Vogue
Anna Wintour in Teufels Küche
20.09.2009
"Nuclear Wintour“ oder „Ice Queen“ sind noch die nettesten Spitznamen, die hinter Anna Wintours Rücken fallen. Die Story über die VOGUE-Chefin.
Man sagt ihr nach, sie sei eiskalt, arrogant und rücksichtslos. Selbst gefeierte Modezaren zittern, wenn Wintour die neuesten Kollektionen inspiziert und bewertet. Daumen hoch oder Daumen runter haben bereits über so manche Existenz entschieden. Nach zwei Jahrzehnten Regentschaft – Wintour wurde 1988 Chefin der US-Vogue – könnte der Spuk nun bald vorbei sein. Der Kassenschlager „Der Teufel trägt Prada“, der 2007 ein Millionenpublikum ins Kino lockte, ist damit aktuell wie nie (und ab Freitag, den 25. September, exklusiv für Sie in Ihrer Trafik mit ÖSTERREICH-Scheck um 8,90 Euro zu haben. Siehe auch Info unten). Doch anders als Miranda Priestly (gespielt von Meryl Streep, die für ihre Rolle einen Golden Globe einheimste), die den Sitz auf ihrem wackligen Thron doch noch verteidigen kann, droht dem echten „Teufel“ endgültig die Demontage.
Zu teuer
Die Umsätze des Medienimperiums Conde Nast schwinden,
obwohl die aktuellen Hefte der Vogue (von Deutschland bis USA) aufgrund des
neuen Saisonstartes zwischen 700 und 800(!) Seiten zählen, und damit dicker
als Telefonbücher sind. Dennoch musste das von Wintour betreute
Schwesternblatt Vogue Living bereits eingestellt werden, Men’s Vogue wurde
von neun auf zwei Erscheinungen pro Jahr reduziert, bei Vogue International
wurden Hunderte Mitarbeiter gekündigt und strengste Sparmaßnahmen verordnet.
Mit ein Grund für den strengen Sparkurs des Verlages: Wintour, die
kolportierte zwei Millionen Dollar pro Jahr verdient, soll das Geld für die
Heftproduktionen in den letzten Jahren zum Fenster hinausgeworfen haben,
Fotostrecken von 100.000 Dollar und mehr (für Fotograf, Models, Requisiten
etc.) waren keine Seltenheit.
Unbeliebt
Der milliardenschwere Conde Nast Verlags-Boss S.I.
Newhouse (81), Wien-Fan und häufiger Österreich-Besucher, muss ob der
Finanzkrise nun die Notbremse ziehen. Früher galt die Selbstherrlichkeit,
mit der Wintour Geld für überteuerte Fotoproduktionen aus dem Fenster
schmiss, als kultig. Inzwischen ist für Herausgeber Newhouse die
Verschwendungssucht seiner Chefredakteurin nicht mehr tragbar. Und Wintours größte
Rivalin Carine Roitfeld (54), Chefin der französischen Vogue, kommt
kostenmäßig bei der Erstellung ihrer Hefte wesentlich bescheidener über die
Runden. Sie steht zusammen mit der Chefin der Russischen Vogue im Kopf an
Kopf Rennen um die neue Regentschaft der US-Vogue. Wie unbeliebt Wintour in
der Branche ist, war spätestens seit dem Film „Der Teufel trägt Prada“ der
breiten Öffentlichkeit bekannt. Wintours Ex-Assistentin verarbeitete ihre
Erfahrungen in einem Roman, der als Filmvorlage diente. Gespielt wird sie
von Anne Hathaway, die sich von der despotischen Chefin peinigen lässt, bis
sie der Vogue den Rücken kehrt.
Mode-Ikone & Mutter
Wie nahe Film und Realität beieinander
liegen, bestätigt auch die jüngst präsentierte Dokumentation „The September
Issue“. Der Streifen handelt von der mit 840 Seiten stärksten Vogue aller
Zeiten im September 2007. Wintour zeigt sich darin sowohl als kühle
Despotin, als auch coole Mutter. Und Tochter Bee Shaffer (22) gesteht in der
Doku, dass sie von Mode keine Ahnung hat und ihr die Glamour-Welt der Mutter
schnuppe ist. Wintour selbst sagt: „Mein Beruf wird zu Hause nicht ernst
genommen...“