Trauer

Ludwig Hirsch: Dunkler Tod eines Poeten

24.11.2011

Liedermacher nahm sich das Leben - Er stürzte sich aus Spitals-Fenster.
 

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Mittwoch, 18.30 Uhr: Der Künstlermanager Karl Scheibmaier ruft seinen Freund Ludwig Hirsch im Wilhelminenspital an. Der starke Raucher ist mit einer Lungenerkrankung eingeliefert worden. „Er war guter Dinge“, so Scheibmaier, „denn er sollte am Freitag entlassen werden.“ Immerhin habe man bereits an einer 2012er-Tournee und einer neuen CD gearbeitet.

Donnerstag früh erfährt Scheibmaier vom plötzlichen Tod des 65-Jährigen. Er hat sich telefonisch von seiner Ehefrau Cornelia Köndgen verabschiedet und sich anschließend aus dem Spitalsfenster gestürzt. „Ich dachte“, so Scheibmaier, „das ist nicht möglich!“

Trauer
Der gebürtige Steirer Ludwig Hirsch sah sich zwar nie als Austropopper (Filmemacher Rudi Dolezal: „Er sagte mir einmal,: ,Austropop klingt wie Austropopsch!‘“), zählte aber zu Österreichs bedeutendsten Liedermachern. Mit dem Album Dunkelgraue Lieder feierte er 1978 den Durchbruch. Zuletzt brachte er alle Songtexte in dem Band Ich weiß es nicht, wohin die Engel fliegen heraus und nahm das Hörbuch Ludwig Hirsch liest … auf.

Allrounder
Auch als Mime machte der Bühnen-Allrounder Furore. Er trat in der Josefstadt und am Volkstheater auf. Ex-Prinzipalin Emmy Werner: „Hirsch war voller Witz, Selbstironie und Nachdenklichkeit – vielleicht etwas zu viel Nachdenklichkeit.“ Im Fernsehen brillierte er im Tatort als Millenniumsmörder.

Dunkelgrau schienen auch seine Gesundheit und sein Gemüt. 2003 musste Hirsch eine Volkstheater-Premiere absagen. 2007 wurde er wegen einer Schlafmittelvergiftung ins Krankenhaus Neunkirchen eingeliefert. Und auch in seinen Liedern „blinzelte der Tod immer wieder hervor“, kommentiert Manager Scheibmaier. „Komm, großer, schwarzer Vogel, komm zu mir!

Spann’ deine weiten, sanften Flügel aus /und leg s’ auf meine Fieberaugen! / Bitte, hol’ mich weg von da!“ Die Zeilen aus dem Hirsch-Chanson Komm großer schwarzer Vogel klingen wie eine frühe Ahnung des zu frühen Endes.

Absage
Zuletzt musste Hirsch krankheitsbedingt die geplanten Interviews zum neuen Hörbuch canceln. Auch war von einer möglichenLungen-OP im Dezember samt Rehab die Rede.

Der Komponist Christian Kolonovits, ebenfalls ein Wegbegleiter Ludwig Hirschs: „Er war ein großer Kollege. Ich bin so traurig, dass ich sprachlos bin.“

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Manager Scheibmaier sprach noch Mittwoch mit Hirsch

ÖSTERREICH: Ludwig Hirsch war wegen einer Lungenerkrankung ins Spital gekommen – hatte er Lungenkrebs?
Karl
Scheibmaier: Davon habe ich nichts gewusst. Ich wusste natürlich, dass seine Lunge seit Jahren in einem schlimmen Zustand war. Und wir drängten ihn auch, mit dem Rauchen aufzuhören. Aber leider rauchte er bis zum Schluss.

ÖSTERREICH: War er ein unglücklicher Mensch?
Scheibmaier
: Einmal, als wir in Bern durch den Bahnhof eilen mussten – weil wir sonst den Flieger versäumt hätten –, sagte er zu mir: „Bitte, Karli, lass’ mich sterben!“ Auch ich hatte durch die lange Zusammenarbeit mit ihm schon ein ganz anderes Verhältnis zum Tod. Bei jedem Lied von ihm blinzelte einem der Tod zu.

ÖSTERREICH: Wie hat er sich gefühlt, als Sie ihn zum letzten Mal sprachen?
Scheibmaier
: Er war guter Dinge. Wir hatten ja schon an der 2012er-Tournee und einer neuen CD zu arbeiten begonnen.

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Pop-Filmemacher Rudi Dolezal erinnert sich an Hirsch

ÖSTERREICH: Wie haben Sie als Filmemacher Ludwig Hirsch in Erinnerung?
Rudi Dolezal:
Für meine Serie Berühmt in Österreich hab’ ich mit ihm ein zweistündiges Interview geführt. Und für seinen Hit Gö du magst mi haben wir uns entschlossen, das erste „One-Shot-Video“ in Österreich zu drehen – also eine mehrminütige Aufnahme ohne einen einzigen Schnitt.

ÖSTERREICH: Welcher Satz ist Ihnen vom Interview mit Hirsch am nachdrücklichsten im Gedächtnis geblieben?
Dolezal:
Er sagte ja immer – und eben auch in diesem Interview –, dass er kein Austropopper sein will. Denn Austropop klinge in seinen Ohren so nach „Austro­popsch“. In meinen Augen war er ein Dichter – ein Dichter mit Musik.

ÖSTERREICH: Auf seiner letzten CD verewigte er die Damen …
Dolezal:
Er war der Ansicht, dass die Frauen – ob Oma oder Kindermädel – für die Rettung des Planeten zuständig seien.

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