Lolita-Prinzip

Kritiker können uns mal

19.12.2009

Franz Müntefering findet nach dem tragischen Krebstod seiner Ehefrau Trost und Glück bei einer 40 Jahre jüngeren.

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Die Welt applaudierte, als sich der damalige deutsche Vizekanzler und Arbeitsminister Franz Müntefering (heute 69) im November 2007 aus der Politik zurückzog, um für seine todkranke Ehefrau da zu sein. Die Welt weinte mit ihm, als Ankepetra († 63) Ende Juli ihrem Krebsleiden erlag. Heute, nur 17 Monate später, strahlt der Ex-SPD-Chef – und die Welt ist erstaunt, ja gar mokiert. Denn Franz Müntefering schloss am letzten Samstag abermals den Bund fürs Leben – mit seiner um 40 Jahre jüngeren Parteigenossin und ehemaligen Volontärin Michelle Schumann (29), in kleinem Rahmen unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor einem Standesamt in Essen. Erst im Juni hatte das ungewöhnliche Paar seine Liebe geoutet. „Erstens: es gibt sie“, erklärte Müntefering im Rahmen des ersten gemeinsamen Auftritts knapp und sich scheinbar bewusst, wie kritisch man sein Coming-out betrachten würde. „Zweitens: Sie ist hier. Und drittens: Wir mögen uns.“ Woraufhin freilich der hohe Altersunterschied kritisch beleuchtet wurde, vor allem aber auch die Frage: Wie schnell „darf“ man sich nach dem Tod des Partners wieder verlieben?

Unmoralisch oder natürlich?
MADONNA fragte bei Psychoanalytikerin Rotraud Perner nach: „Viele holen sich in der depressiven Trauerphase Kraft aus dem neuen Liebesglück. Gerade Männer verkürzen gerne die Trauerphase. Und junge Frauen wirken natürlich wie ein Antidepressivum.“ Weshalb die Expertin aber keinesfalls ausschließen möchte, dass wahre Liebe hinter solchen Beziehungen stecken kann. „Wichtig ist jedoch, dass der oder die Verstorbene Thema bleibt und die Trauer nicht verdrängt wird.“

Klaus Wildbolz & Nadine von Vöhren
„Ich glaube nicht, dass es eine Zeitvorgabe für angemessene Trauer gibt“, erklärt Schauspieler Klaus Wildbolz (72), dessen Beziehung zu Nadine von Vöhren (31) starke Parallelen zu Franz Münteferings jungem Glück aufweist. Wie der Mime kürzlich in ÖSTERREICH verriet, will auch er seine Liebe besiegeln – in Wien wird Nadine Klaus Wildbolz ehelichen. „Es macht mich dankbar, dass ich noch einmal Liebe erleben darf, nachdem ich sie schon einmal verloren habe“, schwärmt der Mime, der im Sommer 2008 seine Ehefrau Barbara (die 63-Jährige starb an Krebs) verlor. Sechs Monate später fand er in seinem Fan Nadine eine weitere Seelenverwandte.

Dass Kritiker über die ungewöhnliche Beziehung die Nase rümpfen, kommentiert Wildbolz gelassen: „Die heutige Gesellschaft ist tolerant. Alles andere fällt unter Spießbürgertum. Ich frage, wem wir mit unserer Beziehung wehtun? Wer bestimmt, wo Liebe hinfällt? Die, die hinter unserem Rücken schlecht reden, die können uns mal!“

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