bleiben nach dem Rücktritt weiter offen:
1. Warum trat Maier wirklich zurück? „Ein rätselhafter Abschied mit Tränen“, schreibt auch Gazzetta dello Sport. „Nach einem Sommer, in dem Maier trainiert hatte, kündigt er seinen Rücktritt an.“ Eine mögliche Antwort: Der Herminator hat sehr konkrete Familienpläne mit Dauerfreundin Steffi. Baldige Hochzeit nicht ausgeschlossen.
Enge Freunde des Superstars können sich das gut vorstellen. Weiteres Indiz: Sein Bruder Alex hat vorgelegt, seit ein paar Monaten ist Maier Onkel. In Gegenwart des Babys lebt der Herminator stets auf. Er selbst sagt: „Ich wünsche mir fünf oder mehr Kinder.“
Schauspieler, Manager – alles ist möglich
2. Wie plant der Herminator seine berufliche Zukunft? Maier sagt: „Ich werde mir eine Auszeit nehmen und alles sortieren.“ Mit einem geschätzten Privatvermögen von 65 Millionen Euro müsste er eigentlich nie wieder arbeiten. Dazu kommen die Werbeverträge mit Raiffeisen und Rolex, die auch nach dem Rücktritt Geld in die Herminator-Kasse spielen. Nur er sagt selbst: „Nichtstun ist nicht meine Sache. Ich bin einer, der gerne arbeitet und Ziele vor Augen hat.“
Selbst enge Maier-Vertraute rätseln, wie die aussehen sollen. „Ich glaube, er weiß selbst noch nicht, was er wirklich machen will“, meint Niki Lauda. Der langjährige Maier-Berater Peter Schröcksnadel: „Ich kann mir sogar vorstellen, dass Hermann eine Filmkarriere macht.“
Also doch Schauspieler? Bei seinen Raika-Werbespots hat er auf alle Fälle immer sehr gute Figur gemacht. Einige davon haben mittlerweile sogar Kultstatus erreicht. Sein Hauptsponsor ist eine Bank. Vielleicht winkt Maier sogar ein Job als Manager.
Niki Lauda über Maiers Rücktritt
Ich war nicht überrascht über Hermanns Rücktritt. Ich weiß, wie und wann man solche Dinge zu entscheiden hat – jeder erfolgreiche Sportler steht einmal vor diesem Problem. Ich kann Hermann gut verstehen. Er hat nach dem Sommertraining den Test gemacht: Kann ich schmerzfrei Ski fahren oder nicht? Als er die Bestätigung bekommen hat, kam die Frage: Mach’ ich jetzt weiter oder nicht? Dann kommt der Moment, in dem die Entscheidung vom Hirn getroffen wird. Die hat Hermann Maier gut beschrieben. Er wollte das Risiko nicht mehr eingehen.
Warum? Normale Menschen verstehen nicht, wenn ein Sportler sagt: Ich bin voll fit, höre aber trotzdem auf. Hermann wollte sich selber etwas beweisen: Er weiß, dass er es noch könnte. Es ist doch viel schlimmer, aufhören zu müssen, weil er nicht mehr Ski fahren kann. Jetzt macht er einmal nix. Die nächste Phase heißt: nicht jeden Tag zehn Stunden trainieren, sondern das tun, was ihm Spaß macht. Danach wird er in ein Loch fallen. Aber was er danach tun soll, weiß nur er.