Musik-Talk

Roman Gregory: "Mir san do ned zum Spaß"

14.12.2010

Der Frontsänger der Meidlinger Rüpel-Rocker "Alkbottle“ im Gespräch mit society24.

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Seit nunmehr 20 Jahren rockt er sich als satanischer  Anführer der "Bottle Buam" mit Straßencharme und provokanten Schmähs in die Herzen seiner Hörer, längst geht sein Einfluss weit über den 12. Wiener Gemeindebezirk hinaus. Roman Gregory, Frontman der Austro-Rock-Band "Alkbottle" und musikalisches Ur-Gestein, nimmt sich kein Blatt vor den Mund und überzeugt seit zwei Jahrzehnten durch ehrliche Texte und als Musiker aus Leidenschaft. Und weil der "Bua aus Meidling" es liebt die Gesellschaft zu polarisieren und nichts schlimmer findet, als sich zu langweilen, will er mit "Alkbottle" im kommenden Mai in Düsseldorf sein Glück beim Eurovison Song Contest versuchen. 2.000 Unterstützer voteten ihn zu "Guten Morgen, Düsseldorf", der Ö3-Kandidatensuche für eine würdige Österreich-Vertretung bei dem musikalischen Großspektakel.
society24 traf Roman Gregory mit Terrier-Hündin Mubu zu einer Tasse Kaffee und einem Plausch über zwanzig Jahre Alkbottle, Erfolg im Musikgeschäft und dem allgemeinem Weihnachts-Wahnsinn.

S24: Eurovision Song Contest, das ist doch ein unnatürliches Terrain für Alkbottle. Warum habt ihr euch für dieses Event nominieren lassen?

Roman: Ja, warum nicht? Jetzt gibt's Alkbottle seit zwanzig Jahren, wir wollen überall gespielt haben und es gibt noch einige offene Posten. Und das ist zum Beispiel der Song Contest, so wie auch das Musikantenstadl, da wollen wir es auch noch hin schaffen. Und dann gibt es genügend Leute, die sagen, dieser Songcontest wird seinem Namen nicht mehr gerecht. Es ist alles nur mehr ein Abklatsch, Barbiepuppenfehlpressungen und Discoclowns versuchen zwanghaft die richtigen Töne zu treffen. Viele Leute haben die Nase voll und wollen jetzt ehrliche Rockmusik zu hören kriegen - dafür sind wir da. Jedem, dem der Songcontest ein bisschen auf den Nerv geht, der wird uns wählen und wir werden Österreich, im Sinne Udo Jürgens, würdig vertreten.

S24:  Der Song, mit dem ihr antretet, heißt "Mir san do ned zum Spaß"...

Roman: Das ist das Bekenntnis, dass Alkbottle sich ein wenig zusammengerissen hat. Schließlich ist ja bekannt, dass wir alles nicht so ernst nehmen, am wenigsten uns selbst. Jetzt haben wir uns aber ein ganzes Wochenende ausgenüchtert, sind an der Entzugsklink vorbeigefahren und haben uns Tipps geholt, wie wir unseren Organismus mit Mineralwasser im Stande halten können. Wir nehmen die Teilnahme am Song Contest also wirklich ernst.

S24:  Im Juni feierte Alkbottle zwanzig-jähriges Jubiläum. Was empfindest du persönlich als größten Erfolg in dieser langen Zeitspanne?

Roman: In zwanzig Jahren sind viele Momente zusammengekommen und es wäre ungerecht einen bestimmten herauszuheben. Schließlich ist es mit Alkbottle ja auch noch lange nicht vorbei. Wenn wir ins Gasometer kommen, sind da jedes Jahr mehr Leute und wir freuen uns an dem laufenden Fan-Zuwachs. Wir haben letztens eine Zuschrift von einer beseelten Oma bekommen, die mit Tochter und Enkelkind bei einem unsrer Konzerte in der ersten Reihe gestanden ist. Drei Generationen, die deine Lieder singen, das hat natürlich schon etwas. Vielleicht ist der größte Erfolg, dass es immer noch ein Stück weitergeht, dass immer wieder neue, junge Fans da sind, die deine Texte kennen. Und dann gab's da natürlich Highlights wie ein Auftritt am Novarock, oder als wir 1995 vor dem Bon Jovi-Konzert in Zeltweg vor 80.000 Leuten gespielt haben.

S24:  Was hat sich in all den Jahren bei Alkbottle verändert?

Roman: Wir sind natürlich nicht mehr die 19-jährigen Burschen, die wir damals waren. Die Weltanschauung, die Verantwortung hat sich geändert, wir sind mittlerweile alle Familienväter. Da denkt man natürlich über gewisse Texte dreimal nach. In unsren Liedern geht's aber nicht nur ums Saufen, zum Blödeln gehört auch immer Hirn dazu.

S24:  Was meinst du, ist das Erfolgsgeheimnis eurer Band?

Roman: Wir sind eine Band die polarisiert, wir sind niemandem wurscht. Wir haben genausoviele Gegner, wie Befürworter und nur das gibt uns eine stabile Lage. Besonders in der heutigen Zeit, mit dem Diktat der "political correctness", führt ein Name wie Alkbottle natürlich zu Kontroversen. Alle verstecken sich hinter irgendwelchen Floskeln, niemand traut sich zu sagen, was er tatsächlich denkt. Da sind wir mit unsrer Band ein Katalysator. Wir denken uns nicht "Geh scheissen", so wie das jeder macht, sogar der Herr Bundespräsident, wir sagen es auch. Wir bringen das über die Zunge, was sich viele Leute nicht auszusprechen trauen.

S24:  Zwanzig Jahre im Musikgeschäft - wie lange wird uns Alkbottle noch erhalten bleiben?

Roman: Unsere Band hat kein Ablaufdatum. Wir entwickeln uns ständig weiter. Ich habe zwischendurch ein Solo-Projekt verwirklicht, ich interpretiere Dean Martin-Songs mit wienerischen Texten neu, und habe mich im Fernsehen und auf der Bühne als Schauspieler versucht. Keines unsrer Konzerte ist wie ein anderes, wir versuchen uns ständig zu erneuern, schließlich will unser Publikum unterhalten werden. Wenn du dich einmal selbst zum Langweilen anfängst, dann wird's gefährlich.

S24:  Am 18. Dezember feiert ihr eure Alkbottle-Weihnachtsshow "Fett wia Christkindl" im Gasometer. Was hältst du von Christbaum und Co.?

Roman: Das ist natürlich eine Medaillie mit zwei Seiten. Ich bin mittlerweile Familienvater und merke, dass Weihnachten durchaus wichtig ist für Kinder und Menschen, die an diesem Tag zusammenrücken. Aber Weihnachten ist im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte einfach immer mehr zum Mainstream-Geschäft geworden. Dieses heuchlerische, schleimige Weihnachtsfest, all die Verwandten auf einem Haufen, denen man das ganze Jahr über versucht, aus dem Weg zu gehen, alle sind sie da und von der Erbtant kriegt man ein schlatziges Busserl. Wir verstehen unsere "Fett wia Christkindl"-Show als Gegenpol und unterstützende Balance für die Menschen, damit sie dann unterm Weihanchtsbaum umso stabiler und freundlich lächelnd die Geschenke überreichen können. Wir sind die schwarze Mette unter den heiligen Weihnachtsfeiern. Bei uns kommt der Weihnachtsmann mit einer Maske von "Freitag dem 13." und sägt den Christbaum mit einer Kettensäge um. Das ist der Höhepunkt, das freut die Leute. Denn im Geiste hat jeder schon mal den Weihnachtsbaum umgesägt - wir machen's halt wirklich, genauso wie wir auch wirklich "Geh Scheissen" sagen.

Mehr Infos über Alkbottle auf ihrer offiziellen Homepage.

Hier gibts "Mir san do ned zum Spaß" zum Reinhören.

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