Doherty begeisterte mit Top-Konzert
30.03.2010
Zum Konzert im Wiener Flex fuhr Pete Doherty mit der Bahn an. Beim Konzert glänzte er als Spitzenmusiker.
Die Strecke Wien-Graz (144 Kilometer) im Flugzeug, die 386 Kilometer zwischen Innsbruck und Wien jedoch im Zug. Skandal-Rocker Pete Doherty (31) wurde rund um seinen Austro-Trip samt Rüpel-Attacken gegen Omis seinem Ruf als (w)irrer Zeitgenosse mehr als gerecht.
Mit Bahn nach Wien
Für sein Sensationskonzert im Club Flex
(siehe Kritik im Kultur-Teil) kam er sonntags um 14.40 Uhr mit dem EC561 am
Westbahnhof an. 102,20 Euro für 4:46 Zugstunden in der ersten Klasse. Als
„Unterhaltungsprogramm“ hatte der Ex-Lover von Kate Moss
dabei gleich zwei blonde Jung-Groupies im Schlepptau...
Aufregung gab es beim Zwischenstopp in Salzburg: Eine Windböe wehte seinen
geliebten Schlapphut auf die Schienen, und ehe Doherty nachspringen konnte,
fuhr auch schon ein Zug darüber. Zum Glück fand sich gleich in Bahnhofsnähe
ein Ersatzhut...
Top-Konzert im Flex
Bei Pete Doherty
weiß man nie, was einen erwartet: weder ob die Konzerte überhaupt
stattfinden (acht Austro-Absagen in vier Jahren), noch wann sie beginnen
(Verspätungen bis zu vier Stunden) oder wie sie ablaufen. Vom totalen, von
Drogen gezeichneten, Reinfall bis zur Musik-Offenbarung ist alles
möglich.
Letzteres gab es Sonntagabend. Dort, wo Doherty anno
2006 einen wahnwitzigen 50-Minuten-Gig samt absurdem Zwischenspiel auf der
dichtbefahrenen Roßauer-Lände lieferte, ließ er nun über eineinhalb
Stunden lang sein viel gerühmtes Musik-Genie aufblitzen.
One-Man-Jukebox
Erstaunlich nüchtern, fidel und optisch gar
nicht so abgewrackt wie sonst präsentierte er sich als feine
One-Man-Jukebox. Vor aufdringlicher Peter-Doherty-Leuchtreklame und nur mit Akustikgitarre
bewaffnet, lieferte er einen überzeugenden Mix aus Libertines-Klassikern
(Dilly Boys), Babyshambles-Hits (Beg Steal And Borrow) und den Highlights
aus dem Soloalbum Grace
Wastelands
Das ganze zu einem Teenie-Kreischalarm à la Tokio
Hotel. Im ständigen Fan-Kontakt samt Bier- und Zigarettentausch (!)
gab’s zum Finale noch Coverversionen von Bob Marley (Three
Little Birds) und von den Talking Heads (Psycho Killer) sowie Fuck
Forever, seine Hymne an Kate Moss. Ein Ereignis – für
Konzert-Katastrophen-Touristen zwar enttäuschend, für Musikliebhaber jedoch
grandios.