Niki Laudas ÖSTERREICH-Interview löste die Diskussion der Woche aus.
Alfons Haider war happy. Da wagt er den tollkühnen Tabubruch, sagt an: „Ich tanze bei der sechsten Staffel von Dancing Stars mit einem Mann“ – und nichts passiert. Kein Verriss, keine Spöttelei, nichts. „Wir waren erleichtert, dass die erste Runde so gut verlaufen ist“, so Haider. Das war vor 14 Tagen.
Doch dann kam Niki Lauda und gab Vollgas. Der Airliner, bekannt für seine staubtrockenen Analysen, trat im ÖSTERREICH-Interview eine Lawine los. Er kritisierte die „quotengeile Schwulennummer“ und forderte den ORF auf: „Stoppt Haider!“ Seither diskutiert das ganze Land: Darf Mann mit Mann zur Primetime eine heiße Rumba aufs Parkett legen? Ist es „unappetitlich“ (O-Ton Dagmar Koller), wenn zwei Männer tanzen? Und soll der ORF so was in einer Familiensendung zeigen?
Umfrage
„Meine Antwort auf diese Fragen wird am 11. März kommen“, kündigt Haider an. Da walzt er zum ersten Mal übers Parkett. Beim Publikums-Voting wird sich zeigen, ob Österreich weiterhin Männertanz sehen will oder nicht. ÖSTERREICH hat schon jetzt die Antwort. Das Gallup-Institut fühlte den Österreichern auf den Zahn: Die 1. Haider-Umfrage – mit überraschendem Ergebnis:
Jeder zweite Österreicher meint: Haider soll ruhig mit einem Mann antanzen. 54 Prozent sagen, analog zum Hit von „Helden von morgen“-Star Lukas Plöchl: „Oida, taunz“.
Sieht man sich das Ergebnis im Detail an, erkennt man schnell: In der Haider-Frage ist das Land gespalten. 65 Prozent der Frauen begrüßen Alfons Haiders Showsensation. Bei den Männern stößt das heikle Thema auf weniger Toleranz. 56 Prozent der Männer lehnen Haiders schwulen Tanz ab.
Haider heizt auch den Generationenkonflikt an. 76 Prozent der bis 30-Jährigen haben kein Problem. Ganz anders sieht das die Generation 50 plus. Hier voten 57 Prozent gegen Haider.
Am radikalsten sind die FPÖ-Wähler. 56 Prozent wollen keinen Haider am Tanzparkett sehen. Der Gegenpol dazu sind die SPÖ- und Grün-Wähler. 74 Prozent der Grünen und 55 der SPÖ-Wähler freuen sich schon auf Haiders Tanzperformance.
Seite 2: Niki Laudas Entschuldigung
Niki Lauda: "Der Ton war nicht der richtige"
Es passierte beim Hahnenkammrennen im Kitz Race Club. Hier tummelte sich die High Society, Airliner Niki Lauda mittendrin. Auch ORF-General Alexander Wrabetz feierte unter den VIPs. Als sich die beiden über den Weg liefen, kam es zum freundschaftlich-emotionalen Gespräch über die Männertanznummer von Alfons Haider bei Dancing Stars (Start am 11. März). Auch im ÖSTERREICH-Interview danach (beste Passagen rechts) nahm sich Lauda kein Blatt vor den Mund.
Die Wortwahl: hart. Für viele zu hart. Schnell protestierten Tausende auf Facebook gegen Lauda. Vier Tage nach dem emotionalen Ausbruch kam Laudas Rückzug. Er entschuldigte sich auf Facebook. „Ich stehe inhaltlich zu meinen Aussagen, aber der Ton war nicht der richtige. Deswegen habe ich mich entschuldigt“, so Niki Lauda gegenüber ÖSTERREICH.
In Zukunft wird Lauda zum Thema Alfons Haider und Männertanz schweigen. „Es ist genug. Was ich sagen wollte, habe ich gesagt.“ Aus, basta.
Seite 3: Aufreger: Das ÖSTERREICH-Interview
Aufreger: Das ÖSTERREICH-Interview
Vier Tage nach Niki Laudas ÖSTERREICH-Aufreger-Interview über den Männertanz kam seine Entschuldigung. Hier die besten Passagen.
ÖSTERREICH: Was stört Sie daran, dass Alfons Haider mit einem Mann tanzt?
Niki Lauda: Mich stört, dass ein öffentlich-rechtlicher ORF aus reiner Quotengeilheit, weil er Angst vor zu wenig Zusehern hat, wichtige Traditionen in diesem Land zerstört. Ich will nicht, dass meine Kinder im ORF sehen, dass ein Mann mit einem Mann tanzt – und dass sie glauben, das nachmachen zu müssen. Seit Jahrhunderten tanzen Männer mit Frauen in unserer Kultur – und das soll man nicht kaputt machen. Quote ist nicht alles im Leben.
ÖSTERREICH: Was fordern Sie jetzt?
Lauda: Ich fordere, dass der Herr Generaldirektor Alex Wrabetz diese schwule Tanz-Nummer stoppt – und dass man dem PR-geilen Alfons Haider nicht gestattet, im öffentlich-rechtlichen ORF eine schwule Show abzuziehen. Und ich fordere, dass auch der Stiftungsrat und die Politiker hier ein klares Wort sprechen.
ÖSTERREICH: Nämlich?
Lauda: Dass es nicht Aufgabe des ORF ist, der Jugend einen schwulen Tanzstil „Mann tanzt mit Mann“ zu propagieren, den es in Wahrheit nirgends gibt. Es tanzt ja nirgendwo ein Mann mit einem Mann – in keiner Disco, auf keinem Ball –, nur im ORF, weil der damit Quote schinden will.
ÖSTERREICH: Haben Sie nicht Angst, dass man Ihnen vorwirft, gegen Homosexualität Stimmung zu machen?
Lauda: Ich habe überhaupt nichts gegen Homosexuelle. Im Gegenteil. Ich habe jede Menge Schwule in meiner Fly Niki angestellt. Ich will nur nicht, dass Kindern und jungen Leuten ein völlig falsches Rollenbild beim Tanzen vermittelt wird. Das Schöne am Tanzen ist doch, dass Männer mit Frauen tanzen. Und deshalb gehört diese quotengeile Schwulen-Nummer vom Herrn Haider sofort gestoppt. 90 Prozent der Zuseher werden empört sein. Wozu also das Ganze?
ÖSTERREICH: Sie glauben nicht, dass das ein Trend für die Zukunft werden kann?
Lauda: Ich befürchte eben, dass der ORF das in seiner Quotensucht zum Trend hochstilisiert. Und ich will nicht, dass tanzende Schwule wie Alfons Haider Vorbild für die Jugend sind. Ich will auch nicht, dass ich mich eines Tages dafür entschuldigen muss, dass ich heterosexuell bin.