ORF-Karriere-Ende

ORF-Sparpolitik: Freund sieht sich als Opfer

05.11.2013

Muss mit Jahresende in ORF-Pension. Am Sonntag zum letzten Mal in der "ZiB".

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© ORF/Thomas Ramstorfer
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Schwer enttäuscht vom ORF zeigt sich "Zeit im Bild"-Moderator Eugen Freund in einem Abschiedsinterview mit der Fernsehzeitschrift "tv-media". Freund muss Ende des Jahres in Pension und präsentiert am Sonntag zum letzten Mal die Hauptnachrichtensendung des ORF. "Ich bin ein Opfer der Sparpolitik des Hauses - und diese hat wieder mit der nicht verlängerten Gebührenrefundierung zu tun", so der langjährige ORF-Journalist.

Freund noch nicht pensionsreif
62-jährige News-Anchors seien in der Kostenstruktur offenbar nicht mehr vorgesehen und auch die Politik habe wenig Interesse an erfahrenen ORF-Journalisten, lässt Freud anklingen. "Der ORF schickt mich in Pension und hat mir das brieflich kundgetan. Aber ich werde sicher nicht in Pension gehen." Inhalt des Pensionsbriefs an Freund: "Vielen Dank. Und vergessen Sie nicht, Ihren Ausweis abzugeben." Ein abschließendes Gespräch mit Verantwortlichen habe es nicht gegeben. "Ein solches würde man vermuten. Ich würde auch sagen, dass man das hätte machen können. Aber ich bin nicht völlig aus den Wolken gefallen, weil ich das Unternehmen seit 40 Jahren kenne. Es hat immer Mängel gegeben im Umgang mit dem Personal."

ZiB-Entwicklung nicht positiv
Er sei dem ORF "dankbar für all die Erfahrungen, die ich machen durfte, die Personen und Länder, die ich kennenlernen durfte". Aber er habe das auch weitergegeben, und "der ORF hat auch immer von mir profitiert". Die aktuelle Entwicklung der "Zeit im Bild" sieht Freund nicht nur positiv. "Es schauen zwar immer noch eine Million Menschen zu. Aber die Quoten gehen runder, das ist klar, weil sich die Sehgewohnheit, die gesamte Fernsehlandschaft verändert hat. Wir Moderatoren haben uns oft darüber unterhalten, wo die Schwachstellen liegen. Aber man hat nicht auf uns gehört. Ich habe immer schon gegen diesen 'Kopfsalat', diese abgefilmten Interviews argumentiert."

Mehr Quantität statt Qualität
Kritik übt der scheidende "ZiB"-Anchor in "tv-media" auch an der Politik. "Die Politik will möglichst wenige und junge Leute in der ORF-Information. Damit ja niemand zum Recherchieren echter Geschichten kommt. Das ist von der Politik beabsichtigt: keine Aufsicht über ihre Tätigkeit. Das ist ja der wahre Grund für den von der Politik forcierten Sparzwang. An der reinen Wiedergabe der politischen Meinungen des Landes soll sich nichts ändern." Er selbst habe im ORF als eines der "roten Gfrieser" gegolten. "Aber nein, ich war nie Parteimitglied und wollte mit Parteien nie etwas zu tun haben." Freund, der erst vor kurzem unter die Krimiautoren gegangen ist, will jedenfalls weiter in den Medien arbeiten. "Ich werde mir jedes interessante Angebot - auch aus dem kommerziellen TV - ansehen."

Nachfolger noch unbekannt
Wer Freunds Moderation in der "Zeit im Bild" an der Seite von Nadja Bernhard künftig übernehmen wird, haben die ORF-Verantwortlichen offenbar noch nicht entschieden. Als aussichtsreichste Kandidaten gelten Rainer Hazivar und Wolfgang Geier.

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