Society bis Wirtschaft

Wer in Kitzbühel wirklich regiert

22.01.2011

Die wahren Regenten der Gamsstadt stehen dieses Wochenende nicht im Rampenlicht.

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© Fally/Kernmayer
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Der „König von Kitzbühel“ residiert in der teuersten Wiener Anwaltskanzlei neben Hotel Sacher und Albertina. „Eigentlich wollte ich 2011 Finanzminister sein“, lächelt Chris­tian Harisch, „aber mein jetziger Job ist besser!“

Harisch ist nicht nur Anwalt in Wien und Salzburg, er ist der Immobilien-Tycoon von Kitzbühel. Ihm gehören die Nobelhotels Schwarzer Adler und Weißes Rössl, die Top-Restaurants Neuwirt und Velvet, die besten Bars sowie Dutzende Büro- und Appartmente-Häuser in Kitz.


Ganz nebenbei ist Christian Harisch auch noch der Fremdenverkehrsobmann von Kitz – keine Investition, kein Event, kein Hahnenkammrennen läuft ohne ihn. „Müsste ich heute entscheiden, ob ich Finanzminister oder Fremdenverkehrsobmann sein will, ich würde mich für den Fremdenverkehrschef in Kitz entscheiden“, sagt Harisch. Zumindest vom Budget ist das verständlich.

Während die Republik darbt, boomt Kitzbühel seit Jahren wie eine Goldgrube.

Offiziell hat Kitzbühel nur 8.275 Einwohner. Dazu kommen freilich gut 10.000 Zweithausbesitzer und exakt 6.057 Touristen (wenn alle Betten voll sind).

Am Hahnenkamm-Wochenende sind über 40.000 Besucher in der 8.000-Einwohner-Stadt und bringen satte 32 Millionen Euro in die Kassa. Heißt: Allein an diesem Weekend macht die Goldgräberstadt bei exakten 6,2 Millionen Veranstaltungskosten mehr als 25 Millionen Euro Gewinn.


Am Euro-Regen in Kitz verdienen in Wahrheit nur ganz wenige. Die Stadt wird nach wie vor von zwei Familien regiert: Neben dem umtriebigen Harisch dominiert der legendäre Reisch-Clan, dem von der Hahnenkamm-Skiwiese über das Hotel Rasmushof bis zu den großen Hotels und Restaurants die halbe Stadt gehört.

Die Legenden von Kitzbühel sind nur noch Aufputz:

  • Der legendäre Rudi Sailer, der als Skischulboss das Erbe des verstorbenen Toni weiterführt,
  • der knorrige Ernst Hinterseer der als „Inkarnation“ des alten, ehrlichen Kitz der Ski-Legenden gilt,
  • die singende Wirtin Rosi Schipflinger von der Sonnbergstubn, bei der die besten Partys steigen und die die besten Kitz-Jodler singt,
  • oder Michael Horn, der weltweit bekannte Platzsprecher des Hahnenkammrennens, der von den Organisatoren heuer in den Ruhestand geschickt wurde.

Die jungen Stars von Kitzbühel kommen in den Medien ganz gezielt nur ganz wenig vor:

  • Ulli Ehrlich, die Chefin der legendären „Sportalm“- Kollektion, ist die erfolgreichste Mode-Unternehmerin Österreichs,
  • Christian Krassnig steht stellvertretend für den unglaublichen Boom junger Kitzbüheler Immobilien-Händler, die dutzendweise Häuser jenseits von 6 Millionen Euro verkaufen,
  • Hansi Hinterseer, der in Kitzbühel bewusst zurückgezogen auf der Bichlalm lebt, ist immerhin der umsatzstärkste heimische Entertainer – managt sein Musikimperium aber von der Wohnzimmer-Couch.


Jetset regiert
In den Augen der Medien wird Kitz ohnehin vom Jetset regiert – ein Zerrbild, das Harisch & Co. mit Freude zelebrieren, steigert es doch den Wert der Quadratmeterpreise auf zuletzt bereits 20.000 Euro pro Quadratmeter für ein Innenstadt-Penthouse.

Mediales Versailles für das idyllische Kitz ist der „Unterhirzinger Hof“ zwischen Schwarzsee und Lebenberg – ein teuer renovierter 2.000-Quadratmeter-Bauernhof, in dem Fiona Swarovski und Karl-Heinz Grasser samt vier Kindern und ebenso vielen Labradorhunden leben.

Grasser und Swarovski zeigen sich zwar privat in Kitz nur höchst selten, bestimmen aber weiter die Society der Gamsstadt.

Zu ihren Freunden gehören unter anderem:

  • Hansi Hinterseer und seine Frau Ramona, die Fionas wichtigste Busenfreundin ist und von ihr liebevoll „Maaaaama“ gerufen wird.
  • Nicole Rich – nomen est omen – die reiche Milliardärswitwe mit der fettesten Jacht im Mittelmeer.
  • Sportmanager Volker Schmidt, der Kitzbühels Society (von Ion Tiriac bis Franz Beckenbauer) immer wieder zusammenbringt.
  • Zum Kitz-Jetset gehört seit Neuestem auch Wörthersee-Legende Heidi Horten, die sich gerade ein Traumhaus in Aurach zugelegt hat …
  • Und als Jetset-Neuzugang feiert Kitz seit Kurzem Boris Becker, der mit Fiona eine rauschende Silvester-Party zelebrierte, der bisher in Kitz bei seinem Münchner Unternehmer-Freund Willi Beier wohnte und jetzt angeblich eine eigene kleine Luxusvilla sucht.

Die wahre Piefke-Saga
Die schillernde Person des Pharma-Unternehmers Willi Beier zeigt die wahren Regenten im Kitz von heute:

In Wahrheit haben die Münchner die kleine Gams­stadt in den Tiroler Bergen übernommen und zum wichtigsten Münchner Vorort gemacht.

Jeden Freitag ab 17 Uhr wälzt sich eine wahre Autokolonne von geschätzten 10.000 Münchner Zweithausbewohnern aus der bayrischen Hauptstadt nach Kitz, wo die Münchner Schickeria nun bevorzugt ihr Wochenende verbringt. Was vor knapp 20 Jahren mit dem Münchner Edel-Gastronomen Gerd Käfer – er ist heute der schrullige Oldie von Kitz – begann und später mit Franz Beckenbauer seine Lichtgestalt fand, ist heute Legion.

Von Uschi Glas bis Christine Neubauer, von Veronica Ferres bis Jack White hat die „Top Tausend“ der bayrischen Medien- und TV-Stars in Kitzbühel mittlerweile eine schicke Villa.

Vom Fleischer in der Vorderstadt (wo man Samstagvormittag das Fondue einkauft) bis zum Blumenhändler in der Hinterstadt (wo der edle Münchner sich die weißen Rosen für die Tischdeko holt) wird alles vom extravaganten, aber teuren Münchner Geschmack dominiert.

Tiroler sind mittlerweile am Weekend in Kitz hoffnungslos in der Minderheit, Wiener oder Linzer gelten als „seltene Art“.

Selbst die neue deutsche Ski-Ikone Maria Riesch hat sich mittlerweile in Kitzbühel niedergelassen.

Konkurrenz bekommen die Münchner nur von den Russen: Milliardärin Jelena Baturina (die Frau des Moskauer Ex-Bürgermeisters Juri Luschkow) hat in Aurach bei Kitzbühel das Fünf-Sterne-Deluxe-Hotel Grand Tirolia gebaut – der neue Hotspot für Russlands Reiche und Schöne. Gut möglich, dass aus dem Münchner Vorort schon bald ein Moskauer wird…

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