Africa Race geht ins Finale. Moretti und Bloéb wollen das Ziel erreichen.
Sandstürme, sengende Hitze und körperliche Qualen: Nach einem Ruhetag in Dakhla, Marokko, brachen die Benzinbrüder Tobias Moretti und Gregor Bloéb ihre Zelte um 4 Uhr früh und bei eisiger Kälte ab, um weitere 372 km bei heißen Temperaturen bis nach Mauretanien zurückzulegen. Neben körperlichen Strapazen stehen die beiden mittlerweile täglich vor neuen Herausforderungen: „Die Sicht war ganz diffus, wir befinden uns ein, zwei Tage vor einem richtigen Sandsturm. Zu Beginn der Etappe war ich gut unterwegs, dann bin ich allerdings vorgeprescht und wenn man dann ganz allein vorne ist, dann fühlt man sich doch plötzlich unwohl, weil man glaubt, man ist falsch. Ich hab dann fünf Minuten gewartet und wir sind mehr oder weniger in einem Pulk von acht Leuten ins Ziel gefahren“, freut sich Bloéb bei seiner Ankunft.
Von Durchatmen kann aber nach wie vor keine Rede sein, denn bis zur geplanten Zielankunft in Dakar am 9. Jänner stehen noch zahlreiche Dünenpassagen im Weg. Die Brüder schlagen sich dennoch wacker: Gesamt liegt Moretti auf Platz 15, während Bloéb den 9. Platz verteidigt.
"Du spürst die Hände nicht"
ÖSTERREICH: Wie erleben Sie Ihr Wüsten-Abenteuer?
Tobias Moretti: Mit demütiger Freude muss ich sagen, ich bin über den Berg. Ich habe zeitweise nicht mehr gewusst, wie das weitergehen soll.
ÖSTERREICH: Sind Sie an Ihre Grenzen gestoßen?
Moretti: Jeden Tag einige Male. Man weiß vorher gar nicht genau, was einen da tatsächlich erwartet – die Rallye übertrifft positiv wie negativ alles. Das Brutalste, was man sich vorstellen kann, wird potenziert.
ÖSTERREICH: Und wie geht es Ihnen körperlich?
Moretti: Nach dem dritten Tag spürst du die Hände gar nicht mehr, weil du dich so sehr am Motorrad festklammerst. Aber das wird besser und sonst tut dir nur der Hintern weh, wenn du über einen großen Stein drüber bretterst.
ÖSTERREICH: Stellt man sich mitten in der Wüste nicht auch die Frage: Warum tu ich das jetzt eigentlich, warum tu ich mir das an?
Moretti: Nachdem die erste Sonderprüfung sehr gut gegangen ist, hab ich mich am zweiten Tag verfahren und war 13 Stunden am Motorrad unterwegs. Da konnte ich mich gar nicht mehr erholen und war irgendwie gebrochen. Dann denkt man an die Mama, die mit Gürtelrose daheim liegt; wahrscheinlich wegen uns, weil die nervliche Belastung so groß ist. Und da füllt man so manche stumme Träne in die Brille hinein. Das ist schon brutal, grenzwertig.
ÖSTERREICH: Sie haben Silvester ohne die Familie verbracht, Gregor hat seinen Geburtstag während der Rallye gefeiert – vermissen Sie Ihre Liebsten?
Moretti: Das war ja alles lange geplant. Wir und auch die Familie haben schon vor einem Jahr gewusst, wo wir sind. Da bereitet man sich ja drauf vor.