Neues Album
Garish spielen ihren "Trumpf" aus
06.02.2014
Arbeiten innerhalb der Band als "Wechselspiel zwischen Zärtlichkeit und Zweifel".
Mit reduziertem Sound ausgestattet hat die burgenländische Band Garish ihr Album "Trumpf" ausgespielt. "Streichorchester und Bläser - früher das Um und Auf - sind nicht mehr notwendig", erklärte Drummer Max Perner im Gespräch mit der APA. Das Arbeiten innerhalb der Band hat sich dabei erneut als ein "Wechselspiel zwischen Zärtlichkeit und Zweifel" erwiesen.
Hier eine kleine Hörprobe "Auf den Dächern"
Trotz Erfahrung keine Routine
Das Indie-Pop-Quintett hat zwar seit der Gründung 1997 bereits das siebente Album fertiggestellt, Routine ist aber keine festgestellt worden. "Es war für uns, als ob wir das Zweite machen, denn mit dem vorigen Album wurde etwas aufgebrochen, was völliges Neuland für uns war", beschrieb Sänger und Texter Thomas Jarmer die Ausgangslage vor den Aufnahmen, die in der Cselley Mühle Oslip stattfanden. Grundsätzlich gelte, dass Garish "keine 'Sänger-Band'-Konstellation hat, sondern eine Gruppe von fünf Leuten mit fünf Stimmen" sei.
Ausbruch aus dem Alten
Der Aufbruch erfolgte 2010 mit dem Album "Wenn dir das meine Liebe nicht beweist" (Schoenwetter), als man das selbst auferlegte Pop-Konzept mit seinen Limitierungen hinter sich ließ. Diese Neuausrichtung hat für Jarmer aber nichts mit dem Ausflug zu Universal zu tun: "Dem würde ich keinen Stellenwert für unsere Musik zuschreiben", kommentierte er die einmalige Veröffentlichung auf einem Major-Label, die 2007 mit dem Album "Parade" erfolgte.
Live-Bands und auf CD gebrannt
Als Produzenten wählte man für "Trumpf" nun wieder Thomas Pronai, der den Sound auch jenseits des Mischpults beeinflussen sollte: "Wenn es ein Ziel gab, dann war es der Wunsch des Produzenten, einmal den Live-Bandsound auf eine Platte zu bringen", so Jarmer. Trotzdem gelang es, die opulente Wirkung vom Klang, das Räumliche beizubehalten. Denn die Beschränkungen hatten eine motivierende Wirkung: "Es hat sich gezeigt, dass man bei eng gesteckten Grenzen auch an diese stoßen will", fasste Jarmer diese zusammen.
Songwriting stark verändert
"Alte Bekannte" war der erste Song, der unter diesen Bedingungen entstand. Ein "großmütiger und übermütiger Startschuss" war das erste fertige Stück im Rückblick. "Hier gab es eine lange Phase des Herantastens. Ein Mantra-artiger Gesang trifft bei dieser Nummer auf instrumentelle Wiederholungen beim Gitarrenspiel. Überhaupt ist der Loop ein prägnantes Mittel auf "Trumpf". "Es zeigt, dass sich das Songwriting stark verändert hat", so Perner auf die veränderten Songstrukturen angesprochen.
Wechselspiel zwischen Zärtlichkeit und Zweifel
Die Veränderung hat bei Garish jedenfalls fast programmatischen Charakter, denn man könne die Arbeit an jedem Album auch als eine Art Neugründung der Band verstehen - wobei sich die Dominanzfelder innerhalb der Band immer aufs Neue verschieben. "Es ist immer eine Momentanaufnahme und auch ein Tauziehen, an wem man sich orientieren kann. Ein Wechselspiel zwischen Zärtlichkeit und Zweifel", definierte Jarmer.
Fazit
Eine Aufgabe gibt es bei Garish, nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen Solo-Projekte der Bandmitglieder, so vor jedem Album aufs Neue zu lösen: "Zwischen den Platten entfernen wir uns immer weit voneinander und das Annähern ist ein Kraftakt, das war auch diesmal so." Herausgekommen ist ein Erwachsenen-Pop-Album mit Texten als "Mikrokosmos, der ungebunden ans momentane zeitliche Geschehen ist" - und zugleich "ein lauteres Album, als dies je zuvor der Fall war."