Doppeltalk

Ushakova und Domingo im Duett

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Domingo und Ushakova spielen gemeinsam am 22. Januar in der lustigen Witwe an der Volksoper.

Es war Liebe auf den ersten Blick. Natalia Ushakova reiste 2002 – damals noch Gesangsstudentin und großer Plácido Domingo Fan – nach Salzburg, um den spanischen Startenor in Parsifal zu bestaunen. Sie lernte Domingo kennen, der Funke sprang über, Domingo lud die gebürtige Russin zum Vorsingen ein und wenig später stand sie an der Washingtoner Oper an seiner Seite. Der Beginn ihrer Weltkarriere. Heute ist Ushakova, Leading Ladies Award Preisträgerin 09, auf internationalen Bühnen zu Hause und geliebte Partnerin von Domingo – natürlich nur auf der Bühne. Privat ist Domingo, der seit 47 Jahren mit Operndiva Marta verheiratet ist – ihr Mentor. Ushakova ist mit dem Grazer Sänger Reiner Schendl verheiratet.

Duett
Am 22. Jänner ist Ushakova als Hanna Glawari in der Lustigen Witwe an der Wiener Volksoper zu sehen – eine Operette, mit der Domingo und Ushakova schöne Erinnerungen verbinden. Im MADONNA-Doppeltalk sprechen der Tenor und die Sopranistin über ihre spezielle Beziehung, Sex und Erotik auf der Bühne, Eifersucht und Pannen.

„Die lustige Witwe“ ist eine Operette, in der Erotik und Sinnlichkeit eine große Rolle spielen. Ist Ihnen das Stück auf den Leib geschrieben?

Natalia Ushakova: Ich sterbe sooft auf der Bühne – in Tosca, in La Bohème oder Madame Butterfly. Das ist deprimierend. Es ist schön, einmal ein Happy End zu haben. Ich liebe es, die Männer um den Finger wickeln und mit ihnen zu spielen. Die Liebe siegt am Ende und die Zuschauer verlassen glücklich das Opernhaus. Es ist wirklich eine Operette für die Seele. Plácido Domingo hat mich auf den Geschmack gebracht.

Wie haben Sie das gemacht?

Plácido Domingo: Ich habe Natalia eingeladen, bei einem meiner Konzerte in Moskau meine Partnerin zu sein. Die Operette ist fixer Teil meines Programmes und ich habe sie dazu gebracht, „Lippen schweigen“ mit mir zu singen. Mittlerweile singt sie die ganze Operette und ist eine fantastische Hanna Glawari.

Ushakova: Dieser Auftritt war überwältigend. Bei der Lustigen Witwe ist die erotische Spannung noch größer als in anderen Stücken. Wenn ich mit ihm auf der Bühne stehe, fliegen die Funken, da bin ich für den Auftritt Hals über Kopf in ihn verliebt.

Wie geht Ihr Mann Reiner damit um?

Ushakova: Ich habe Glück, dass er das versteht. Er ist selbst Opernsänger.

Domingo: Meine Frau Marta war Opernsängerin und sie versteht dadurch sehr gut die Unterschiede zwischen der Bühne und dem richtigen Leben. Wenn du auf der Bühne nicht überzeugend bist und einfach nur einen schönen Ton von dir gibst, wirst du das Publikum nicht in deinen Bann ziehen. Es ist unsere Aufgabe, die Zuschauer zum Brennen vor Leidenschaft zu bringen.

Plácido Domingo gilt als Ihr Entdecker. Wie kam es zu Ihrer Zusammenarbeit?

Ushakova: Plácido ist 2002 in Salzburg aufgetreten. Ich war zu dem Zeitpunkt noch Studentin und bin extra nach Salzburg gefahren, um ihn zu sehen. Er suchte damals eine Bühnenpartnerin für die Rolle der Lisa in Pique Dame in Washington. Als ich ihm vorgestellt wurde, sagte er prompt: ‚Du bist meine Lisa‘.

Domingo: Natalia hat daraufhin für meine Frau und mich vorgesungen und wir waren beeindruckt von der Schönheit ihrer Stimme. Sie ist zudem eine wunderbare Schauspielerin. Sie hat alles, was eine Opernsängerin braucht, um das Publikum zu gewinnen. Ich habe ihr angeboten, an der National Opera Washington, wo ich auch Direktor bin, aufzutreten – in Turandot, Don Giovanni und eben gemeinsam mit mir in Pique Dame.

Wie groß war die Aufregung vor dem ersten Auftritt?

Ushakova: Groß, denn ich war Zweitbesetzung und feierte erst in der Vorstellung nach der Premiere mein Debüt. Plácido war die Wochen davor nicht da, die Erstbesetzung ließ mich kein einziges Mal auf der Bühne proben – ich war damals noch Studentin und hatte keinen Status. Plácido kam vor unserem ersten Auftritt zu mir und fragte, ob es mir gut gehe. Ich sagte, dass ich keine einzige Bühnenprobe hatte. Er wurde weiß im Gesicht und murmelte ständig: ‚Alles wird gut‘.

Wurde alles gut?

Ushakova: Ich begann zu singen und Plácido lauschte mir angespannt und war so konzentriert, dass er danach den Anfang seines Textes vergessen hatte (lacht).

Waren Sie nervös?

Domingo: Nervös bin ich nur, wenn es mir gesundheitlich nicht gut geht und ich voraussehen kann, dass es ein schwieriger Auftritt wird. Aber wenn Sie Lampenfieber meinen, muss ich Ihnen sagen, dass hatte ich in all‘ meinen 3.400 Auftritten. Man muss aufgeregt und elektrisiert sein, wenn man die Bühne betritt; schließlich kann es sein, dass man einen Charakter darstellen muss, der sich von der eigenen Persönlichkeit völlig unterscheidet.

Ihr Auftritt war fehlerfrei?

Ushakova: Oh nein, ich habe mich nach einer Szene zu früh ausgezogen. Als ich nackt war, hörte ich den Einsatz meiner Musik. Ich griff mir irgendeinen grauen Mantel – ich glaube, er gehörte einem Bühnenarbeiter. Ich zog ihn über und rannte auf die Bühne. Aber ich hatte die Krone noch auf!

Domingo: Ich war begeistert von ihrem Auftritt, vor allem von leidenschaftlichen Intensität und ihrer Stimme.

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