"Angezählt"
Tatort-Star Krassnitzer talkt über neuen Fall
10.09.2013
Neue Austro-"Tatort"-Folge "Angezählt" wird am 15. September ausgestrahlt.
"Angezählt" heißt der neue "Tatort" (am kommenden Sonntag, 15. September, auf ORF 2), in dem Harald Krassnitzer als Moritz Eisner seinen bereits 31. Mordfall löst. Darin muss eine ehemalige Prostituierte den Ausstieg mit dem Feuertod bezahlen, doch statt der Auftraggeber des Mordes können Eisner und seine Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) zunächst nur den minderjährigen bulgarischen Täter aufspüren. Auf der Suche nach Beweisen dringt das Ermittlerpaar immer tiefer in die brutale Wiener Rotlichtszene ein. Im Gespräch mit der APA erklärt Krassnitzer, welche Rolle Humor bei "Tatort" trotz des ernsten Themas spielt, wie er die Zusammenarbeit mit seiner Kollegin Adele Neuhauser sieht und was er sich von der Kulturpolitik für die Zukunft wünscht. Der im Wahlkampf für Werner Faymann engagierte Schauspieler spart dabei nicht mit Kritik.
Harald Krassnitzer im APA-Talk
APA: Die neue "Tatort"-Folge hat viele aktuelle Bezüge, Stichwort Ausländerfeindlichkeit. Inwieweit können solche Filme bei der Meinungsbildung in der Bevölkerung mitwirken?
Harald Krassnitzer: Überhaupt nicht. Das eine oder andere mag diskutiert werden, meiner Meinung nach aber ohne Auswirkungen. "Tatort" wird von vielen Menschen als eine Form der Unterhaltung wahrgenommen, was es bis zu einem bestimmten Punkt auch sein soll. Dass das auf bestimmten Tatsachen beruht, und dass wir bemüht sind, eine bestimmte Geschichte zu erzählen, ist wieder auf einem anderen Tablett gebacken, aber den Anspruch daraus abzuleiten, wir würden damit Gesellschaftspolitik machen wollen oder gesellschaftliche Veränderungen damit bezwecken, wäre ein äußerst vermessenes Unterfangen.
APA: Interessant beim "Tatort" ist die Entwicklung der Figuren über einen längeren Zeitraum hinweg. Wie sehen Sie die Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren?
Krassnitzer: Diese Paarung hat sich als äußerst erfolgreich dargestellt. Das ist mit der Adele (Neubauer, Anm.) eine kongeniale Paarung, die unterschiedliche Zugangsformen hat, aber gleichzeitig eine sich sehr gut ergänzende Konstellation ergibt. Die wird auch noch ein paar Jahre halten und uns hoffentlich noch ein paar schöne "Tatorte" bringen.
APA: Dieser "Tatort" war der zweite in der Regie von Sabine Derflinger. Sie hat einmal gesagt: "Der Humor darf auf keinen Fall fehlen." Ist das ein Kriterium, das sie von anderen Kollegen unterscheidet?
Krassnitzer: Nein. Das Einzige, was uns unterscheidet, ist, dass wir den Humor nicht zum Vordergrund machen. Wir balancieren das sehr gut aus. Bei uns ist Humor meist mit einer feinen Klinge geformt. Auch in dieser Folge gibt es Schmunzeleffekte, aber wir versuchen, trotzdem die Geschichte zu erzählen. Das ist unser Rezept. Aber das Format wäre nicht so erfolgreich, wenn nicht jeder „Tatort“ seinen eigenen Weg gehen würde. Ich finde es sehr spannend, wenn es verschiedenste Herangehensweisen gibt.
APA: Das war Ihr 31. "Tatort", zwei weitere sind bereits gedreht. Ist das für Sie ein Projekt ohne Ablaufdatum?
Krassnitzer: Wir sind damit erfolgreich und haben tolle Geschichten und eine schöne Konstellation, insofern macht es mir, der Adele, der Redaktion und dem ORF Spaß. Also werden wir diesen Spaß schon noch eine Weile aufrechterhalten.
APA: "Tatort" ist eine ORF-Produktion, die nicht von Budgetkürzungen betroffen ist, andere Produktionen allerdings sehr wohl. Sie haben sich sehr kritisch über die Budgetkürzungen und ihre Auswirkungen auf die Filmindustrie geäußert. Braucht es die Gebührenrefundierung, oder drückt sich der ORF so nur vor seiner Aufgabe, die vorhandenen Mittel so umzustrukturieren, dass der Bildungsauftrag trotzdem erfüllt wird?
Krassnitzer: Ich glaube, dass die Gebührenrefundierung wirklich absolut notwendig ist. Sie steht ihm überdies auch zu. Ich denke, dass der ORF an Reformen nicht vorbeikommt. Es ist sicher keine leichte Aufgabe, aber eine, die zu bewältigen wäre. Was für mich im Zusammenhang mit der Gebührenrefundierung merkwürdig war, ist dieses ewige Spiel von "Zuerst-beim-Programm-sparen-wollen". Dort ist man bereits am absoluten Limit. Und wenn irgendetwas die Existenz dieses Unternehmens legitimiert, dann ist es ja wohl das Programm. Die Leute zahlen ja nicht Gebühren, damit man den Küniglberg hat, sondern damit sie Programm sehen. Egal, ob das Dokumentationen, Sportübertragungen, Filme, Serien, Information, die ich als allererstes nennen müsste, oder politische Background-Information sind - alles, was zu den öffentlich-rechtlichen Aufgaben zählt, ist zu bewältigen.