Skandalmimin Lindsay Lohan als Lugners Gast sorgt für Gesprächsstoff in der feinen Gesellschaft. "Verlugnert" der Opernball?
Die Renommierveranstaltung für Regierung und finanziell potentes Klientel ist in Gefahr! Und das just zum 75. Geburtstag des Wiener Opernballs. So befürchten es zumindest jene, die der Meinung sind, der Staatsball falle zusehends der „Verlugnerung“ anheim. Ihren Höhepunkt erreichte die Diskussion, als der in die Jahre gekommene Baumeister samt Teenieanhang „Katzi“, „Tschäki“ und deren Freund Helmut bei der alljährlichen Pressekonferenz seinen Stargast, Hollywoodstarlett Lindsay Lohan, bekannt gab.
Düpiert
Unübersehbares Naserümpfen in der Hautevolee. Macht
doch Lohan mehr durch skandalöse Auftritte in der Klatschpresse,
Drogenexzesse und Auftritte zu Gericht denn durch künstlerische Leistung auf
sich aufmerksam. Und genau die hat sich Ballchefin Desirée Treichl-Stürgkh
doch so sehnlichst gewünscht, wie sie im MADONNA-Interview
erklärte: „Opernball – Lugnerball! Es tut mir in der Seele leid, dass der
künstlerische Aspekt untergeht. Natürlich muss der Ball Spaß machen, Stars,
Glitzer und Glamour verkörpern. Aber“, so Treichl mit erhobenem Zeigefinger,
„dabei darf die Seriosität nicht verloren gehen.“
Demokratisch
Volksnaher gibt sich da Claudia Reiterer, die
am 11. 2. erstmals live für den ORF aus der Staatsoper berichten wird
(MADONNA berichtete exklusiv). „Nachdem es ein Ball für Österreicher ist,
muss jeder dort Platz haben“, verteidigt sie Lugner und seine wenig
staatstragende Entourage. „Ich habe vor jedem Respekt – auch vor Richard
Lugner.“ Dem Wunsch der Ballorganisatorin wird beim
Eröffnungszeremoniell – 13 Solosänger der Staatsoper singen ein klassisches
Potpourri aus 14 Liedern; Chopin und Mahler stehen im Jubiläumsjahr im
Vordergrund – stattgegeben. Und der scheidende Direktor Ioan Holender setzt
mit einem Abschiedslied (kolportiert wird die Sinatra Hymne „I Did It My
Way“) ebenfalls ein künstlerisches Markerl.
Damenhaft
Doch Lohan konterkariert mit ekstatischen Nacktfotos
den gut situierten Künstlerball. „Das arme Mädchen. So ein schweres Leben“,
subsumiert ORF-Kulturlady Barbara Rett (sie interviewt beim Opernball
die Künstler), nachdem sie über Lohans Biografie in Kenntnis gesetzt wurde
(„Ihr Name klingt schön, wie der eine Countrysängerin“, so Rett). Und auch
Opernballstammgast Martina Fasslabend (im Hauptberuf Lehrerin) fordert
Solidarität: „Lohan ist ein junges Mädchen. Da muss man Toleranz haben.“
Doch auch sie ortet einen Imageverfall beim Ball der Bälle. „Früher hatte
der Lugner seriöse Gäste. Die Loren, Sarah Ferguson. Absolute Stars. Ich
kann mich leider nicht erinnern, wann das gekippt ist.“
Uwe Kröger hat die Lösung für das Jammern auf hohem Niveau: „Wenn man mit dem Lugnergast nicht zufrieden ist, muss man eben ein Gegenangebot machen. Und selbst einen Star holen.“ Ollaweil.
Claudia Reiterer im Interview
Sie moderieren heuer zum ersten Mal den Opernball. Aufgeregt?
Claudia Reiterer: Die Nervosität ist schon sehr groß, hält sich aber insofern in Grenzen, weil ich weiß, dass das Team um mich herum das schon oft und lang gemacht hat. Aber für mich geht schon ein Traum in Erfüllung. Ich hoffe, dass ich es gut machen werde.
Was sagen Sie zu Richard Lugners Opernballgast Lindsay Lohan?
Reiterer: Vom Namen her war sie mir bekannt, aber ad hoc hätte ich keinen einzigen Film mit ihr nennen können. Ich nehme aber an, dass der Alfons sie interviewen wird. Deshalb brauche ich mir nicht zu viele Gedanken zu machen (lacht).
Viele sind der Meinung, der Opernball verkomme immer mehr zum Lugnerball...
Reiterer: Nachdem es ein Ball für die Österreicher ist, muss jeder dort Platz haben. Ich habe sowieso Respekt vor jedem – auch vor Richard Lugner. Das Abqualifizieren von Menschen liegt mir nicht.
Sie moderieren mit Alfons Haider zum größten Teil aus der Mittelloge heraus, haben unter anderen den Bundespräsidenten vorm Mikrofon. Darf man auch mal freche Fragen stellen?
Reiterer: Frech ist vielleicht der falsche Ausdruck: Unterhaltsam sollen sie sein und vor allem eines: charmant.
Wird Ihr Mann Lothar Lockl die Daumen drücken?
Reiterer: Ja, aber von zu Hause aus. Es werden ein paar Freunde eingeladen, und die schauen sich das gemeinsam an. Ich bin gespannt, ob mein Sohn Julian (4, Anmerkung) so lange aushält.
Wird man die „Dancing Queen“ auch tanzen sehen?
Reiterer: Ich hoffe, dass ich zum Walzen komme. Ich könnte jetzt natürlich sagen, dass ich den Opernball nur moderiere, um wieder einmal tanzen zu können.
Barbara Rett im Interview
Sie interviewen die „wahren“ Künstler am Opernball. Was würden Sie Lindsay Lohan fragen?
Barbara Rett: Sie lebt in einer Welt, die ich nicht kenne, aber sie tut mir leid. Dabei klingt ihr Name sehr schön. Wie der einer Countrysängerin. Aber ich kenne mich zu wenig aus, deswegen würde ich sie nur ungern interviewen.
Hatten Sie schon mal ein Erlebnis der „dritten Art“ mit einem Lugner-Gast?
Rett: Paris Hilton hat mich doch sehr überrascht. Obwohl ich mich in der Mittelloge versteckt habe, als sie zum Interview kam, ist sie direkt auf mich zugekommen und hat mein Kleid mit den Worten: „You have such a beautiful dress. I admired you from downstairs“, gelobt. Das war doch sehr nett. Ich finde deshalb, jeder sollte die Chance haben, so beurteilt zu werden, wie er sich tatsächlich gibt. Warum ist der fünfte Opernball für Sie wunderschön?
Rett: Weil man nie weiß, was der Abend bringt. Wie Weihnachten. Einmal sind mein Mann und ich bis zum Schluss geblieben. LH Erwin Pröll, den ich damals nicht kannte, war auch noch da. Spontan haben wir Boogie getanzt. Er ist ein toller Boogie-Tänzer. Das sind Dinge, die kann man nicht planen.
Sie besuchen auch den Kaffeesiederball...
Rett: Den finde ich besonders nett, weil man dort nur schöne Frauen sieht. Keine dort hat so viel Geld, um ein geschmackloses Kleid zu kaufen.
Uwe Kröger im Interview
Sie haben schon viele Lugner-Gäste am Opernball gesehen. Ihre Meinung zu Lindsay Lohan?
Uwe Kröger: Ich bin sicher kein großer Fan von Richard Lugner, aber er hat dem Ball über Jahrzehnte schon viele große Stars gebracht. Und jetzt bringt er halt die Lohan. Wodurch ist die nochmal berühmt geworden? Dadurch, dass sie eine drogenabhängige, sich in den Klatschspalten aufhaltende Person ist (lacht)? Ich finde es gut, dass er jedes Jahr Gäste zum Ball bringt, obwohl es nicht seine Aufgabe ist.
Ballchefin Desirée Treichl-Stürgkh wünscht sich, dass im Mahler- und Chopinjahr die Künstler im Vordergrund stehen...
Kröger: Dann sollte sie sich aus dem Fenster lehnen und etwas draus machen. Große Pianisten holen, ein Gegenangebot machen. Wenn es das aber nicht gibt, dann steht eben der Lugner mit seinen Gästen im Mittelpunkt.