Wäre nicht Birgit Minichmayr, hätte wohl mancher Zuschauer bald kapituliert. Zu banal, zu bieder sind Bild und Dialoge, Personenzeichnung und schauspielerische Qualität vieler wichtiger Nebenfiguren. Dabei sind Thema und wahre Historie von größter Aktualität.
Eine Berliner Schauspielerin gründete 1869 in München eine Privatbank. Sie versprach für das eingelegte Kapital pro Monat 10 Prozent Zinsen und zahlte jene für die beiden ersten Monate sofort bar aus. Zu solchen Konditionen wollten viele Bürger und Bauern ihr Geld für sich arbeiten lassen.
Doch die Spitzeder war Wohltäterin und Hochstaplerin, weiblicher Robin Hood und Betrügerin in Personalunion. Als sie bankrott ging, hatte ihre Bank 31.000 Bürger um insgesamt acht Millionen Gulden geprellt.
Vor 40 Jahren gab’s bereits ein Fernsehspiel mit Ruth Drexel als Adele Spitzeder. Die Minichmayer, der man in jeder Rolle gern zusieht, spielt in diesem simulierten 19. Jahrhundert jedoch bloß eine Buhlschaft. Deren Liebe gilt dem Geld. Xaver Schwarzenberger hat so etwas wie eine Variante des Jedermann inszeniert. Zwar in realen Schauplätzen. Aber Text und Tonfall erinnern fatal an eine mittelmäßige Theateraufführung. Aktuelle Bezüge können nur im Kopf des Zuschauers stattfinden.
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