Box-Weltmeisterin Nicole Wesner läuft am Life Ball für Gaultier.
Herausforderungen geht Nicole Wesner nicht aus dem Weg. Das hat sie in den letzten Jahren oft genug bewiesen: Erst als Karrierefrau, dann als Box-Weltmeisterin. Jetzt wagt sie sich auf den Catwalk - und läuft bei der Fashionshow von Jean-Paul Gaultier am Wiener Life Ball. Ein Auftritt, auf den die Wahl-Wienerin sich riesig freut, auch wenn sie zugibt, dass sie aufgeregter sein wird als vor einem Boxkampf: "Herzklopfen werde ich sicher haben und ich werde auf die Schuhe schauen und sagen, 'Bitte, bitte, haltet zu mir.'"
Die Kleiderfrage
Nicht nur ihr Outfit für die Gaultier-Show bereitete ihr Sorgen, sondern auch ihr Style für die Charity-Gala. Aber da hatte sie schnell eine großartige Idee. "Ich habe ja kein Kleid für so eine Gelegenheit", freut Wesner sich im Interview mit oe24, dass der Wiener Designer Maurizio Giambra ihr ein vollständiges Glamour-Outfit für den Red Carpet zur Verfügung stellt - Kleid, Schmuck, Clutch und Schuhe: "Es ist wunderschön, in Gold natürlich. Da fühlt man sich schon ein bisschen wie eine Diva.
Das erste Treffen mit Star-Designer Jean-Paul Gaultier gab es auch schon - und die beiden verstanden sich auf Anhieb: "Am Donnerstag war ich bei der Anprobe und habe den Monsieur Gaultier kennengelernt. Ein ziemlich cooler Typ. Der ist ganz locker, easy und die Atmosphäre ist sehr freundschaftlich. Wir haben viel gelacht."
Stigma HIV
Auch wenn der Profi-Boxern der Ausflug in die Glamourwelt großen Spaß macht, geht es ihr vor allem um den guten Zweck. Die Vorbereitungen brachten Nicole Wesner zum Nachdenken über HIV und Aids und was es bedeutet, damit leben zu müssen: "Mein erster Kontakt mit HIV war in den 80er-Jahren. Da war die Kranheit am Anfang noch total mysteriös. Niemand wusste, was es damit auf sich hat. Mein erster Kontakt mit HIV, das war eine Nachbarin. Ich erinnere mich, dass ich damals noch ein Kind war, ich wusste sie hatte HIV. Ich wusste, etwas war komisch mit dieser Krankheit. Es hat noch niemand richtig gewusst, was das ist. Ich kann mich an das erste Mal erinnern, als ich sie gesehen habe: Ich habe die Luft angehalten. Ich habe als Kind gedacht, dass ich mich so anstecken kann. Ich habe ihr die Hand nicht mehr gereicht. Wenn man sich jetzt vorstellt, du erfährst, du hast so eine Krankheit, an der du wahrscheinlich sterben wirst und um dich herum benehmen sich alle Leute, so wie ich mich als Kind verhalten habe: Eigentlich ist es eine Krankheit die total stigmatisiert war und immer noch ist. Und jetzt hat der Gery Keszler genau das Gegenteil geschafft. Das ist ein Event, wo jeder hin will, jeder spricht darüber. Von einem Extrem hat er das geschafft, über 20 Jahre, das ins andere Extrem zu bringen. Das finde ich beachtlich."
Foto: (c) Karl Grabherr
Autor: Maria Kobetic