Opernball-Organisatorin: "Wir machen uns die wenigen, die wir haben, noch selber schlecht."
Desiree Treichl-Stürgkh wehrt sich gegen die "Desavouierung des Opernballes": Seit Tagen würde von einigen Medien nur mehr darüber berichtet werden, wer angeblich aller nicht zum Ball kommt oder Konflikte aufgebauscht. "Man kommt mit anderen Themen oft gar nicht mehr durch", sagte sie am Dienstag. Dabei wäre es gerade in wirtschaftlich schlechten Zeiten enorm wichtig, ein positives Bild zu liefern. "Wie viele weltweit so bekannte Aushängeschilder dieser Art hat Österreich denn? Nicht sehr viele. Und wir machen uns die wenigen, die wir haben, noch selber schlecht", so die Organisatorin.
Ausverkauft
Dass der Opernball mit seinem Status gerade in
Zeiten der Wirtschaftskrise besonders in der Auslage steht, wollte
Treichl-Stürgkh gar nicht bestreiten. "Wir haben die Krise aber
nicht verursacht, sondern sind genauso Opfer davon wie alle Menschen weltweit",
sagte sie. Und natürlich habe sie Verständnis dafür, wenn Unternehmen keine
Loge auf dem Ball mehr haben, wenn sie gleichzeitig Kurzarbeit anmelden
müssten. "Aber dafür nehmen diese Logen nun Gäste, die sonst nicht
zum Zug gekommen wären. Die Hysterie ist völlig unbegründet. Wir sind seit
Wochen ausverkauft und jede Karte und jede Loge wurde auch bereits bezahlt",
meinte die Organisatorin.
Zudem schade das "ewige Schlechtreden" auch dem Wirtschaftsstandort Österreich. "Der Ball bringt Millionen, aber wir tun so, als wäre es in der heutigen Zeit ein Frevel, dabei zu sein oder sich gar noch zu amüsieren", meinte die Organisatorin. Den Ball wegen der Wirtschaftskrise nicht länger abzuhalten, wäre ebenso sinnlos wie das Neujahrskonzert oder die Salzburger Festspiele einzustellen.
Befindlichkeiten
Zudem kritisierte Treichl-Stürgkh, dass rund um
den Ball bestimmte Leute "Dimensionen erhalten, die sie ohne den Ball
nie hätten". "Viel lieber als ständig die Befindlichkeiten
einzelner Besucher kommentieren zu müssen, würde ich darüber reden, was der
Opernball für ein tolles Fest mit einem ganz einzigartigen Flair ist. Über
die schönen Debütantinnen, die dem Ball entgegenfiebern und in was für einer
toller Location er stattfindet. Man braucht nur durch die Staatsoper gehen -
jedes noch so kleine Eck hat seine eigene Geschichte. Zudem feiern wir heuer 140
Jahre Staatsoper auf dem Ball, das interessiert aber niemanden",
sagte Treichl-Stürgkh.
Falls sich die Entwicklungen weiter fortsetzen, sieht Treichl-Stürgkh den Opernball durchaus in sehr schwierige Zeiten steuern. "Wenn man sich in der öffentlichen Meinung gar nicht mehr dort blicken lassen kann, dann werden viele Gäste dazu übergehen, sich völlig zurückzuziehen und nur mehr unter sich zu feiern. Damit wäre nun niemandem geholfen", sagte die Organisatorin. Über ihre weitere Zukunft beim Ball wollte sie am Dienstag nicht nachdenken: "Ich mache jetzt einmal den Ball 2009, der wird sehr schön werden. Eva Dintsis und ich haben einen tollen Job gemacht - und das werden alle sehen können".
Foto: (c) Michelle Pauty