Nach Sturz
Richard Lugner ist tot (91) - ganz Österreich trauert
12.08.2024Richard Lugner wurde zuletzt nach einem Sturz medizinisch behandelt.
Richard Lugner, Österreichs beliebtester Baumeister, ist tot!
Richard Lugner starb mit 91 Jahren am Montagmorgen. Zuletzt musste er nach einem Sturz in einem Wiener Krankenhaus behandelt werden. Am Montagmorgen gab es einen Notfalleinsatz in seiner Villa in Döbling. oe24-Informationen zufolge ist er dort gestorben , in seinem Haus in der Wolfsgrubergasse in Grinzing, das er viele Jahrzehnte lang bewohnte.
Gefunden
Gefunden wurde Lugner am Morgen von Ehefrau Simone und der Haushälterin, die sofort die Rettung verständigten. Auch Tochter Jacqueline wurde informiert und machte sich sofort auf den Weg zu ihrem Papa, um sich ein letztes Mal von ihm verabschieden zu können. Eine große Stütze war ihr dabei Ehemann Leo Lugner, der Jacqueline zur Seite stand. Es hat noch einen Reanimationsversuch gegeben, doch der blieb leider ohne Erfolg.
Villa abgesperrt
Derzeit ist der Bereich vor seiner Villa in Grinzing großräumig von der Polizei abgeriegelt worden. Nur die Familie von Richard Lugner wird durchgelassen. Zahlreiche Medienvertreter aus Österreich und dem Ausland sind vor Ort.
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Ein Original
Richard Lugner war für seine Lugner City im 15. Bezirk bekannt, für seine Opernball-Auftritte mit internationalen Stars und seine politischen Ambitionen: Er kandidierte 1998 sogar als Bundespräsident, bekam immerhin 10% der Stimmen. Bei der Nationalratswahl 1999 erhielt seine Liste "Die Unabhängigen" nur 1,02 Prozent. 2016 bewarb sich Lugner noch einmal um das Amt des Bundespräsidenten und erhielt im ersten Wahlgang 2,26 Prozent.
Privatleben
Richard Lugner hinterlässt seine Ehefrau Simone, die er erst im Juni heiratete, sowie seine Töchter Jacqueline und Nadine und die Söhne Alexander und Andreas. Für Oktober war eigentlich die kirchliche Hochzeit mit Simone geplant. Dompfarrer Toni Faber hätte das Paar im Stephansdom trauen sollen.
Werdegang
Geboren wurde Richard Lugner am 11. Oktober 1932 in Wien. Nach der Matura 1953 stieg er schon bald in die Baubranche ein - und bewies schnell seine große Schlauheit. Denn während sich im Bauboom der 1960er-Jahre die großen Firmen im Kampf um die Großaufträge gegenseitig aufrieben, spezialisierte sich der junge Lugner auf kleine Baustellen. Seinen ersten großen Coup landete der Baumeister 1975, als ihm vom damaligen saudi-arabischen König Faisal ibn al-Aziz der Auftrag zur Errichtung der Wiener Moschee in Floridsdorf, es war der erste derartige Bau in ganz Österreich, erteilt wurde.
Im Jahr 1988 kaufte Richard Lugner um damals 14 Millionen Schilling einen Grund direkt am Wiener Gürtel unweit der Stadthalle in Rudolfsheim-Fünfhaus. Sein Plan: die Errichtung seines eigenen Einkaufszentrums, der "Lugner City". Heute ist die "Lugner City" eines der erfolgreichsten Einkaufszentren des Landes.
Lugner wird mit "Mausi" zum Society-Löwen
Die wohl bekannteste Ehefrau folgte 1993: Mit Christina "Mausi" Lugner bekam er die gemeinsame Tochter Jacqueline. Die Ehe hielt bis August 2007 - danach suchte sich Lugner Unterhaltung in seinem berühmten Streichelzoo mit Käfer, Bambi oder Katzi. Insgesamt war er sechs Mal verheiratet, bis zuletzt mit Simone, die er erst im Juni im Wiener Rathaus geheiratet hatte.
Opernball-Aktionen
Während der Ehe mit "Mausi" Lugner begannen auch seine Auftritte am Wiener Opernball, für die der dann schon als "Mörtel" berühmte Baumeister über die Grenzen des Landes hinaus bekannt wurde. Auch, weil er stets schillernde Stargäste an seiner Seite begrüßte. Alles begann 1992 mit Harry Belafonte - es folgten u. a. Sophia Loren, Ivana Trump oder Grace Jones. Sein letzter Opernballgast war heuer Priscilla Presley. "Ein Traum ging in Erfüllung", schwärmte Lugner über sie.
Das sagt Christina Lugner zum Tod ihres Ex-Mannes
Christina Lugner sagt im Gespräch mit oe24.TV unter Tränen: "Ich bin am Boden zerstört, ich bin einfach nur fertig." Und weiter: "Danke, lieber Richard, dass du bei uns warst!" Noch am Tag vor seinem Ableben soll er Christina genaue Anweisungen gegeben haben. Traurig sagt sie: "Es wird nie mehr jemanden geben, der so mit mir spricht, mit dem ich mich so unterhalten kann."
Kanzler Nehammer: "Ein österreichisches Original"
Die Nachricht vom Tod des Bau- und Society-Löwen Richard Lugner hat am Montag innerhalb kurzer Zeit zahlreiche Reaktionen ausgelöst. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) etwa sagte via X (vormals Twitter): "Richard Lugner war ein erfolgreicher Unternehmer und eine schillernde Persönlichkeit. Ein österreichisches Original, das sich nie verbogen hat. Er ruhe in Frieden!"
FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl und der dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer reagierten mit tiefem Bedauern auf die Nachricht vom Tod Richard Lugners. "Richard Lugner war nicht nur ein herausragender Unternehmer und eine schillernde Persönlichkeit, sondern vor allem ein Mensch mit einem großen Herzen. Sein Engagement, seine Energie und sein unerschütterlicher Glaube an das Gute im Menschen hat viele Menschen erreicht", sagte Hofer. Kickl bezeichnete Lugner als "unverwechselbares Original, ein Stück Wiener Kulturgeschichte. Er ist wahrscheinlich eine der wenigen schillernden Figuren, denen es auch gelungen ist, die Berichterstattung über Jahrzehnte zu prägen. Meine Anteilnahme gilt in diesen Stunden der Familie und den Angehörigen".
NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger betonte via X: "Mit Richard Lugner geht eine Ära zu Ende. Ein leidenschaftlicher Unternehmer, politischer Kopf, schillernde Persönlichkeit und unglaublicher Entertainer ist nicht mehr. Das ist sehr traurig. Mein herzliches Beileid seiner Familie."
Handelsverband zollt Lugner "tiefen Respekt"
Der Österreichische Handelsverband reagierte mit großer Trauer und sprach Lugner "tiefen Respekt" aus: "Richard Lugner hat mit seiner visionären Kraft und seinem Mut neue Maßstäbe gesetzt und viele inspiriert - als Händler und als Shoppingcenterbetreiber im Herzen der Stadt Wien. Besonders berührt hat mich seine immerwährende Handschlagqualität. Sein Erbe wird der Branche erhalten bleiben", betonte Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des freien, überparteilichen Handelsverbands. Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, ergänzte: "Richard Lugner ist durch sein herausragendes unternehmerisches Schaffen zu einer Ikone des österreichischen Handels geworden, die viele Arbeitsplätze im Land geschaffen hat."
Der Tod des Baumeisters rief auch zahlreiche Reaktionen von Wiener Kommunalpolitikern hervor: Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zeigte sich über die Todesnachricht bestürzt. "Richard Lugner war ein erfolgreicher Baumeister und Unternehmer, der eine erfolgreiche Baufirma und mit der Lugner City eine Shopping-Institution in der Stadt geschaffen hat. Mit dem Bau der ersten Moschee in Wien, die mit einem 32 Meter hohen Minarett in Floridsdorf steht, ist Richard Lugner 1979 erstmals bekannt geworden. Anerkennung brachte ihm auch die Sanierung des Wiener Stadttempels der jüdischen Kultusgemeinde. Und mit der Eröffnung der Lugner-City 1990 am Gürtel hat dann wohl die ganze Bevölkerung Wiens und darüber hinaus den Namen Lugner gekannt. Als 'Seitenblicke-Mensch' war er ein hochprofessioneller Entertainer, der die Öffentlichkeit nicht gescheut hat und in zahlreichen TV-Formaten aufgetreten ist." Mit Lugner "ist ein Wiener Original von uns gegangen".
Tief betroffen zeigte sich der Landesparteiobmann der FPÖ Wien, Dominik Nepp: "Richard Lugner war der Wiener der Herzen. Er hat dieser Stadt sowohl wirtschaftlich als auch menschlich enorm viel gegeben. Es war immer ein außerordentliches Vergnügen, mit ihm persönliche und politische Gespräche zu führen. Richard Lugner war ein Mensch, der sich kein Blatt vor den Mund genommen hat und der für seine Ideale in allen Lebenslagen mit vollem Einsatz gekämpft hat. Er wird uns und dieser Stadt enorm fehlen."
Der Chef der Wiener ÖVP, Karl Mahrer, drückte sein tiefes Bedauern aus: Lugner habe "in besonderer Weise das Bild unserer Stadt durch seine unternehmerische Vision und seinen außergewöhnlichen Tatendrang geprägt". Mahrer weiter: "Richard Lugner setzte bedeutende Impulse für die Bauwirtschaft und die Entwicklung des Handels in Wien. Neben seinen unvergleichbaren Society-Aktivitäten und dem Versuch politischer Initiativen bleibt er mir vor allem in seiner Menschlichkeit persönlich besonders in Erinnerung. Er wird Wien sehr fehlen."