Die Kunstsammlerin und Milliardärswitwe Heidi Goëss-Horten ist tot.
Das bestätigte eine Sprecherin der kürzlich eröffneten "Heidi Horten Collection" der APA am Sonntag. Demnach starb Horten am heutigen Sonntag in den frühen Morgenstunden im Alter von 81 Jahren in ihrem Haus am Wörthersee. Erst Anfang Juni war das neue Museum der Sammlerin im einstigen Wiener Hanuschhof eröffnet worden.
"Mit großem Bedauern und in tiefer Trauer müssen wir Nachricht vom völlig überraschenden Tod unserer Mäzenin und Stiftern Heidi Goëss-Horten geben", heißt es in einer Aussendung der "Heidi Horten Collection". Horten sei "eine großzügige, warmherzige und kluge Dame" gewesen und sie werde "durch ihr vielseitiges Engagement vor allem für die Kunst und den Sport, insbesondere als Präsidentin des KAC, in Erinnerung bleiben", so der persönliche Berater von Heidi Goëss-Horten. In memoriam der Stifterin des Museums entschied man sich dazu, von morgen, Montag, bis Sonntag mit Ausnahme des Schließtags am Dienstag freien Eintritt in das Museum zu gewähren.
Ehe mit Helmut Horten
Heidi Goëss-Horten wurde am 13. Februar 1941 in Wien als Heidi Jelinek geboren. Sie arbeitete als Sekretärin einer Filiale der "Ideal Standard Registerkassen"-Firma in Wien und lernte 19-jährig in einer Hotelbar in Velden am Wörthersee den 32 Jahre älteren deutschen Kaufhaus-Besitzer Helmut Horten kennen, den sie im Jahr 1966 heiratete. Mit ihm teilte sie das große Interesse an Kunst. Gemeinsam legten die beiden in den 1970er Jahren die Basis für ihre umfangreiche Kunstsammlung, begleitet von zahlreichen Atelierbesuchen und Reisen, um Kunst vor Ort zu erleben und in ihrem Entstehen zu begreifen. Schon damals fanden hochkarätige Werke Eingang in die Privatsammlung.
Anfang des Jahres 2022 wurde ein Gutachten veröffentlicht, das Horten selbst in Auftrag gegeben hatte, um die Vergangenheit ihres Mannes Helmut Horten (1909-1987) aufzuarbeiten, der wiederholt mit sogenannten "Arisierungen" während der Gründungsphase seines Kaufhausimperiums in Zusammenhang gebracht worden war. Erstellt wurde das Gutachten vom Historiker Peter Hoeres unter der Mitarbeit von Maximilian Kutzner (Uni Würzburg) und trägt den Titel "Gutachten über den Vermögens- und Geschäftsaufbau von Helmut Horten im Kontext der 'Arisierung' in der Zeit des 'Dritten Reiches'". Demnach hätte Horten keine Notsituation für jüdische Geschäftsleute herbeigeführt oder diese verschärft. Er sei zwar Nutznießer gewesen, als er Kaufhäuser von jüdischen Besitzern übernahm, habe die "Arisierung" aber nicht vorangetrieben.
Heidi Horten Collection
Die Sammlerin betonte zuletzt, dass sie bereits in einem familiären Umfeld aufgewachsen war, in dem Kunst ganz selbstverständlich zum Leben gehörte. Ihr Vater war technischer Zeichner und Graveur und fertigte Porträts seiner Tochter an, die heute Teil der "Heidi Horten Collection" sind. Als Helmut Horten 1987 starb, erbte Heidi Horten das gesamte Vermögen des Milliardärs und gründete wenige Jahre später die Helmut Horten Stiftung. 1994 heiratete sie den französischen Blumengroßhändler Jean-Marc Charmat, von dem sie sich später wieder scheiden ließ. 2015 heiratete sie schließlich Anton Goëss, dessen Nachnamen sie in ihrem Doppelnamen führt.
Seit den 1980er Jahren erweiterte Horten in Zusammenarbeit mit der früheren Sotheby's-Geschäftsführerin und späteren Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco, die nun auch als Direktorin der "Heidi Horten Collection" fungiert, ihre umfassende Kunstsammlung mit Werken des 20. Jahrhunderts bis hin zur zeitgenössischen Kunst. In der Privatsammlung finden sich u.a. Werke von Gustav Klimt, Egon Schiele, Edgar Degas oder Pablo Picasso. Sie besitzt auch zahlreiche Werke des deutschen Expressionismus, der italienischen Avantgarde und der Pop-Art.
Einen großen Teil der Sammlung präsentierte sie erstmals im Jahr 2018 im Leopold Museum mit der Ausstellung "Wow!", die knapp 360.000 Besucher anzog. Aus diesem Erfolg resultierte laut Angaben der Milliardärin der Wunsch, ihre Sammlung dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 2019 gab sie ihre Pläne für ein eigenes Museum in Wien bekannt. Als Location wurde der ehemalige Hanuschhof nahe der Albertina gefunden, die Architekten The Next Enterprise adaptierten das Gebäude, das schließlich am 3. Juni mit der ersten Ausstellung "OPEN" eröffnete.
Zuletzt widmete sich Horten zunehmend dem Kunstschaffen von Gegenwartskünstler*innen. So fanden in den vergangenen Jahren etwa Arbeiten von Damien Hirst, Niki de Saint Phalle, Sigmar Polke oder Gerhard Richter Eingang in die Sammlung. In der Eröffnungsschau findet sich nun auch Constantin Lusers gigantomanischer "Vibrosaurier", der sich über zwei Ebenen erstreckt und mit der Verbindung von Tierischem und Menschlichem einen der Themenstränge der Auftaktschau symbolisiert. Auch Lena Henkes überdimensionierte Sau "UR Mutter" ist zu sehen.