Kerkeling-Absage verschärft ZDF-Problem: Woher auf die Schnelle einen Kandidaten ähnlichen Kalibers...
So feierlich hatte man Thomas Gottschalk selten gesehen: "Würden Sie die Nachfolge annehmen?", fragte er Hape Kerkeling bei seiner vorletzten "Wetten, dass..?"-Show live und hochoffiziell auf dem Wettsofa. Doch der als Top-Favorit gehandelte Entertainer sagte überraschend ab: "Nein, ich möchte nicht." Damit geht die Suche nach einem Moderator in eine neue Runde. Doch woher auf die Schnelle einen Kandidaten von ähnlichem Kaliber nehmen?
Dabei schien an diesem Samstagabend in Leipzig zunächst alles nach Plan zu verlaufen. Als an Stelle Gottschalks zunächst nur Kerkelings Alter Ego Horst Schlämmer ins Rampenlicht trat und die Zuschauer begrüßte, war sich die Fernsehnation schon sicher: Er macht's.
Doch dann ließ Schlämmer die Bombe platzen. "Der Kerkeling, die Hackfresse, wird's nicht machen", schnaufte der Lokalreporter mit Trenchcoat und Herrenhandtasche. Mit "5.000 Mark pro Sendung" habe der einfach zu hoch gepokert. Da glaubte mancher noch an einen Scherz.
Aber als Kerkeling dann am späteren Abend als Kerkeling auf dem Sofa saß, wurde es ernst. Ja, er freue sich, Wunschkandidat der meisten deutschen Fernsehzuschauer zu sein, sagte der 46-jährige Komiker mit nachdenklicher, aber durchaus entschiedener Stimme. Nein, er wolle für den "Wetten, dass..?"-Job nicht alle seine anderen Film-und Buchprojekte sausen lassen. "Ich habe noch viele andere Dinge vor."
Von den großen Fußstapfen, die der seit 1987 fast durchgängig moderierende Gottschalk hinterlässt, sagte Kerkeling nichts. Auch nicht von den zuletzt immer wieder mal schwächelnden Quoten der Traditionsshow.
Die Zuschauer hätten Kerkeling den Job zugetraut. So waberten denn nach seiner Absage enttäuschte "Och!"-Rufe durch den Saal. Auch Komiker Otto war mal ausnahmsweise nicht nach blödeln zumute. "Wie geht es denn nun weiter?", fragte er den 61-jährigen Gottschalk sichtlich geschockt. Der sprach nur kryptisch von "Alternativen", die es noch gebe und bot scherzhaft einem anderen Sofagast, US-Schauspieler Justin Timberlake, den Job an.
Es scheint also tatsächlich bei dem Fahrplan zu bleiben, den das ZDF vor längerer Zeit ausgegeben hatte: Demnach soll ein neuer "Wetten, dass..?"-Moderator erst dann gekürt werden, wenn Gottschalk am 3. Dezember in Friedrichshafen ein für allemal Adieu gesagt hat. Nach einer längeren Pause soll es dann voraussichtlich im ersten Halbjahr 2012 mit neuem Konzept und neuem Moderator weitergehen.
Aber wenn nicht mit Kerkeling, mit wem dann? Leicht wird es nicht, eine Alternative zum beliebten Komiker zu finden, den sogar ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut als erste Wahl bezeichnet hatte.
Auch Jörg Pilawa, der als Favorit galt, ist keine Option mehr. Dass er jetzt wieder als möglicher Nachfolger genannt werde, wundert ihn. "Ich arbeite mit dem ZDF an einer Reihe von neuen Shows, aber "Wetten, dass ...?" ist dabei kein Thema", so Pilawa.
Möglich aber auch, dass ein bisheriger Außenseiter das Rennen macht. Über die Namen der Entertainer Anke Engelke, Stefan Raab und Barbara Schöneberger war hier und da mal spekuliert worden.
Horst Schlämmer war weder auf Pilawa noch auf Raab gut zu sprechen, sondern kürte in der Show seine persönliche Wunschkandidatin: "Die Michaela" sei ein "heißer Favorit", verkündete er dem ZDF-Publikum - und rückte Gottschalks atemberaubend tief dekolletierter Assistentin Michelle Hunziker prompt auf die Pelle. "Vielleicht mit etwas Coaching...", fiel Gottschalk, der demnächst eine Talkshow im ARD-Vorabendprogramm präsentieren wird, zu dieser möglichen Kandidatin ein.
Wer tatsächlich den "Wetten, dass..?"-Thron ergattert, scheint derzeit vollkommen offen. Hape Kerkeling, der auf der Bühne mit seinem Musical "Kein Pardon" auftrat, brachte es singend auf den Punkt: "Das ganze Leben ist ein Quiz. Ja und wir raten, raten, raten."