TV-Tango. Alfons Haider tanzt mit einem Mann - das große Interview.
„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ So lautet Alfons Haiders (53) Motto für sein Engagement bei der sechsten Staffel von Dancing Stars. Er sorgte für den Aufreger der Woche, als er verkündete: „Ich tanze mit einem Mann!“ Eine Show-Sensation, die garantiert dem ORF Top-Quoten beschert. Noch ist sein Tanzpartner geheim. Er selbst wird ihm am 7. Februar bei der Pressekonferenz im Wiener Palazzo-Zelt vorgestellt.
Probe
Für ÖSTERREICH machte Alfons Haider vorab den Tanz-Test mit einem Mann und stellte fest: „Ich bin gewohnt zu führen, weil ich bis jetzt nur mit Frauen getanzt habe.“ Doch bei Dancing Stars muss er die Führung an den Profi abgeben und auch mal in die Rolle des „Followers“ (des Geführten) wechseln. „Das wird wahnsinnig schwierig für mich werden.“
Am 11. März entscheidet dann das ORF-Publikum, ob zwei Männer im Ballroom miteinander tanzen dürfen oder Haider in der ersten Runde gehen muss.
Opernball vor Dancing Stars
Bis dahin ist sein Termin-Kalender voll: Nächste Woche singt er mit dem Bruckner Orchester in Linz, am 29. Jänner moderiert er die Grazer Opernredoute, danach den Opernball in New York – am 8. Februar beginnen die täglichen Tanzproben. „Ich habe es mit den Bandscheiben – hoffentlich tue ich mir nicht weh!“
Denn parallel dazu bereitet sich Haider auf einen weiteren großen Auftritt vor: Am 3. März steht er für die ORF-Übertragung des Wiener Opernballs vor der Kamera. „Zwei Wochen vor dem Ball beginnen die Vorbereitungen. Trotz Tanzproben wird nicht geschludert!“ Und eines stellt er schon jetzt klar: „Am Ball tanze ich nur mit einer Frau – meiner ORF-Partnerin!“
Haider: »Mich führen zu lassen, wird schwierig«
Alfons Haider im ÖSTERREICH-Interview
ÖSTERREICH: Ihre Teilnahme bei Dancing Stars hat für viel Aufregung gesorgt. Sie tanzen mit einem Mann. Warum machen Sie das?
Alfons Haider: Für mich selbst, für die Freude. Weil ich die Sendung schon 50-mal moderiert habe und mir gedacht habe: Was kann ich für die Show noch bewirken. Und deshalb habe ich dem Alexander Wrabetz das vorgeschlagen. Von Wolfgang Lorenz, Edgar Böhm kam sofort positive Resonanz – Alexander Wrabetz hat noch gezögert.
ÖSTERREICH: Warum?
Haider: Er hatte um mich Angst und hat gesagt: Ich will nicht, dass du beschädigt wirst. Und dann hat er mich am Heiligen Abend angerufen und sein Okay gegeben.
ÖSTERREICH: Eine Woche vor Dancing Stars (11. 3.) findet am 3. März der Wiener Opernball mit Ihnen als Moderator statt. Wie passt das zusammen?
Haider: Na, das ist ja genial und zeigt, wie weit der Sender ist. Der Mann, der heuer im 15. Jahr neben dem Bundespräsidenten steht, tanzt eine Woche später mit einem Mann.
ÖSTERREICH: Warum dann nicht gleich mit einem homosexuellen Tanzpartner?
Haider: Die Tatsache, dass einer so gestrickt ist und einer so – das war meine einzige Bedingung. Wenn mein Tanzpartner auch homosexuell wäre, dann hätte man zu Recht gesagt, dass der ORF einen Skandal provoziert. Und welchem Partner hätte ich das angetan? Meinem privaten sicher nicht.
ÖSTERREICH: Ist er denn ein Profi-Tänzer?
Haider: Nein (lacht). Ich bin Single! Da sind wir schon beim Hauptthema: Dass ich mit einem Mann tanze, hat überhaupt nichts mit Homosexualität zu tun. Dennoch freue ich mich, dass es so viele positive Reaktionen auf mein Antreten bei Dancing Stars gibt.
ÖSTERREICH: Damals, als Sie Österreich in Bezug auf den Umgang mit Homosexualität als verlogenes Land beschimpft haben, kam auch viel positives Feedback – von Leuten, die Sie für oberflächlich gehalten haben.
Haider: Dancing Stars ist die erste Chance, mich wirklich kennen zu lernen. Ich bin zwar Schauspieler, aber nach stundenlangem Training komme ich nicht mehr zum Spielen. Wie mein Freund Dieter Chmelar sagt: Ich werde froh sein, wenn ich die Treppe obi kum! (Lacht.)
ÖSTERREICH: Was sagt Ihre Mutter eigentlich dazu?
Haider: Meine Mutter hat mich händeringend gebeten, das nicht zu tun. Aus gesundheitlichen Gründen. „Burli, deine Knie, die Bandscheiben!“ Ich hatte vor zwölf Jahren einen Vorfall. Jetzt, wo sie spürt, dass das die richtige Entscheidung war, ist sie aufgeregter als ich.
ÖSTERREICH: Viele können sich nicht vorstellen, dass zwei Männer tanzen. Wie wird das funktionieren?
Haider: Es gibt eigene Regeln. Zum Beispiel weniger Hebefiguren, weil der Mann schwerer ist als eine Frau. Dafür gibt es aber Drehungen am Boden. Aber beim Rock ’n’ Roll werde ich z. B. genauso durch die Beine gezogen. Der entscheidende Unterschied ist: Es ist nicht immer einer der „Leader“ (Führende) und einer der „Follower“ (Geführte). Das ist wahnsinnig schwierig. Ich habe bis jetzt auch nur mit Frauen getanzt. Und dann bin ich auch noch Legastheniker, der nicht links von rechts unterscheiden kann. Ich werde wohl einen roten Punkt auf der Schulter des Kerls brauchen, damit ich nicht in die falsche Richtung tanze. Ich habe alle Voraussetzungen, um dort durchzufallen.
ÖSTERREICH: Auch wenn Ihr Partner heterosexuell ist – keine Angst, dass Sie ihn anziehend finden?
Haider: Definitiv nicht, weil ich seit 30 Jahren das Geschäft vom Privaten trenne. Außerdem, wenn du dir denkst: Wow, der bewegt sich aber toll – bist im nächsten Moment drei Schritte hinterher und landest im Publikum (lacht).
ÖSTERREICH: Erotik ist aber beim Tanz sehr wichtig.
Haider: Ja, aber es geht um Spannung, um Kommunikation ohne Worte – es geht ums Tanzen, nicht um Sex.
ÖSTERREICH: Werden Sie zum ersten Mal wieder Lampenfieber haben?
Haider: Na, gespannt bin ich auf eines: Was sagt der Nedbal?! Wahrscheinlich: Das nächste Mal empfehle ich wieder zu moderieren.
ÖSTERREICH: Als Entertainer will man vom Publikum geliebt werden. Keine Angst, in der ersten Runde rauszufliegen?
Haider: Die Tatsache, dass es überhaupt so weit kommt, dass zwei Männer im ORF tanzen, ist für mich das schönste Erlebnis. Ums Gewinnen geht es mir nicht.
ÖSTERREICH: Und auch nicht um Publicity?
Haider: Nein, denn bekannt bin ich den Dancing Stars-Zusehern, aber für mich anrufen können Sie erst ab dem 11. März, wenn ich meinen ersten Tanz am Parkett gezeigt habe.
ÖSTERREICH: Was ist dann Ihr Ziel für Dancing Stars?
Haider: Dass ich den ersten Freitag ohne Verletzung erreiche (lacht). Die große Frage ist: Wird es ankommen. Wird es funktionieren? Das Liebste wäre mir, wenn der Zuschauer am Ende der zweieinhalb Minuten sagt: Das hat überhaupt nicht komisch ausg’schaut. Der Haider hat sich zwar fast dastessen, aber sonst war es gut. Das Ziel ist ein Funken Normalität.
ÖSTERREICH: In den letzten Jahren zeigen Sie mehr Kanten in der Öffentlichkeit. Suchen Sie im Alter – Sie sind jetzt 53 – neue Herausforderungen?
Haider: Es gibt eine Erfolgs-Kurve im Leben, die mal rauf- und mal runtergeht. Aber es gibt auch eine Kurve für das eigene Interesse. Wenn man jahrelang etwas macht, das perfekt funktioniert, wird es Routine. Ich glaube nicht an Zufälle. Man wird dafür belohnt, wenn man wieder mehr gibt und sich weiterentwickelt. Ich glaube, dass ein Alfons Haider als Tänzer mit einem Mann für die sechste Staffel viel bringt – das Risiko für mich ist natürlich viel größer. Als Moderator habe ich zwar einen spannenden Job, der mich aber über die zehn Runden trägt. Als Tänzer kann es nach der ersten Sendung aus sein. Aber: No risk, no fun!
ÖSTERREICH: Haben Sie schon so viel erlebt und überlebt, dass Sie sich vor dem Risiko nicht fürchten?
Haider: Ich versuche nicht, den Südpol zu erwandern oder mich zu Kakerlaken zu legen. Das Risiko ist daher sehr relativ.
ÖSTERREICH: Wenn Sie ins Finale kommen – treten Sie dann im Fummel auf?
Haider: Natürlich erwarten sich alle, dass wir als Kessler-Zwillinge antanzen – und alle werden überrascht sein, wenn zwei Boxer auf die Bühne kommen (lacht).