Keine Helden, sondern einfach nur Väter. Matthias Euler-Rolle, Alexander Rinnerhofer und Volker Piesczek im Baby-Talk.
Wenn Männer Väter sind – und Kinder auf die Schulter kotzen“ lautet der erfrischend ehrliche Titel des neuen Buchs von Matthias Euler-Rolle und Alexander Rinnerhofer. Die beiden Autoren und Vollblut-Papas beschreiben darin ihren Alltag als Väter – zwischen Wehen, Windeln und dem „Warmduscher“-Image. MADONNA bat Radio-Moderator und Agentur-Chef Matthias Euler-Rolle, Journalist und Autor Alexander Rinnerhofer und ATV life-Moderator Volker Piesczek (täglich ab 19.45 Uhr auf ATV) zum Gespräch über ihre Rolle als „neue Väter“. Und wer wäre besser als Moderatorin der Diskussionsrunde geeignet, als Karin Resetarits, die im Juni zum fünften Mal Mutter wird – und somit berechtigt die Frage stellt: Sind Väter die besseren Mütter?
Karin Resetarits: Wenn man als Vater ein Baby bekommt und einem „das Baby auf die Schulter kotzt“, fühlt man sich dann noch als richtiger Mann?
Volker Piesczek: Erst dann fühlst du dich als richtiger Mann (lacht)!
Matthias Euler-Rolle: Davor hast du das wirkliche Leben nicht kennengelernt...
Piesczek Ganz im Ernst: ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, ob ich ein „richtiger Mann“ bin, oder nicht. Das ist doch lächerlich.
Das glaube ich nicht! Als Mutter von vier Söhnen weiß ich, dass für Burschen immer die Frage im Raum steht: „Was bin ich für ein Mann?“
Piesczek: In dem Alter schon, aber im Laufe der Jahre kommst du drauf, dass man Fehler machen darf und erst dann ein „richtiger Mann“ ist, wenn man sich Fehler eingesteht.
Die Mutterrolle ist prägend für jedes Kind – welche Rolle sollte der Vater spielen?
Piesczek: Ich lebe meine Vaterrolle ganz anders aus, als mein Vater. Ich habe sehr darunter gelitten, dass er oft im Ausland und nicht da war. Meine Mutter hat mir später erzählt, dass ich mich eines Tages im Kasten meines Vaters versteckt habe. Als sie mich fand, fragte sie mich, was ich da mache. Ich sagte: „Da bleibe ich, weil da riecht‘s nach Papa!“ Deshalb hat es sich wohl automatisch ergeben, dass ich so viel Zeit wie möglich mit meinen Kindern verbringe.
Euler-Rolle: Wenn bei mir die Frage ansteht „Geschäfts- Meeting oder Babyschwimmen?“, gehe ich eindeutig lieber zum Babyschwimmen. Diese Zeit kommt nie wieder zurück, man muss sie daher auch als Vater voll nutzen!
Alexander Rinnerhofer: Das klingt immer so kitschig, wenn ich sage, ich verbringe viel Zeit mit meiner Tochter! Aber das ergibt sich einfach. Ein Freund hat mir erzählt, er macht das, weil sich seine Frau scheiden lässt und damit das Kind nicht vergisst, wie er aussieht. Also es gibt unterschiedliche Beweggründe. Ich mache es, weil ich es lustig finde. Auch nicht immer. Nach zwei Stunden kann es mir dann auch schon mal auf die Nerven gehen, das gebe ich ganz ehrlich zu.
Ist das bei Vätern anders als bei Müttern?
Piesczek: Naja, Mütter müssen. Väter dürfen. Das ist leider immer noch so.
Andererseits nehmt ihr „neuen Väter“ uns Frauen auch unsere letzte Domäne weg. Kinder und Haushalt waren immer unsere Kompetenz. Wie schwer fällt es euren Frauen, loszulassen?
Euler-Rolle: Also in manchen Punkten musste sie es erst lernen. Zum Beispiel beim Anziehen. Wenn ich unsere Tochter anziehe, will ich nicht, dass sie meine Frau eine Stunde später komplett umzieht. Auch wenn man vielleicht darüber streiten kann, wer es besser macht (lacht). Einmal hätte ich meiner Tochter Zöpfe flechten sollen, als meine Frau in der Arbeit war. Ich habe sie dann verzweifelt angerufen und gefragt, ob ich die Haare nicht einfach mit Spangerl nach hinten tackern kann?!
Piesczek: Also, ob tatsächlich jede Frau die Kompetenz hat, Mutter zu sein, weiß ich nicht. Diese Rolle wurde der Frau immer zugeschrieben, was aber nicht heißt, dass jede Frau, die Kinder hat, auch eine gute Mutter ist – genauso wenig wie nicht jeder Mann ein guter Vater ist! Mir gefällt auch nicht dieser Begriff der „neuen Väter“, das klingt immer so, als wären wir Helden! Das sehe ich überhaupt nicht so.
Du meinst, die Mütter haben nicht die Kompetenz gepachtet – sind, provokant gefragt, Väter die besseren Mamas?
Rinnerhofer: Nein, das würde ich nicht sagen. Mütter haben natürlich noch einen zusätzlichen Sinn und – speziell durch das Stillen – eine ganz besondere Verbindung mit dem Kind. Wir haben halt das körperliche Manko, dass wir keine Milch haben. Worüber ich nicht sonderlich unglücklich bin (lacht).
Piesczek: Eltern zu sein, ist doch kein Konkurrenzkampf zwischen Mann und Frau! Ich versuche nach bestem Wissen und Gewissen den besten Vater aus mir herauszuholen. Zum Thema Bindung: ganz wichtig ist Hautkontakt! Ich hatte von den ersten Sekunden an meine Söhne immer ganz nah bei mir. Ich kann es nicht nachvollziehen, wenn Männer sagen, dass sie mit einem Säugling nichts anfangen können.
Rinnerhofer: Wir... also meine Frau hatte einen Kaiserschnitt. Deshalb war ich der erste, der beim Kind war. Ich war plötzlich wie in einem anderen Universum! Drei Stunden lang habe ich ganz allein mit meiner Tochter verbracht, sodass ich beinahe meine Frau vergessen hätte (lacht).
Inzwischen erwartet man eigentlich von jedem Vater, dass er bei der Geburt dabei ist. Es gibt aber Frauen, die das gar nicht wollen, weil sie für ihren Mann sexy bleiben wollen...
Piesczek: Das ist ja ein Blödsinn – das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun! Für mich war es immer klar, dass ich dabei bin und es war das schönste Erlebnis in meinem Leben. Wenn es nach der Eva gegangen wäre, hätte sie beide Male eine Hausgeburt gehabt. Aber ich wollte ein Gerät dabeihaben, das piepst, sonst macht mich das nervös.
Euler-Rolle: Ich war auch dabei, aus meinem ureigensten Wunsch und es war der schönste Tag überhaupt für mich! Dieses Erlebnis war unfassbar. Weil die Emotionen, so nahe beieinander liegen: dieser Schmerz, die Angst, die Freude, das Glück – all das ist nur einen Schrei voneinander entfernt. Was für mich wirklich schwer war, war meine Frau leiden zu sehen und nichts tun zu können. Diese absolute Macht- und Hilflosigkeit.
Zurzeit wird über den Hundeführschein diskutiert – wäre nicht auch ein verpflichtender Elternkurs von Vorteil?
Euler-Rolle: Ein sehr schwieriges Thema, weil so etwas natürlich ein totaler Eingriff in die Privatsphäre ist. Aber ich fände es ehrlich gesagt nicht schlecht, wenn gewisse Kurse Voraussetzung dafür wären, dass man das Kindergeld erhält, ähnlich wie der Mutter-Kind-Pass. Gerade beim ersten Kind wäre das hilfreich.
Rinnerhofer: Stimmt, vor allem als Vater könnte man von gewissen Coachings profitieren. Zum Beispiel dachte ich einmal, dass meine Tochter erstickt, weil sie etwas verschluckt hatte. Meine Frau hat völlig ruhig einen Griff gemacht, und die Geschichte war erledigt – ich hätte die Nerven verloren. Das sind Dinge, die man lernen kann.
Würdet ihr im nächsten Leben lieber eine Mutter werden?
Euler-Rolle: Nein!
Rinnerhofer: Nein!
Piesczek: Nein – wir haben es schon viel, viel leichter, vor allem Kind und Beruf zu verbinden. Da muss man wirklich vor jeder Frau den Hut ziehen!
Mehr Geständnisse von Matthias Euler-Rolle und Alexander Rinnerhofer gibt's im neuen Buch:
Wenn Männer Väter sind
(Verlag
Molden)