Er litt an Krebs
Ludwig Hirsch hat sich das Leben genommen
24.11.2011
Tragisch: Der Musiker stürzte aus dem Fenster eines Krankenhauses.
Österreich trauert um eine Musiklegende: Ludwig Hirsch ist tot. Er beging im Alter von 65 Jahren Selbstmord, wie bekannt wurde. Er habe sich im Wiener Wilhelminenspital aus einem Fenster gestürzt. Um sieben Uhr habe man seinen Leichnam entdeckt. Zuvor habe er sich von seiner Frau Cornelia Köndgen am Telefon verabschiedet. Angeblich litt Hirsch an Lungenkrebs und wurde im Pavillon 26, der Lungenabteilung des Spitals, behandelt.
Kondolenzbuch: Hier können Sie Abschied nehmen.
Die Ehefrau des Künstler bestätigte seinen Tod, machte zu den Umständen aber keine Angaben. Auf "ausdrücklichen Wunsch der Angehörigen" gebe es auch aus der Klinik keine weiteren Auskünfte zu diesem tragischen Todesfall.
Die Wiener Polizei bestätigte, dass der Liedermacher Ludwig Hirsch am Donnerstag in der Früh unter einem Fenster im Wilhelminenspital tot aufgefunden wurde: "Wir gehen von Selbstmord aus."
Auszeichnung im Juni
Als gebürtiger Steirer begeisterte Hirsch seine Fans mit Liedern urwienerischen Zuschnitts. Erst im Juni erhielt er den "Goldenen Rathausmann". "Ich bin eigentlich Wiener, ich wurde nur zufällig dort geboren", so Hirsch damals.
Noch im Frühjahr diesen Jahres war er im Rahmen seiner "Gänsehautnah"-Tour auf österreichischen, deutschen und Schweizer Bühnen zu sehen. Es sollte für seine Fans die letzte Gelegenheit sein, die düsteren Songs von Ludwig Hirsch live zu erleben.
"Prägender Künstler"
"Ludwig Hirsch ist ein Teil der österreichischen Seele. Er gehörte zu den prägenden Künstlern der zeitgenössischen Musikszene unseres Landes", ist Bundesministerin Claudia Schmied betroffen, "Sein tragischer Tod beraubt Österreich einer wichtigen Stimme der Gegenkultur. Wir werden ihn als Schauspieler, Liedermacher, Erzähler und als Mensch, dem man gerne zuhörte, vermissen."
"Ludwig Hirsch war Erzähler und gleichsam Anwalt der Geschichten, die er als Liedermacher, aber auch als Schauspieler den Leuten nahe brachte", zeigt sich auch Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny erschüttert über den Tod des erfolgreichen Künstlers. "Er hörte, was andere nicht hören oder nicht hören wollen; sah, was andere nicht sehen oder nicht sehen wollen. Und Ludwig Hirsch machte sich zum Anwalt dessen, was er hörte und sah."
"Ludwig Hirsch wird uns fehlen", schloss Mailath betroffen.
"Mit seinen Liedern hat Hirsch auf sehr eindringliche Art und Weise immer Tabuthemen angesprochen und mit seinen makaber-morbiden Texten Bilder in den Köpfen ausgelöst, die wohl niemanden kalt gelassen habe", drückte ÖVP Wien Kultursprecherin LAbg. Isabella Leeb ihre Trauer aus, "Es ist schwer zu begreifen, dass uns Ludwig Hirsch bereits so früh und auf tragische Weise verlassen hat. Er hat uns ein Werk hinterlassen, das sicher noch sehr lange nachwirken wird. Unsere Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei seinen Freunden und seiner Familie."
Tief betroffen vom Ableben des Musikers zeigte sich dessen langjähriger Manager Karl Scheibmaier. "Es ist jemand von uns gegangen, der für mich einer der größten Künstler der vergangenen 70 Jahre war. Ludwig Hirsch hat Sachen niedergeschrieben, die niemand sonst gemacht hat." Scheibmaier strich im Gespräch mit der APA auch Hirschs Poesie und seinen Mut hervor, "Sachen von der Bühne runter zu sagen", was sonst kaum jemand gewagt habe.
"Mit Ludwig Hirsch geht eine weitere Legende der kritischen, hintergründigen Kunst von uns", zeigt sich Klaus Werner-Lobo, Kultursprecher der Grünen Wien, erschüttert über die Nachricht vom Tod des Liedermachers. "Das sind dunkelgraue Tage für Wien. Ich verneige mich tief vor diesem Jahrhundertkünstler, der in seinen Texten und seiner gesamten Ausdruckskraft kein Tabu scheute und damit umso unmittelbarer und mit unnachahmlicher Poesie die großen Themen des Lebens berührte."