Skandal-Tänzer Stefan Petzner flog raus. Die Diskussionen um ihn gehen aber heftig weiter.
Wien. Kein anderer Teilnehmer der Dancing Stars-Staffel polarisierte zuletzt so sehr wie Stefan Petzner. Er spaltete das Land: Die einen wollten ihn weiter leiden sehen. Die anderen verteufelten ihn als talentlosen Nichttänzer, der die Show ad absurdum führt. Show für Show wählten ihn TV-Zuseher trotz Jury-Minus-Rekorden weiter. Freitagnacht war aber – wie berichtet – Schluss: Der PR-Manager flog hochkant raus. Erstmals konnte ihn das Publikumsvoting nicht mehr retten.
Trotzig nach Rauswurf, den Tränen sehr nahe
Einfluss. „Ganz offensichtlich hat die Jury den Rauswurf provoziert und mit beeinflusst“ (siehe Kasten rechts). Manche sprachen sogar von Schiebungs-Gerüchten, weil man Petzner endlich weghaben und nicht im Finale haben wollte.
Fakt aber ist: Der Dauerstreit zwischen Petzner und der Jury war in den vergangenen Wochen ein Quotenbringer. Der Rauswurf-Krimi um den ehemaligen Politiker brachte Freitagnacht sogar den bisherigen Zuseherrekord: 800.000 sahen die Show im Schnitt. Das finale Voting verfolgte schließlich eine knappe Million Zuseher (972.000). Alle wollten den Rauswurf live miterleben, rechneten wohl insgeheim mit einem Eklat. Der fiel aber zurückhaltend aus: Zwar war Petzners Wut auf die Jury greifbar: „Hass“, zischte er. Er wirkte trotzig, den Tränen nahe. Es war ihm anzusehen, dass ihm der Rauswurf an die Nieren ging. Ehre. Selbst am Tag danach haderte er mit der Jury und der Kritik durch Jury-Mitglieder an seiner Person: „Der Ton macht halt die Musik“, sagt er. Das, was Jurorin Sarkissova und Juror Ekker zu ihm gesagt haben, falle unter „Verletzung der Menschenwürde“: „Frau Sarkissova hat mir die Würde genommen“, wütet er im Interview mit ÖSTERREICH.
Seine Zukunft. Sechs Jahre war Petzner Sekretär und Lebensmensch von Jörg Haider. Danach fünf Jahre als Politiker für das BZÖ als Abgeordneter im Parlament. Seither ist er freier PR-Manager, Politik-Berater und Buch-Autor. Was er in Zukunft machen wird, steht noch in den Sternen: „Jetzt gönn ich mir eine Auszeit“, lacht er.
"Sarkissova nahm mir meine Würde"
ÖSTERREICH: Was sind Ihre Gefühle nach dem brutalen Rauswurf?
Stefan Petzner: Im Unterschied zu anderen habe ich nicht geweint. Ich war auch relativ gefasst, weil ich bereits nach der ersten Wertung gewusst habe: Es ist aus. Aber natürlich habe ich danach das eine oder andere innere Tränchen zerdrückt und war traurig. Das Finale zu erreichen, war ja mein großer Herzenswunsch, weil ich mich schon so auf den Showtanz gefreut habe, den ich meinem großen Idol Udo Jürgens widmen wollte. Von diesem Tanz hätten sicher alle gesprochen. Gewinnen wollte ich nie – das haben sich sicher andere mehr verdient.
ÖSTERREICH: Ist alles mit rechten Dingen zugegangen?
Petzner: Das Telefon-Voting ist meiner Meinung nach safe. Nur, dass eine Jury hergeht und das Publikum offensiv auffordert, mich nicht zu wählen, hat’s noch nicht gegeben. Die Frau Sarkissova und der Herr Ekker wollten mich um jeden Preis nicht im Finale haben. Von den Juroren hat sich nur Nicole Burns-Hansen wirklich korrekt verhalten, der Dirk zumindest teilweise. Kritik ist o. k., aber das, was ich mir da anzuhören hatte, war unter der Gürtellinie. Der Ton macht die Musik. Das fällt schon unter Verletzung der Menschenwürde. Frau Sarkissova hat mir die Würde genommen.
ÖSTERREICH: Müssen Sie das nicht aushalten, wenn Sie schon bei einer solchen Show mitmachen?
Petzner: Ich habe das seit Februar ausgehalten. Wenn du von Montag bis Sonntag trainierst und dir in der Show dann jeden Freitag anhören musst, dass alles schlecht ist, was du machst, ist das schon deprimierend. Und das nimmt einen emotionalen Menschen wie mich schon mit. Mich hat nur das Publikum weitergetragen. Ich war der Sieger der Herzen. Mit so wenigen Jury-Punkten ist noch niemand bis ins Halbfinale gekommen. Nicht der Polster und nicht der Goldberger. Das verdank ich nur den Menschen draußen – und bei denen möchte ich mich auch wirklich bedanken.
ÖSTERREICH: Was nehmen Sie emotional nach diesen Wochen mit?
Petzner: Es war eine unwahrscheinliche Hochschaubahn der Gefühle. Es reißt dich emotional ungeheuer mit und du nimmst die Welt nur mehr durch einen Tunnelblick wahr. Das hat man ja am Freitag auch bei der Lizz Görgl gesehen. Die war Doppel-Weltmeisterin und ist ein Vollprofi durch und durch – trotzdem ist sie in Tränen ausgebrochen, weil ihr was nicht gelungen ist.
ÖSTERREICH. Bereuen Sie es, mitgemacht zu haben?
Petzner: Ich war ja jener Kandidat, der es sich am längsten überlegt hat. Freunde und Mentoren haben mir eher abgeraten und haben gesagt: Du hast dir jetzt ein hervorragendes neutrales Image als politischer Berater aufgebaut, hast zwei Bücher geschrieben, sogar ein Bundeskanzler wollte dich in seinem Team – und jetzt gehst du in eine Casting-Show. Ich sage aber: Ich bereue nichts und würde es wieder tun. Ich bin dem ORF für diese Chance dankbar – und natürlich meiner Partnerin Rosi.
ÖSTERREICH: Wem gönnen Sie jetzt den Sieg?
Petzner: Die Nicole und die Lizz trainieren sicher am härtesten. Aber die Rosi und ich werden sicher für den Michi Schottenberg und die Conny Kreuter anrufen, weil bei ihnen das Gesamtpaket stimmt. Die beiden haben Herz, Gefühl und den richtigen Schmäh. Der Schotti war für mich eine wirklich menschlich wertvolle Begegnung. Ich habe mir eigentlich erwartet, dass er als Künstler politische Aversionen gegen mich haben könnte, aber er ist offen, nett, herzlich und sympathisch auf mich zugekommen. Außerdem tanzt er gut.
ÖSTERREICH: Wie sieht Ihre Zukunft aus?
Petzner: Jetzt bin ich einmal hin und gönn mir eine Auszeit. Wie’s mit dem Petzner dann weitergeht, weiß ich noch nicht.
ÖSTERREICH: Und off the records?
Petzner: Ich weiß es nicht einmal off the records.
"Schiebungsvorwürfe" um Petzner-Rauswurf aus Show
Bis ins Halbfinale schaffte es Stefan Petzner stets durchs Publikumsvoting. Die TV-Zuseher riefen in Massen für ihn an, sie wollten den Schlecht-Tänzer Runde für Runde leiden sehen. So konnte Petzner stets jene rauskegeln, die im Jury-Voting deutlich vor ihm lagen.
Am Freitag war es anders. Erstmals gelang es den Anrufern nicht mehr, Petzner zu retten. Woran das gelegen sein kann, erklären Tanzexperten so:
THEORIE 1: Heftige Beeinflussung des Publikums
- Wut-Jury. Jurorin Karina Sarkissova verstieß eindeutig gegen die Regeln, als sie ans Publikum appellierte: „Bitte nicht für ihn anrufen.“ Das war nicht neutral, sondern extrem unfair gegenüber Petzner. Auch Juror Balázs Ekker wollte ihn endlich raushaben: „Sie haben es probiert, danke, dass Sie da waren. Ich hoffe, dass Ihre Reise hier endet“, so Ekker. Beides war eindeutige Beeinflussung des Publikums.
THEORIE 2: Wesners Wertung auf Platz 1
- Beim Telefonvoting kann technisch nicht „geschummelt“ werden. Gekaufte Callcenter-Anrufe aus dem Ausland gibt es auch nicht. Aber die Jury kann so werten, dass Petzner praktisch chancenlos ist: Haben Ekker und Co. die Wackelkandidatin Nicole Wesner, die nie viele Anrufer hatte, bewusst so hoch bewertet und an die erste Stelle gesetzt?
Und die bisher beste Tänzerin, Lizz Görgl, absichtlich auf Platz 3 gerankt? Görgl, die auch beim Publikum stets gut ankommt, konnte Petzners Angriff abwehren. Für diesen wiederum war der Rückstand auf Wesner zu groß. Er war nicht mehr aufzuholen.
Insider: Lizz und Thomas sind die Favoriten für das Tanz-Finale
Ski-Queen hat das große Sieger-Gen: Ex-Ski-Weltmeisterin Lizz Görgl steht bei den Buchmachern hoch im Kurs: Zwar zitterte sie sich in der letzten Show gegen Petzner ins Finale, zerdrückte auch ein paar Tränen. Sie und Thomas Kraml haben aber das Zeug zu gewinnen.
Insider: Glaube, sie wird auf dem Podest stehen. Von den Sternen sehe ich sie absolut als Favoritin.“ Hat sie wirklich das Zeug zur Gewinnerin? „Ja“, meint Rogers überzeugt.
Conny und Schotti: Oldie und das Biest
Stimmungskanonen: Schauspieler und Ex-Theaterintendant Michael Schottenberg und Conny Kreuter werden von Runde zu Runde stärker, reißen das Publikum mit. Sie trainieren hart, er ist der, „der mit dem Herzen tanzt“.
Nicole und Dimitar: Ins Finale geboxt
Ring frei für den Sieg: Box-Weltmeisterin Nicole Wesner und Tanzprofi Dimitar Stefanin sind die Geheimfavoriten. Sie zeigt, dass eine Boxerin kein wuchtig-brutales Muskelpaket sein muss. Sie hat mächtig Biss und sehr viel Körpergefühl.