Holenders Abschieds-Matinee
21.06.2010
Mit Standing Ovations dankte das Publikum der Staatsoper Ioan Holender Sonntag Abend für eine gelungene Matinee.
Ioan Holender inszeniert seinen Abschied als Direktor effektvoller und vor allem erfolgreicher als mancher der von ihm engagierten Regisseure ihre Opern. Gestern hat er in einer Matinee das ziemlich volle Haus nicht nur mit klugen Anmerkungen zur eigenen Karriere, zu Kunst und Politik erfreut, sondern auch für einen enormen Unterhaltungswert gesorgt. Er saß Sony-Music-Chef Bogdan Roscic, vor allem aber ORF-Moderator Armin Wolf gegenüber, hatte sich also zwei der besten Fragesteller zugemutet.
Pseudonym für die Kronen Zeitung
Wolf, ab heute wieder als
ZiB2-Anchorman aktiv, konnte dank der von ihm gewohnten perfekten Recherche
den widerstandskräftigen Holender auch durch eine einzige Frage in
Verlegenheit bringen.
Der Direktor musste zugeben, dass er tatsächlich
vor rund zehn Jahren ein paarmal unter Pseudonym für die Kronen
Zeitung Kritiken über Aufführungen ausländischer Opernhäuser geschrieben
hat. Warum unter Pseudonym? „Ich schreibe gerne“, so Holender, „ich wollte
nicht, dass man weiß, dass ich das bin.“
Respekt
Im Wechsel von Frage und Antwort gab’s bei der Matinee viele
Lacher und viel Beifall. Ob Holender sich selbst gern als Chef gehabt
hätte? „Eher nein – aber ich hätte den Mann respektiert.“ Es sei „von den
Politikern stupid, nicht zu merken, dass die Musik heute die letzte
Strahlkraft dieses kleinen Landes ist“. Die Kino-Übertragungen aus der New
Yorker „Met“ seien „Inzest-Opern“. Weshalb er heute bekannter sei als manche
Regierungsmitglieder? „Das muss wohl an der Regierung liegen.“
ORF
Unverständlich, dass der ORF von dieser Matinee nur Ausschnitte
verwenden will, statt eine vernünftig geschnittene einstündige Sendung
daraus zu machen. Die Aufzeichnung ist in der Staatsoper vorhanden, beste
Unterhaltung garantiert. Jetzt wollen wir doch sehen, ob der ORF noch
flexibel genug ist und schnell reagieren kann.