ÖSTERREICH sah Udos Film und traf den Entertainer zum Talk.
Wenn Udo Jürgens etwas anpackt, dann macht er keine halben Sachen. So ist auch die Verfilmung seines Bestsellers Der Mann mit den Fagott insgesamt 205 Minuten lang, kostete 11 Millionen Euro – und wird wohl auch bei seiner Ausstrahlung am 29. und 30. September (Udos 77. Geburtstag) im ORF alle Quotenrekorde brechen.
Im Film übernimmt David Rott die Rolle des jungen Udo Jürgens, der noch vor seinem Durchbruch steht. Doch eigentlich geht es um Jürgens Familie, vor allem seinen Großvater Heinrich Bockelmann in Moskau (gespielt von Christian Berkel) und seinen Vater Rudi (Ulrich Noethen).
Am Mittwoch präsentierte der Entertainer-Star seinen neuesten Coup in Hamburg. ÖSTERREICH war vor Ort und traf Udo Jürgens zum Gespräch:
ÖSTERREICH: Was bedeutet Ihnen die Verfilmung ihrer Familien-Geschichte?
Udo Jürgens: Ich war schon lange nicht mehr so nervös. Dieses Projekt hat sechs Jahre gedauert – ich wollte es schon abbrechen, weil der Stoff zu komplex ist. Aber ich bin sehr zufrieden. Mein Vater, mein Großvater und ich – wird sind alle extrem gut getroffen.
ÖSTERREICH: David Rott spielt Sie als jungen Mann. Erkennen Sie sich wieder?
Jürgens: Ja, er hat mich gut beobachtet und kann mich perfekt imitieren. Ich war am Set oft dabei und habe auf den kleinen Monitor des Regisseurs gesehen – da habe ich glatt vergessen, dass das jetzt David ist. Es war so, als ob ich alte Aufnahmen von mir sehe.
ÖSTERREICH: Welche Szenen haben Sie berührt?
Jürgens: Der Moment, als sich mein Vater von der Familie verabschiedet, um in sein Dorf zurückzukehren. Er hat uns vor den Nazis versteckt und ist als Verräter verhaftet und beinahe exekutiert worden. Damals wusste ich nicht, ob ich ihn jemals wieder sehe. Als ich diese Szene im Film sah, habe ich geweint.
ÖSTERREICH: Und wie stehen Sie heute zu Ihrer ersten großen Liebe Gitta?
Jürgens: Sie war mein erstes Opfer, ohne dass ich es wollte. Ich habe sie vergöttert und geliebt. Aber jeder Besessene opfert sein Privatleben. Musik steht in meinen Leben immer an erster Stelle.
ÖSTERREICH: Der Film wird zu Ihrem 77er ausgestrahlt. Ist er Ihr Vermächtnis?
Jürgens: Er ist ein Geschenk! Ich stehe auf der Bühne, solange es meine Kraft zulässt. Ich bin alt, aber jung im Herzen.
‚Der Mann mit dem Fagott‘ ist nicht Udo
Er gibt selbst zu: Dieser Film ist etwas pathetisch geworden. Aber dennoch muss er Udo Jürgens nicht peinlich sein. Seine Familiensaga Der Mann mit dem Fagott wurde durchaus modern in Szene gesetzt, mit schnellen Schnitten als Zeitsprünge zwischen den Leben seines Großvaters, Vaters und Jürgens.
Herausragend: David Rott als junger Udo, der von Mimik bis zum Klavierspiel die perfekte Verwandlung vollzieht.
Kein Jürgens-Film. Bis auf wenige Szenen hält sich der Meister selbst im Hintergrund. Denn allen Jürgens-Fans sei gesagt: Das ist kein Udo-Porträt! Seine Geschichte endet im Film mit dem Beginn seiner Karriere.
Dennoch berührend: Die Szene, als der kleine Bockelmann in der Hitlerjugend eine Ohrfeige bekommt und am linken Ohr sein Hörvermögen fast verliert. Eine wahre Geschichte. Und die sitzt.