Ruzowitzky

"Ich habe an der Oper Blut geleckt"

07.04.2010

'Fälscher'-Regisseur Ruzowitzky inszeniert 'Freischütz' im Theater

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Der Freischütz von Carl Maria von Weber, 1821 in Berlin uraufgeführt, ist die berühmteste deutsche romantische Oper. Mit von dämonischen Kräften gestörten volksliedhaften Elementen wird die Geschichte des Jägerburschen Max erzählt, der durch einen Probeschuss Agathe, die reine Tochter des Erbförsters, zur Frau gewinnen soll und sich aus Versagensangst mit Samiel, dem schwarzen Jäger, verbündet. Mit dem finsteren Kaspar gießt er um Mitternacht in der gespenstischen Wolfsschlucht Freikugeln, mit denen er jedes Ziel treffen kann. Im Theater an der Wien hat am 19. April eine Neuproduktion des Freischütz Premiere – das Operndebüt des Oscar-dekorierten Filmregisseurs Stefan Ruzowitzky (Die Fälscher). Die Sprechrolle des Teufels Samiel spielt Fälscher-Star Karl Markovics.

ÖSTERREICH: Warum wechseln Sie vom Film zur Oper?
Stefan Ruzowitzky: Ich wechsle nicht, weil Film immer meine Passion und mein Kerngeschäft bleiben wird. Aber ich habe an der Oper Blut geleckt und werde das sicher wieder machen. Ich empfinde die Oper als neue Herausforderung, und ich bewege mich ja auch beim Film immer auf einem anderen Terrain. Ich habe Horrorfilme, Kinderfilme, Mainstream und Arthausfilme gemacht.

ÖSTERREICH: Welche Musik mögen Sie?
Ruzowitzky: Ich bin ein musikalischer Allesfresser und benütze Musik im täglichen Leben ganz pragmatisch. Je nach Stimmung und Laune höre ich Stücke, die mich beruhigen oder anregen. Wenn ich mich erheben will, höre ich eine Passion von Bach, wenn ich mich anturnen will, höre ich Rave.

ÖSTERREICH: Welche Relevanz hat „Der Freischütz“ für uns heute?
Ruzowitzky: Ich interpretiere ihn als klassische Drogengeschichte. Max steht unter Druck und hat Angst zu versagen. Sein Freund Kaspar führt ihn an einen düsteren Ort, wo es Hilfe gibt: Die Freikugeln entsprechen dem Heroin. Kaspar und Samiel haben eine richtige Junkie-Szene: „Ich kann nicht bezahlen“, sagt Kaspar, „aber ich bringe dir einen neuen Kunden.“

ÖSTERREICH: Karl Markovics spielt den Samiel …
Ruzowitzky: Er passt perfekt ins Anforderungsprofil, und es gibt eine große Vertrauensbasis zwischen uns. Er fügt sich intuitiv in die Szenerie ein, lauert beständig im Hintergrund, das Böse steht immer zur Verfügung. Samiel ist die Droge, der Dealer, das attraktive Böse. Er ist keine Schiachperchte, er muss sexy und verführerisch sein.

ÖSTERREICH: Sehen Sie Ähnlichkeiten zwischen Oper und Film?
Ruzowitzky: Ich kann im Freischütz eine filmische Dramaturgie erkennen. Weber gibt in seiner Komposition die Bewegungen und Aktionen der Figuren vor. Beim Film ist die Arbeit umgekehrt, ich drehe die Aktionen und wähle dann die Filmmusik aus. In der Oper habe ich die Musik, den Score, und inszeniere die Bewegungen.

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