Aribert Reimanns neues Werk "Medea" wird an der Wiener Staatsoper uraufgeführt. Marlis Petersen singt die Titelrolle.
Marlis Petersen gilt als Spezialistin für neue Musik. Ihre berühmteste Rolle ist Alban Bergs Lulu, die sie demnächst auch an der New Yorker Met singen wird; letztes Jahr war sie als Aphrodite in Henzes Phaedra bei den Wiener Festwochen zu erleben, davor hatte sie an der Semperoper Dresden Manfred Trojahns La grande magia aus der Taufe gehoben.
Nun hat Aribert Reimann, unter den Neutönern der am meisten aufgeführte Opernkomponist, für die deutsche Koloratursopranistin ein neues Werk geschrieben, das am Sonntag in der Wiener Staatsoper zur Uraufführung kommt: Medea basiert auf Grillparzers Trilogie Das goldene Vlies und ist Reimanns neunte Oper.
Viele Farben
„Ich schreibe immer für bestimmte Stimmen“, sagt
der gefeierte Vokalkomponist. „Bei der Zauberin Medea habe ich an Marlis
Petersens Stimme gedacht, einen lyrischen Sopran mit dramatischen
Koloraturen und unendlich vielen Farben.“
Wie schwierig ist es für Petersen, eine Frau zu spielen, die ihre Kinder tötet? „Natürlich ist es schwer, einen Zugang zu ihr zu finden“, sagt die Sängerin. „Sie hat Jason abgöttisch geliebt, für ihn alles aufgegeben, und nun lässt er sie in Griechenland sitzen und will ihr auch noch die Kinder wegnehmen. Das verkraftet sie nicht, der Verlust der Kinder bricht ihr das Herz.“
Schmerz und Wut
Die Medea bezeichnet sie als „die schwierigste
Partitur, die ich je gelernt habe. Ich habe drei Monate gebraucht, bis ich
Land gesehen habe. Am Anfang war das nur ein mathematisches
Auseinanderklauben von Rhythmen und Notenwerten.“ Mittlerweile ist sie von
der Rolle begeistert: „Medea steht die ganze Zeit auf der Bühne. Ihr Klang
ist aufgeraut, mit tiefen Holzbläsern und Streichern, sie hat große
Ausbrüche mit irrsinnig hohen Koloraturen, die kommen aus einem inneren
Schmerz, Wut und Enttäuschung.“