Waris Dirie
Neues Buch der Wüstenblume
26.01.2010
Die Star-Autoirn Waris Dirie schreibt an ihrem fünften Buch, dass im Mai erscheinen wird. Das große Madonna Interview.
Ich freue mich zwar sehr über diesen Preis, auch wenn es mir lieber gewesen wäre, wenn ich den Film nicht machen hätte müssen“, bedankte sich Waris Dirie (geschätzte 45, ihr genaues Geburtsdatum kennt sie nicht) letzte Woche bei der Verleihung des Bayerischen Filmpreises unkonventionell, wie man die exzentrische Bestseller-Autorin kennt. „Aber es war eben notwendig, um die Menschen aufmerksam zu machen, auf das Unrecht, das Frauen in Afrika angetan wird.“ Nicht umsonst wurde Wüstenblume , die Verfilmung des bewegten Lebens der Somalierin, zum besten Film des Jahres in München gekürt – bisher sahen 1,4 Millionen Menschen ihre unfassbare Geschichte im Kino.
Abrechnung
Jetzt geht die Erfolgs-Story der Frau, die im Alter
von nur 13 Jahren, nachdem sie genitalverstümmelt wurde, aus der Wüste floh
und zum Supermodel wurde, weiter! Denn nach vier Bestsellern (die Vorlage
zum Film Wüstenblume verkaufte sich bisher über 2,5 Millionen Mal!) schreibt
die zweifache Mutter bereits an ihrem nächsten Buch. Im Mai wird Schwarze
Frau, weißes Land erscheinen. Während sie in ihren bisherigen Biografien
über die Flucht aus Somalia, ihren Kampf gegen die Genitalverstümmelung und
das konfliktreiche Verhältnis zu ihrer Mutter erzählt, zieht die – seit 2005
– eingebürgerte Österreicherin diesmal Bilanz über das Leben fern ihrer
Heimat Afrika. „Es war oft Drahtseilakt zwischen den Welten“, erzählt Waris
Dirie. „Ich wurde als Superstar gefeiert und für meine Arbeit gehuldigt. Im
Alltag wiederum hat man mich oft wegen meiner Hautfarbe schlecht behandelt.“
Aber auch ihrem Heimatkontinent Afrika widmet sie sich in Schwarze Frau,
weißes Land: „Afrika ist heute ärmer als zum Ende der Kolonialzeit – ich
fordere deshalb einen völlig neuen Ansatz von den Europäern, und den
Afrikanern.“
Bekenntnisse
Auch ihr dreitägiges Verschwinden in Brüssel im
März 2008 – ein Taxifahrer hatte Waris gegen ihren Willen mit nach Hause
genommen, die genauen Umstände liegen bis dato im Dunkeln – wird die
Menschenrechtskämpferin wohl thematisieren. „Schreiben ist für mich sicher
eine Form der Aufarbeitung“, bestätigt die inzwischen zweifache Mutter (Aleeke,
12, und Leon, 9 Monate), die in Brief an meine Mutter offen über ihr
Alkoholproblem schrieb.
On Tour
Mehr als nur Therapie ist für die ungewöhnliche
Karriere-Mutter ihr zweiter Sohn Leon. „Ihm möchte ich das geben, was ich
nie hatte – eine wirkliche Heimat.“ Doch richtig sesshaft wird die schöne
Autorin in diesem Jahr wohl kaum, ist ihr Terminkalender doch schon jetzt
bis zum Jahresende voll: Anfang Februar ist Waris Dirie Stargast beim
São-Paulo-Karneval in Brasilien, wo zeitgleich ihr Film Wüstenblume
gelauncht wird. Danach beendet die Autorin Schwarze Frau, weißes Land, mit
dem sie nach Erscheinen im Mai auf weltweite Lesereise geht. Und ganz
nebenbei ist die Power-Lady in Planung eines einzigartigen Hilfsprojektes in
Afrika. „Stillstand ist nichts für mich“, lacht Waris Dirie, die auf ihren
Reisen stets von ihrem süßen Baby begleitet wird. „Aber vielleicht setze ich
mich eines Tages dann doch zur Ruhe – auf einer Farm in Afrika.“
Frau
Dirie, haben Sie mit diesem enormen Erfolg Ihres Films gerechnet?
waris dirie: Nein. Ich habe der Verfilmung meines Buches nur zugestimmt, damit meine Botschaft noch mehr Menschen erreichen kann. Dass so viele Menschen sich diesen Film ansehen, und ich auch noch Preise dafür bekomme, freut mich natürlich sehr.
Wie viel kann ein Film tatsächlich in Afrika bewirken?
dirie: Es ist mein großes Ziel, den Film überall in Afrika gratis zu zeigen, damit wirklich jeder Mann und jede Frau, egal wie arm, diesen Film sehen kann. Ich bin mir sicher, dass „Wüstenblume“ noch sehr viele Menschen erreichen wird. Dass die Menschen in Afrika diesen Film sehen, ist für mich wichtiger als jeder Award.
Wie geht Ihr Kampf nun weiter? Gibt es neue Pläne?
dirie: FGM (Female Genital Mutilation, Anm.) ist nichts anderes, als eine besonders brutale Form der Unterdrückung von Frauen. Wenn man FGM besiegen will, muss man die Stellung der Frauen in der Gesellschaft verbessern, und zwar in Afrika! Deshalb werde ich dieses Jahr verstärkt an Projekten in Afrika arbeiten, damit es den Frauen dort besser geht. Gegen FGM zu kämpfen, ohne gegen Armut und Unterdrückung zu kämpfen, ist sinnlos. Es gehört alles zusammen.
Sie schreiben zurzeit an einem neuen Buch – was dürfen wir uns von „Schwarze Frau, weißes Land“ erwarten?
dirie: Es setzt sich vor allem mit meinem Heimatkontinent Afrika auseinander. Einem unglaublich reichen Kontinent, in dem die Menschen trotzdem unglaublich arm sind. Afrika hat unglaubliche Naturschätze, einen riesigen Reichtum an Wissen und Kulturen. Seit den 60er-Jahren hat Afrika Hunderte Milliarden an sogenannter Entwicklungshilfe erhalten, und ist trotzdem heute ärmer als zum Ende der Kolonialzeit. Jeder Mensch, der sich mit Afrika beschäftigt, muss sich fragen, wie das zusammenpasst. In „Schwarze Frau, weißes Land“ fordere ich einen völlig neuen Ansatz in Afrika – von den Europäern und auch von den Afrikanern.
Ist das Schreiben auch eine Form von Therapie für Sie?
dirie: Ja, vielleicht... Aufgrund meiner Bücher bekomme ich jedes Jahr Tausende Mails von Menschen, die in schwierigen Lebenssituationen sind, und die sich in meinen Büchern wiederfinden und neuen Mut schöpfen. Diese Briefe geben mir selbst eine unglaubliche Kraft, weil ich weiß, dass meine Bücher und meine Offenheit anderen helfen.