Möchte "in den nächsten 20, 30 Jahren noch gut unterwegs sein."
(Von Yuriko Wahl-Immel/dpa)
Er ist Kommissar, schwuler Fleischhauer, Ex-Knacki, Schönheitschirurg, Albert Einstein, Politiker, Prolet, Emporkömmling, Hotzenplotz. Armin Rohde dreht auch oft für mehrere Filme gleichzeitig, pendelt dann zwischen den Städten hin und her und schläft im Auto. "Es wird mir nie zu viel. Werden mir gute Rollen angeboten, sage ich reflexhaft zu", erzählt Rohde, der am 4. April 60 Jahre alt wird.
"Es hört nie auf, spannend zu sein. Faszinierend ist es, weil es immer wieder um menschliche Existenzen und Charaktere geht. Das ist ein unerschöpfliches Thema", so der deutsche Schauspieler, der aber auch sagt: "Manchmal komme ich mir noch immer vor wie ein Anfänger."
Armin Rohde steht seit 35 Jahren auf der Theaterbühne und vor der Kamera - und ist auch nach mehr als hundert Kino- und TV-Filmen weiter mit Leib und Seele Schauspieler. Die Schule hatte der Sohn aus einer Handwerker- und Arbeiterfamilie, aufgewachsen in Wuppertal, kurz vor dem Abitur geschmissen. Allerlei Umwege, auch über die USA, folgten. Rohde träumte immer davon, Schauspieler zu werden. Anfang der 80er klappte es: Ausbildung an der Folkwang-Schule in Essen. Aus dem chaotischen, unzuverlässigen Burschen sei ein disziplinierter Schüler geworden, schreibt Rohde in seiner Autobiografie "Größenwahn und Lampenfieber". Der Durchbruch gelang ihm 1992 als Bierchen in Sönke Wortmanns "Kleine Haie".
Gerade war Rohde im Ersten in "Unverschämtes Glück" als Bürgermeister zu sehen - "total kaputter Typ", wie er selbst seine Rolle beschreibt. Zugleich drehte er in Hamburg "Nachtschicht" und ist Ende April wieder im ZDF als Kommissar Erichsen im Einsatz. Demnächst wird er beim Kölner "Tatort" mit von der Partie sein, im Kino zudem in "Winnetous Sohn". Rohde gehört seit Jahren zu den gefragtesten deutschen Schauspielern.
Hat er keine Angst, dass die Zuschauer sich allmählich sattsehen an ihm? "Ich will die Leute nicht belagern mit meiner Präsenz. Aber es ist manchmal so, dass zusätzlich noch Wiederholungen im Fernsehen laufen und ich dann an einem Abend auf drei Kanälen gleichzeitig laufe. Das find' ich dann mitunter schon leicht übertrieben." Zugleich freut sich der Bochumer: "Ich bin eifriger Facebooker und Twitterer und da wird oft gefragt, wann der nächste Rohde kommt."
Was reizt ihn aktuell? "Worauf ich wahnsinnig Lust habe, sind historische Rollen - so mit gepuderter Perücke und Stöckelabsätzen. Da wäre noch einiges für mich zu machen. Aber entscheidend ist natürlich immer die Qualität des Drehbuchs." An Auszeichnungen mangelt es ihm nicht. 2013 wurde Rohde für die Darstellung des grobschlächtigen Knast-Ausbrechers Mattock in "Alleingang" als bester Hauptdarsteller mit dem Deutschen Schauspielerpreis geehrt. 2012 hatte er den Bayerischen Fernsehpreis als bester Schauspieler erhalten, vorher auch etwa die Goldene Kamera, Bambi und den Grimme-Preis.
"Das ist eine tolle Anerkennung und natürlich ist es schön, sich ab und zu auf diese Weise feiern zu lassen. Aber danach geht der Beruf seinen normalen Gang, es gibt dann nicht mehr Geld oder noch größere Rollen." Wichtig für einen Schauspieler: "Große psychische Stabilität, eiserne Gesundheit, Sinn für Pünktlichkeit und Teamwork. Und Talent wäre natürlich auch nicht schlecht." Rohde bilanzierend über Rohde: "Bis auf ein paar Ausnahmen, wo man denkt 'hoppla, da steht ja leider mein Name drunter', habe ich gemacht, was ich glaube gut vertreten zu können."
Privatleben hat Rohde wenig. "Es stellen sich schon mal kleine traurige, melancholische Momente ein, da vermisst man geliebte Menschen." Rohde lebt im Ruhrgebiet, wenn er denn mal daheim ist. Er ist Buddhist. "Ich bin mit Anfang 20 übergetreten, weil ich ein Mädchen beeindrucken wollte. Ich finde die Philosophie sympathisch, bin aber kein knochenharter Buddhist."
"Ich habe vor, in den nächsten 20, 30 Jahren noch gut unterwegs zu sein." Den Job will er machen, solange es geht. "Bevor es peinlich wird, hoffe ich, dass mir gute Freunde sagen: 'Bleib mal Zuhause.'" Der 60. Geburtstag wird ganz klein gefeiert. "Ich habe keine Lust, diese Zahl, die was Einschüchterndes hat, zu groß werden zu lassen."