Zu feministisch
Song Contest: Morddrohungen für russische Kandidatin
19.05.2021Die russische ESC-Kandidatin Manizha ließ sich aber nicht von den Drohungen beirren.
"Eurovision is back": Mit diesen Worten startete nach einem zuvor undenkbaren Jahr Coronapause der Eurovision Song Contest am Dienstagabend, 18.5., in seine 65. Ausgabe. Das 1. Halbfinale des Musikbewerbs ist geschlagen, und damit stehen die ersten zehn Finalteilnehmer abseits der "Big Five" und des Gastgebers Niederlande fest. In der Rotterdamer Ahoy Arena setzten sich dabei großteils die prognostizierten Favoriten durch.
ESC: erster Versuch für Großveranstaltung
Immerhin waren wie bei den folgenden Shows 3.500 coronagetestete Zuschauer in der ansonsten bis zu 16.000 Menschen fassenden Halle zugelassen. Schließlich wird der Song Contest doch als erster Feldversuch für derartige Großveranstaltungen in Coronazeiten durchgeführt und läuft nach strengen Hygienevorgaben ab. Zum Auftakt des Abends durfte der nun schon seit 2019 amtierende ESC-Sieger Duncan Laurence sein neues Lied präsentieren. Danach übernahm das Moderatorenquartett, bestehend aus Chantal Janzen, der einstigen ESC-Teilnehmerin Edsilia Rombley, der Vloggerin Nikkie de Jager alias NikkieTutorials und Jan Smit - auch in Österreich bekannt als Teil des Schlagertrios Klubbb3.
Die Performance von Zypern
Viel Sex und Ohrwürmer
Was dann folgte, waren im wesentlichen Tickets für die im Vorfeld prognostizierten Favoriten. So holte sich die als mögliche Gewinnerin gehandelte, erst 18-jährige Malteserin Destiny mit "Je me casse" ebenso ein Aufstiegsticket für das Finale wie der Zypriotin Elena Tsagrinou mit viel Sex und dem Ohrwurm "El Diablo" in den Fußstapfen von Lady Gaga.
Song Contest: Morddrohungen für russische Kandidatin
Für Litauen setzte sich wie erwartet die Formation The Roop mit "Discoteque", ihrem kühlen Elektrosong mit eigenwilligen Moves, durch, was auch für die eigenwillige russische Vertreterin Manizha mit ihrem feministischen Ethnomix "Russian Woman" gilt. Manizha, die sich schon lange für die Rechte von Frauen und der LGBTQ-Community einsetzt, wurde im Vorfeld ihres Auftritts sogar mit Mord bedroht. Kein Grund für sie, sich einschüchtern zu lassen. Den Fans hat es gefallen und so kam sie eine Runde weiter.
Eigenwillig präsentierten sich erfolgreich auch Go-A aus der Ukraine mit "Shum" - harter Tobak mit harten Rhythmen. Und die Folklore-Uptempo unter dem Titel "Mata Hari", gesungen von Efendi, sicherte Aserbaidschan wieder einmal das Endrundenticket. Ebenfalls wieder durch setzte sich auch heuer Standardaufsteiger Schweden - mit einer schwachen Popnummer namens "Voice", stimmlich zu Ende gewackelt vom Künstler mit dem im Deutschen bedingt funktionierenden Künstlernamen Tusse. Für Norwegen schaffte es Andreas Andresen Haukeland alias Tix mit angeklebten Flügeln und dem Song "Falling Angel" abzuheben. Die Runde der Zehn komplettieren die israelische Kandidatin Eden Alene mit gewaltigem Haarkunstwerk und dem Dancesong "Set Me Free" sowie die für Belgien ins Rennen gegangene Klassikerformation Hooverphonic mit der ruhigen Nummer "The Wrong Place".
Die Ausgeschiedenen
Ein "Amen" ist hingegen schon mal aus dem Bewerb - in der Hoffnung, dass dies für Österreichs Kandidat Vincent Bueno , der mit einem Song gleichen Namens antritt, kein böses Omen ist. Die Slowenin Ana Soklič schied trotz großer Stimme ebenso aus wie die ob der Coronabedingungen nur mit einem Video vertretenen Australierin Montaigne und "Technicolour". Auch für Nordmazedoniens Musicalschmetterer Vasil reichte es mit "Here I Stand" nicht, was ebenso für Irlands Lesley Roy mit ihrem stimmlich wankenden Katy-Perry-"Maps" galt. Die an Billie Eilish gemahnende rumänische Vertreterin Roxen kann ihren Beitrag "Amnesia" eher vergessen - zumindest hat es nicht für den Finaleinzug gereicht. Und Gleiches galt schließlich auch für Albinas Tanznummer "Tick-Tock", die für Kroatien die Heimreise antreten muss.
So wird 2. Halbfinale
Spannend für Österreich wird es nun am Donnerstag, wenn Vincent Bueno mit der langsamen Ballade "Amen" im 2. Semifinale um den Einzug in die Endrunde kämpfen muss. Die findet dann am Samstag (22. Mai) statt. Dann werden neben den 20 aus den Halbfinalen aufgestiegenen Ländern auch die "Big Five" genannten größten Beitragszahler des Bewerbs ihren Einsatz haben: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. Und auch der heurige Gastgeber Niederlande ist erst in der Endrunde mit dabei. Alle 26 Nationen müssen sich dann vor den wieder erwarteten rund 120 Millionen Fernsehzuschauern - und 3.500 Livezuschauern - beweisen, um die europäische Sangeskrone zu ergattern.
Aus dem 1. Halbfinale ins ESC-Finale am 22. Mai aufgestiegen sind:
ASERBAIDSCHAN Efendi: "Mata Hari"
BELGIEN Hooverphonic: "The Wrong Place"
ISRAEL Eden Alene: "Set Me Free"
LITAUEN The Roop: "Discoteque"
MALTA Destiny: "Je me casse"
NORWEGEN Tix: "Fallen Angel"
RUSSLAND Manizha: "Russian Woman"
SCHWEDEN Tusse: "Voices"
UKRAINE Go-A: "Shum"
ZYPERN Elena Tsagrinou: "El Diablo"