Life Ball
Keszlers Society-Krieg: Das sagen die Promis
15.05.2012
Schiller & Co. über die provokanten Aussagen des Life-Ball-Chefs.
Eigentlich sollten im Vorfeld des 20. Life Ball , der am 19. Mai im Wiener Rathaus über die Bühne geht, die Spenden und Projekte zugunsten HIV-Kranker im Vordergrund stehen. Doch die Wiener Society findet die Aussagen von Ball-Organisator Gery Keszler, die er im Rahmen eines Ö3-Interviews getätigt hatte, derzeit leider viel spannender …
Konkret lästerte Keszler in Claudia Stöckls Frühstück bei mir über jene Gesellschaft, in der er selbst jahrelang verkehrte und beleidigte damit auch andere Charity-Persönlichkeiten. So plauderte Keszler beispielsweise aus, dass ihn das Verhalten der "Marchfelderhof-Society“ regelrecht 2ankotzt“ und es ihn wahnsinnig mache, dass da ununterbrochen 2die ewig Gleichen von Maria Lahr über Jeannine Schiller bis Richard Lugner hingehen und sich anfuttern.“ Klare Botschaft also an alle Adabeis: Bei Promi-Aufläufen wird laut Keszler umsonst "gefuttert“, das Personal kriegt nicht einmal ein Trinkgeld und Prädikate wie 2Society-Lady“ müsse man sich quasi erst mal verdienen. Na bumm, das saß! Keszler hatte, wenn auch unbewusst, rechtzeitig vor dem großen Ballspektakel, ein kleines Society-Gewitter ausgelöst, das aus heiterem Himmel über seine schöne Charity-Veranstaltung hereinbrach.
Society-Bashing
Eins vorweg: Keszler
und sein Life Ball polarisieren, seit es den Aids-Ball gibt. Zu viele Nackerte, zu schrill für ein seriöses Anliegen, zu wenig Transparenz bei den Spendeneinnahmen – so weit die gängigen Kritikpunkte. Nach Keszlers jüngstem "Society-Bashing“ orten aber so manche auch eine gewisse Doppelmoral. Für viele hat sich der Ball-Erfinder im Radio-Talk nämlich ein bissl zu weit aus dem Fenster gelehnt. Noch dazu, wo er selbst nur zehn Tage zuvor einer Einladung seiner Busenfreundin Birgit Sarata in ebenjenen, von ihm gar so gefürchteten Marchfelderhof gefolgt war und Seite an Seite mit den üblichen Verdächtigen genüsslich Spargel speiste. Die von Keszler angegriffene Jeannine Schiller war jedenfalls "empört“ und sah durch Gerys Aussagen "hren Leumund in Gefahr“. "Ein kultivierter Mensch zieht nicht öffentlich über andere her, noch dazu jemand, der Humanismus und Toleranz predigt“, erwischte Madonna SOCIETY eine aufgeregte Frau Schiller am Telefon. Die zu den Fixstartern der österreichischen Adabei-Szene zählende Charity-Blondine ist zwar keine leidenschaftliche Life-Ball-Geherin (obwohl sie beim ersten Ball noch am Catwalk vorführte), über Ball-Vater Keszler würde sie trotzdem nie ein böses Wort verlieren. 2Keszler macht seine Sache sehr gut. Meine Kinderhilfsprojekte in Moldawien sind viel kleiner als seine Aidshilfe-Projekte, aber das ist lange kein Grund, um mich zu beleidigen.“ Laut der gekränkten Schiller sitze man als Karitative schließlich im selben Boot. Und das sollte Keszler eigentlich wissen.
Schiller nicht gleich Lugner
Volks-Wecker Robert Kratky jedenfalls stellte sich prompt auf Schillers Seite und wetterte im Morgenradio: "Warum sagt Herr Keszler diesen Leuten nicht persönlich seine Meinung, er trifft Lugner & Co. doch fast jeden Tag, weil er selbst bei jeder Kühlschrankeröffnung dabei ist.“ Eine Wuchtel wie eine Watsch’n, nun war wieder Keszler am Zug. Also Nachfrage im Life-Ball-Büro, wo man mitten im ärgsten Organisations-Endspurt aber kühlen Kopf bewahren und nun endgültig nix mehr sagen will. Schlussendlich rang sich Keszler aber via Facebook zu einer Stellungnahme durch. "Ich finde es peinlich, dass Frau Schiller in ihrer neuerdings so ungewollten Medienpräsenz versucht zu suggerieren, dass ich ihr karitatives Engagement nicht ernst genug nehme“, erklärt Keszler. „Ich versichere Ihnen, dass ich vor der Charity-Lady Schiller großen Respekt habe, aber was an ihr eine Society-Lady sein soll, überlasse ich Ihnen zu beurteilen.“ Das Einzige, das sie laut dem Ball-Macher nicht verdient habe: mit Richard Lugner in einen Topf geworfen worden zu sein.
Lugnereske
Damit sind wir also bei jenem Society-Zampano angelangt, der gerne glaubt, seine privaten Marotten via medialer Verwertung auf ein gewisses Niveau heben zu können – und dabei leider allzu oft als Lächerlichkeit in Person endet. Am Life Ball ist Herr Lugner, in dessen Gegenwart die höhere Gesellschaft bekanntlich schon früher im Jahr während einer anderen rauschenden Ballnacht die Nase ordentlich rümpfte, heuer jedenfalls nicht erwünscht. Mit fragwürdigen Aussagen weit unterhalb der Gürtellinie ("Ich habe über Homosexualität gelesen, was da für Gefahren schlummern … man wird aidskrank“ und "Sex im Auspuff ist gefährlich, weil man sich mit Bakterien infizieren kann“) schoss sich Mörtel (nicht nur) bei Gery Keszler ins Out. In einem offenen Brief bat dieser ihn höflich, dem Ball künftig lieber fernzubleiben. Den Baumeister stört das Verbot aber ohnehin wenig: "Das ist eh nicht so mein Ding, da geh’ ich lieber auf Kur“.
Nicht so mein Ding – das sagen in der heimischen Society mittlerweile so einige zum bunten Partyball. Armin Assinger etwa, der am 16. Mai gerne schwänzt. "Das reizt mich nicht, diese Drängerei im Rathaus macht mich unrund.“ Viele meinen auch, der Life Ball gehe längst am Zweck vorbei. Böse Zungen unterstellen Keszler gar "arrogante Schnorrerei“. "Von wegen Toleranz“, hört man da. Auch er umgebe sich mit den "ewig Gleichen“ und inszeniere sich schlicht selbst, aber wolle dann mit der Society, auf deren Tummelplätzen er zwar gern als "Everybody’s Darling“ antanzt, offiziell nichts zu tun haben.
Vom Underground zur Weltgala
Zwanzig Jahre haben den Ball jedenfalls verändert. Zwanzig Jahre haben sicher auch Organisator Gery Keszler verändert. Als er als Visagisten-Jungspund Anfang der 90er von Paris nach Wien zurückkehrte und in einer Wohnung in der Josefstädter Straße die Idee des ersten Ball gebar, traute sich in der heimischen Öffentlichkeit noch niemand laut über Aids zu sprechen. Hinter den Kulissen kostete die Krankheit reihenweise Menschen das Leben, darunter auch vielen Freunden aus Keszlers Kreativumfeld. Keiner kannte damals den sensiblen Rebellen, bis er im ehemaligen Wiener Bürgermeister Helmut Zilk seinen ersten und wichtigsten Förderer fand. Und so wurde aus dem kleinen Undergroundfest, das gegen das biedere Wien aufbegehrte und erstmals eine böse Krankheit in die öffentliche Debatte brachte, eine glamouröse Gala von Weltrang, zu der ehemalige US-Präsidenten ebenso pilgern wie Supermodels und Filmstars. Keszlers Life Ball
braucht nämlich prominente Persönlichkeiten, wenn’s darum geht, Sponsorengelder aufzutreiben. Ganz egal, in welcher Society-Liga gerade gespielt wird. Und ganz egal, wer dabei Gratis-Häppchen futtert.
Wie die österreichische Promi-Szene über Keszler denkt, lesen Sie ab sofort in der neuen Ausgabe von Madonna SOCIETY.