Keine zweite Staffel
"Wien - Tag & Nacht" steht vor dem Aus
10.04.2014
Senderchef Martin Gastinger: Quoten lagen "unter unseren Erwartungen" .
Geduld konnte man ATV nicht absprechen: Für den Versuch, mit der nach deutschem Vorbild konzipierten Daily-Soap "Wien - Tag & Nacht" bei den Zuschauern zu landen, gab man sich vor Sendestart "sechs bis acht Wochen". Doch nach gut 40 Ausgaben steht nun fest: Es wird keine zweite Staffel geben. Grund sind die Quoten, die laut ATV-Geschäftsführer Martin Gastinger "unter unseren Erwartungen liegen".
Zu viel Aufwand
"Es war von Anfang an klar, dass es ein sehr aufwendiges Projekt ist", erläuterte Gastinger im Gespräch mit der APA. Bei Produktionskosten von rund fünf Mio. Euro für 100 Episoden seien durchschnittliche Marktanteile von 4,1 Prozent in der Kernzielgruppe der 12- bis 49-Jährigen und im Schnitt 36.000 Zuseher aber zu wenig. Angepeilt hatte man eine Verdoppelung auf acht Prozent. "Bei den jungen Zuschauern schaut es wesentlich besser aus, aber die sind zu wenig für ein derartiges Projekt."
Zuseher nehmen ab
Zum Auftakt Mitte Februar wollten 61.000 Menschen das Treiben in der urban-hippen WG sehen, seitdem gingen die Zahlen - abgesehen von einigen Ausreißern Ende März mit über 70.000 Sehern und 9,7 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe - aber nach unten. Eine Verlängerung sei vor diesem Hintergrund nicht sinnvoll, wie Gastinger zugab. "Wir sind noch nicht einmal bei der Hälfte, müssten aber aufgrund der Produktionsbedingungen schon jetzt eine zweite Staffel bestellen. Das ist zu riskant, weil wir nicht auf der Flughöhe sind, auf der wir sein wollten."
Online-Bereich überrascht
Grundsätzlich zufrieden zeigte sich der ATV-Chef hingegen mit den Zahlen im Online-Bereich: Neben mehr als 53.000 Likes auf Facebook verzeichne man etwa zwischen 30.000 und 40.000 Videoabrufe täglich. "Wenn man nach dem geht, ist es ein Riesenerfolg. Aber alleine damit kann man eine so aufwendige Serie noch nicht refinanzieren." Eine zwischenzeitliche Adaptierung des Formats sei hingegen nicht zur Disposition gestanden. "Wenn man so eine Serie plant, muss man sich auf eine Linie und auf die Charaktere festlegen, einen gewissen Stil und eine Tonalität verfolgen. Wir haben uns bei über einem Jahr Vorbereitungszeit lange genug Gedanken gemacht, wie die Serie ausschauen soll."
Folgen werden ausgestrahlt
Die restlichen Folgen der ersten Staffel werden nun auf dem bisherigen Sendeplatz (Montag bis Freitag um 18.15 Uhr) weitergespielt. "Wir strahlen die natürlich aus. So schlecht läuft es ja auch nicht, es ist nur nicht zufriedenstellend. Wir sprechen nicht von einem Flop, sondern von etwas, das von unserer Seite her einfach höher und besser sein hätte müssen." Würden die Zuschauerzahlen für "Wien - Tag & Nacht" im Laufe der kommenden 60 Folgen anziehen, werde man die weitere Vorgehensweise aber natürlich überdenken. "Die Hoffnung ist da", erklärte Gastinger. Davon abgesehen werde der Sender auch in den nächsten Monaten neue Formate starten. "Wir werden weiterhin versuchen, so innovativ wie möglich zu sein."
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