Trachten-Spektakel
Polit-Gipfel am Jägerball
27.01.2020
Verteidigungsministerin Tanner: 'Gut schieße ich nicht' - Dompfarrer Faber geht im Lainzer Tiergarten auf die Pirsch - Bürgermeister Ludwig hat noch keinen Jagdschein.
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Wien. Zum 99. Mal hieß es am Montagabend in der Wiener Hofburg nicht nur "Alles Walzer!", sondern auch "Weidmanns Heil!". Zu den beliebtesten Motiven für einmalige Schnappschusse zählten jene mit den fünf Ministerinnen der ÖVP, die in prächtiger Tracht zum "Ball vom Grünen Kreuz", vulgo Jägerball, angetanzt waren.
Vor allem Neo-Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) geht gern auf die Pirsch und hat zuletzt einen "Erpel bei Entenjagd" erlegt, wie sie im APA-Gespräch verriet. "Gut schieße ich nicht - aber ich habe vor rund zehn Jahren den Jagdschein gemacht", so die Juristin weiter. Viel Halali gebe es für sie derzeit nicht. "Jagd braucht Zeit." Sie sei "bestimmt schon zum zehnten Mal" hier und genieße den Abend wie immer, inklusive Tanzen. Besonders stolz zeigte sich Tanner über "ihre" Gardemusik, die ihr Können im Rahmen der Eröffnung zum Besten gab.
Schaulaufen. Allen voran war es ein großer Teil der Bundesregierung, der sich in Tracht vergnügte. So wurden die VP-Ministerinnen Christine Aschbacher, Elisabeth Köstinger, Susanne Raab, die frisch aus Kitzbühel zurückgekehrte Margarete Schramböck, Klaudia Tanner und Kollege Karl Nehammer gesichtet. Auch Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Wiens SP-Bürgermeister Michael Ludwig wagten das eine oder andere Tänzchen. Ebenso wie Baumeister Richard Lugner, TV-Liebling Alfons Haider, Dompfarrer Toni Faber, Miss Vienna Bea Körmer mit ihrem Heimo Turin und nicht zuletzt "ZiB"-Lady Nadja Bernhard.
Jägerball-Stammgast Toni Faber
"Rund 1.000 der 6.000 Gäste sind aktive Jäger", schätzte Dompfarrer und Jägerball-Stammgast Toni Faber. Er gehört dazu und würde gerne eines Tages eine Gämse im Gebirge erlegen. Wild begegne ihm aber auch in der Bundeshauptstadt ständig. "Unlängst ist bei einem Begräbnis am Zentralfriedhof ein Reh herumspaziert". Wiens vielleicht bekanntester Geistlicher geht unter anderem im Lainzer Tiergarten auf die Pirsch und zählt Wildschweine und Hirschen zu seiner Beute. Rund die Hälfte des Nachwuchses wären mittlerweile Frauen. "Die Ausbildung ist viel, viel aufwendiger als der Führerschein!" Vor allem treffen müsse man. "Da gibt es keinen Promi-Bonus!" Schlechtes Gewissen hat er keines, wenn er Tiere tötet. "Das muss sein." Der Bestand müsse kontrolliert werden.
Ähnlich argumentierte auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) auf APA-Nachfrage. "Im dicht verbauten Gebiet ist die Jagd eine besondere Herausforderung", gab er zu bedenken. Die Stadt verfüge nicht nur innerhalb der Grenzen über Jagdgebiete - hier zählt rund die Hälfte der Fläche dazu - sondern auch in Niederösterreich und der Steiermark. Er selbst war schon mit auf der Pirsch, den Jagdschein hat er aber (noch) nicht. Den würde er eventuell gern in der Pension absolvieren. Das Stadtoberhaupt besucht rund 20 der 500 Wiener Bälle und schwärmte von der Atmosphäre - und dem guten Einvernehmen quer über die Parteilinien in Sachen Jagd.