ÖSTERREICH-Interview

Hermann Maier: "Mein Kitz"

22.01.2012

Hermann Maier über Partys in Kitzbühel, Fans und den Mythos Streif.

Zur Vollversion des Artikels
© TZ ÖSTERREICH/Kernmayer
Zur Vollversion des Artikels

Kitzbühel bedeutet für Hermann Maier (39) immer Schwerarbeit. Obwohl er sich gar nicht mehr selbst die berühmt-berüchtigte Streif hinunterstürzen muss. Sponsoren müssen befriedigt, Hände geschüttelt und zahlreiche Autogramme gekritzelt werden. „Kitzbühel ist für mich jetzt fast anstrengender als zu meiner aktiven Zeit“, stellt Maier fest.

Das hat damit zu tun, dass der Hype um Maier auch nach seinem Rücktritt 2009 um nichts nachgelassen hat. Sechsmal hat der Doppel-Olympiasieger und dreifache Weltmeister selbst im „Ski-Mekka“ gewonnen. Heuer erlebt er das Spektakel zum dritten Mal als Ski-Tourist. Der Herminator weiß, was in Kitz Sache ist. Auch abseits der Streif, sobald der Startschuss zum Après-Ski gefallen ist. Im Interview plaudert er über den Mythos Kitz, Party-Reigen und Nachfolger Hirscher.


 

Maier: "Ich kenne in Kitz­bühel schon alle Partys"

ÖSTERREICH: Hermann, mit welchen Gefühlen sind Sie nach Kitzbühel zurückgekehrt?
Hermann Maier: Es ist ein besonderes Gefühl, auf alle Fälle ein angenehmes, weil der Zeitdruck nicht mehr so groß ist und ich auch keine Streckenbesichtigungen mehr machen muss. Früher zu meiner aktiven Zeit ist alles sehr schnell gegangen. Am Samstag war noch Wengen, am Montag war man schon in Kitzbühel und dann hat es sich bis zum völligen Ausnahmezustand gesteigert.

ÖSTERREICH: Wie erlebt der Privatmensch Maier das Spektakel in Kitz?
Maier: Bei mir spielt es sich vor allem am Abend ziemlich ab. Ich bin jetzt das dritte Jahr als Zuschauer hier, und diese Seite ist auch eine Art von Belastung.

ÖSTERREICH: Heißt das, dass Sie sich von einer Party zur anderen durchfeiern?
Maier: Das hab ich schon in den letzten zwei Jahren erledigt, ich kenne in Kitz alle Feiern. Wenn mir eine gefällt, bleibe ich länger, sonst gehe ich zur nächsten weiter. Aber es ist immer das Gleiche: Irgendwo wird eine Weißwurst abgeschält, woanders wird Champagner verspritzt. Die Streif zu bezwingen, ist eine größere Herausforderung …

ÖSTERREICH: Wie sehen Sie den Mythos Streif?
Maier: Das Wort Mythos legt jeder anders aus. Der große Unterschied zu anderen Strecken ist der, dass hier der Rettungshubschrauber viel öfter startet. Du brauchst höchste Konzentration und du musst bereit sein für außergewöhnliche Dinge, um auf der Streif zu siegen. Für österreichische Rennläufer wird Kitz immer ein spezieller Platz sein. Die Erwartungen sind so hoch, dass ein Sieg zur Pflicht wird.

ÖSTERREICH: Ist Leichtsinn der Grund für die vielen schlimmen Stürze in Kitz?
Maier: Alles, was zu viel ist, geht in Kitz ins Gefährliche. Auf der Streif gibt es einige Stellen, an denen Karrieren zu Ende gegangen sind. Ich kenne kein zweites Rennen, wo es im Starthaus oben so ruhig ist. Bei meinem ersten Sieg ist auch einer vom Hubschrauber abgeholt worden. 2008 bin ich am Start zurückgehalten worden, weil einer abgeflogen ist. Das kommt sehr oft vor, dass man einen Sieg feiert, wenn ein anderer im Krankenhaus landet. Das ist leider Gottes der Leistungssport, mit dem muss man fertig werden.

ÖSTERREICH: Was sagen Sie dazu, dass Marcel Hirscher bereits als „neuer Maier“ gefeiert wird?
Maier: Das ist legitim. Ich kann mich sehr gut in ihn hineinversetzen. Es gibt wirklich Ähnlichkeiten. So ist unverkennbar, dass er aus der gleichen Gegend kommt. Und wenn man ihn reden hört, erinnert es an mich. Auch die Art und Weise wie er Dinge anpackt, kommt mir bekannt vor. Für Österreich ist es wichtig, dass es einen Marcel Hirscher gibt.

ÖSTERREICH: Wie schaut Ihr Alltag eigentlich aus?
Maier: Ich bin Unternehmer. Ich unternehme viel. Am liebsten mache ich Skitouren und ziehe Spuren in den Tiefschnee. Das mache ich aber alleine, weil die anderen unter der Woche arbeiten müssen. Walter Unterweger

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel