Verpatzter Sonntagskrimi
Münchner-Tatort verwirrte selbst Schauspieler
28.10.2013
Der Münchner Fall "Aus der Tiefe der Zeit" enttäuschte Tatort-Fans.
Eigentlich hätten sich die Tatort-Fans am 27. Oktober einen richtig guten Krimi erwartet, handelte es sich doch dabei um einen Jubiläums-Fall. Das Münchner-Team ermittelte nämlich zum 65. Mal. Doch anstelle eines gut durchdachten und spanenden Tatorts, bekamen die Anhänger ein Gemetzel mit wenig Aussagekraft serviert. Vier Tote und drei Täter waren das Rezept für eine etwas missglückten Fall.
Jubiläumsfall verbockt
Dabei ließ sich der Bayrische Rundfunk bei der Planung und Vorbereitung der Jubiläumsfolge nicht lumpen. Für den 65. Einsatz des Münchner-Teams engagierter der BR den Star-Regisseur Domink Graf, der unter anderem für den Film "Im Angesicht des Verbrechens" bekannt ist. Er sollte für die zwei Ermittler Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) etwas ganz Besonderes schaffen. Doch der Schuss ging sprichwörtlich nach hinten los. Im Konkreten ging es beim Fall "Aus der Tiefe der Zeit" um eine Eventmanagerin die gemeinsam mit ihrem Liebhaber ihren Adoptivbruder und einen schwulen Stylisten umbrachten. Auslöser für die Bluttat war eine Erpressung. Die Mutter der Event-Organisatorin hatte damals in der Zeit des zweiten Weltkrieges einen SS-Mann verhungern lassen. Nach den Morden beging dann noch der zweite Adoptiv-Bruder Selbstmord.
Selbst Schauspieler fanden Tatort verwirrend
Die Kurzzusammenfassung hört sich freilich recht einleuchtend an. Doch die Umsetzung der Story im Fernsehen war alles andere, nur nicht leicht nachvollziehbar, selbst für die Schauspieler nicht. So verriet die Tatort-Mimin Meret Becker gegenüber "Der Bild am Sonntag", dass sie selbst etwas verblüfft über das Drehbuch war. "Ach, du heilige Tasse Tee! Da hieß es für mich: Augen zu und durch", erklärte sie ihr Motto, unter dem die Dreharbeiten für sie liefen. Aber auch der Tatort-Kommissar Miroslav Nemec verlor den Durchblick. "Es war viel komplizierter als sonst, und ich habe das Drehbuch nicht gleich verstanden. Erst, als ich es mehrmals gelesen hatte, war mir alles klar", meinte er in einem Interview gegenüber der "B.Z.". Nach dieser doch eher hartem Feedback verteidigt der Regisseur im Talk mit der Bild Zeitung seinen Arbeit. "Die Zusammenhänge und Ursachen von Verbrechen wie sie "Aus der Tiefe der Zeit“ schildert sind komplex. Ich bin der Meinung, der Zuschauer muss sie auch so erzählt bekommen“, erklärte er dem Blatt. Auf die Tatsache berufend, dass Meret Becker und ihr Kollege Mirsolav Nemec, nicht auf Anhieb verstanden hätten konterte Graf sofort mit den Worten: "Ich fand das Drehbuch auf Anhieb spannend und herausfordernd.“ Das Wort herausfordernd beschreibt den Fall tatsächlich recht gut. Denn auch für die Fans war es nicht unbedingt einfach, "Aus der Tiefe der Zeit" zu folgen.