Im ORF herrscht Chaos

Sido-Eklat wird Fall für die Polizei

22.10.2012

Ermittlungen laufen auch wegen Drogen. Der ORF sucht fieberhaft Jury-Nachfolger.

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© Singer, Chili
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Auch vier Tage nach dem Eklat zwischen Sido und Dominic Heinzl gehen die Wogen hoch. Jetzt ist die Polizei am Ruder. Gegen Sido, der Heinzl nach der Großen Chance auf der Bühne eine verpasst hat, wird nicht nur wegen Körperverletzung ermittelt, sondern auch wegen Drogenkonsum. Er soll im ORF offen gekifft haben. „Wir werden die Parteien und Zeugen befragen und das alles so schnell wie möglich. Wenn es geht, sogar noch diese Woche“, erklärt Polizeisprecherin Adina Mircioane im Gespräch mit ÖSTERREICH.

Duell
Auch andernorts rauchen weiter die Köpfe. Während sich im Internet die Mehrheit der User auf Sidos Seite stellt und Heinzl als Sündenbock sieht, sind die Kontrahenten ihrerseits um Kalmierung bemüht. Sido entschuldigt sich via Facebook („Fäuste lösen keine Probleme. Ich bin zu weit gegangen“), will für seine Attacke „nicht gelobt“ werden. Er hält aber daran fest, dass Heinzl ihn provoziert hat. Heinzl sieht das anders: „Das darf nicht als Rechtfertigung für Gewalt gelten“. Gleichzeitig zollt er ­Sido „Respekt, dass du ehrlich um eine Deeskalation bemüht bist“.

Heiße Diskussion im ORF: Zweite Chance für Sido?
Im ORF ist Krisenstimmung angesagt. Seit Freitagnacht jagt eine Sitzung die nächste. Die Küniglberg-Chefs müssen nun dringend entscheiden: Wie geht es mit der Großen Chance weiter? Spätestens morgen soll ein Ersatzjuror präsentiert werden. Namen wie Roman Gregory und Conchita Wurst sind im Gespräch. Am Wochenende wurde aber auch eine andere Variante heiß diskutiert: Kehrt Sido gar zurück, wenn er sich öffentlich entschuldigt? Das brächte dem ORF nicht nur Topquoten, sondern könnte gleichzeitig für eine Anti-Gewalt-Kampagne genützt werden. Jurorin Zabine in ÖSTERREICH : „Ich würde mir eine Rückkehr wünschen“. Aus der ORF-Spitze gab es dafür am Montag allerdings ein „Nein“.

Der Rapper im „Bild“-Interview
Was ist am Freitag nach der Großen Chance wirklich genau passiert? In der deutschen Bild-Zeitung nimmt Rapper Sido zum Prügel-Eklat Stellung. Er gibt zu, dass der Schlag auf Dominic Heinzl ein Fehler war, sagt aber auch, Heinzl hätte ihn vor der Attacke provoziert. Und: Sido meint, Heinzls Zusammenbruch war ein Fake.

  • Sido über den Eklat: „Nach der Show schrie mich Heinzl an: ,Sido, du Depp, lass uns das unter Männern klären!‘ Er wollte mich wieder provozieren. Wir haben gestritten. Ich habe ihm dann über meine Sicherheitsleute hinweg eine gegeben. Mit der Hand, nicht mit der Faust.“
  • Sido über den Schlag: „Bei mir sind die Sicherungen durchgebrannt. Gewalt ist Schrott. Wenn ich mich ungerecht behandelt fühle, raste ich ab einem bestimmten Punkt aus und bin schwer runterzubringen. Ich habe in den letzten Jahren daran gearbeitet, aber leider ist es noch einmal passiert.“
  • Sido über den Heinzl-Streit: „Es begann vor zwei Jahren. Heinzl kam auf mich zu, packte mich am Kragen, wollte ein Interview. Da habe ich gesagt: ,So fasst mich keiner an, bitte gehe mir künftig aus dem Weg. Wenn du mir weiter frech kommst, dann kriegst du eine.‘ Er provozierte mich andauernd. Ich sei asozial, trage nur Asi-Klamotten. Ich habe den ORF daher gebeten, dafür zu sorgen, dass wir uns nicht mehr begegnen.“
  • Sido über Heinzls Sturz: „Als ich ihn getroffen habe, stand er noch. Als ich aus dem Studio ging, fiel er plötzlich hin. Was für ein Schauspieler!“
  • Sido über den Rauskick: „Dass ich vor Zuschauern zugeschlagen habe, war nicht o. k. Mir ist klar, dass der Sender Gewalt nicht tolerieren kann. Mein Rauswurf war konsequent.“

Sehen Sie hier das Video:

ÖSTERREICH: Wie sehen Sie den Eklat im nachhinein?
Dominic Heinzl:
Mir ist die Sache sehr unangenehm, ich wünschte, sie wäre nicht passiert. Die Beleidigung gegen meine tote Mutter hat mich mehr verletzt als der Schlag.

ÖSTERREICH: Sido sagt, Sie hätten Ihn provoziert.
Heinzl:
Es mag ja sein, dass er das so empfunden hat. Aber das darf nicht als Rechtfertigung für Gewalt gelten.

ÖSTERREICH: Der Vorwurf, der Zusammenbruch war ein Fake?
Heinzl:
Ich wollte, ich hätte dieses schauspielerische Talent und ich ziehe meinen Hut vor jedem Schauspieler, der seine Rolle so ernst nimmt, dass er einen Sturz mit dem Hinterkopf abfängt.

ÖSTERREICH: Wie geht es für Sie im ORF weiter?
Heinzl:
Wir haben einen Vertrag über drei Jahre vereinbart, und die sind nun zu Ende. Ich freue mich auf neue Herausforderungen nach Chili. Ich bin für vieles offen.

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