Neuaufstellung
Wrabetz will neue ORF-Struktur
18.09.2014Channel Management für Ö1 als erstes Thema - Umsetzung bis 2017.
Der ORF soll in den kommenden Jahren eine neue Grundstruktur erhalten. Über entsprechende Pläne hat ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am Donnerstag den Stiftungsrat des öffentlich-rechtlichen Senders informiert. Im Kern stünden dabei "klare Verantwortlichkeiten für die einzelnen Produkte", wie Wrabetz nach der Stiftungsratssitzung vor Journalisten erklärte. Der Zeithorizont: 2017.
Veraltetes Model
Derzeit sei der ORF "grob gesprochen" nach einem Model aus 1967 aufgestellt. Angelehnt an die im Sommer beschlossene Strategie "ORF 2020", die stärkere, multimediale Zusammenarbeit über die Kernbereiche Information, Unterhaltung, Sport und Kultur vorsieht, müsse man sich nun neu aufstellen. Die Frage laute: "Wie schaut das Operating Model des ORF für die nächsten zehn, fünfzehn Jahre aus?", so Wrabetz. Vorgesehen sind Channel Manager für die einzelnen Bereiche, wie es bereits für Ö1 oder ORF eins angekündigt wurde. Diese Struktur solle letztlich mit dem Start der nächsten Geschäftsführungsperiode 2017 implementiert werden, da es auch "Auswirkungen auf die Direktionen" geben könne. Bis Weihnachten will man erste Grundzüge erarbeiten.
Bis dahin könnte auch das Channel Management-Prinzip für das Kultur- und Informationsradio Ö1 schlagend werden. "Das soll vorgezogen werden", erläuterte Wrabetz. Derzeit steht Ö1 ohne Koordinator da, nach einer strukturellen Adaptierung dürfte die Ö1-Leitung neu ausgeschrieben werden. "Das möchten wir möglichst rasch klären." Das "nicht einfache" Ziel sei eine zukunftssichere Struktur und eine entsprechende Besetzung mit Beginn 2015.
Vorbild Europa
Für die gesamte Führungsstruktur werde man sich auch an bereits erprobten Modellen in Europa orientieren, wobei Wrabetz unter anderem Finnland als Beispiel nannte. "Wir werden uns anschauen, was funktioniert und was nicht. Derzeit habe ich noch kein fixes Modell im Kopf. Aber wir haben richtig erkannt, dass wir die Contentbereiche stärken und multimedial zusammenarbeiten müssen. Dabei dürfen wir allerdings nicht bis 2020 warten", bezog sich der ORF-Chef auf die Zusammenlegung der Wiener Standorte am Küniglberg und den dafür vorgesehenen, trimedialen Newsroom.
Positiv sei unterdessen der Bericht des ehemaligen ZDF-Intendanten Markus Schächter bezüglich des Qualitätssicherungssystems des ORF ausgefallen, wie Wrabetz festhielt. "Wir sind gut beurteilt worden." Bei der Information liegen Zustimmungs- und Vertrauenswerte des Publikums im europäischen Spitzenfeld, bei der Kultur hat man - "wohl auch dank ORF III" - im Vorjahr deutlich zulegen können. Wermutstropfen ist ein Rückgang bei der Unterhaltung, allerdings hätten sich die Werte für das laufende Jahr wieder ins Positive gedreht. "Es gibt keine grundsätzlich problematische Tendenz, was sehr erfreulich ist", so Wrabetz.
Die von etlichen Teilnehmern als harmonisch beschriebene Stimmung bei der Stiftungsratssitzung konnte letztendlich auch das Thema Eurovision Song Contest (ESC) nicht trüben. Der Bericht über die Entscheidung für den Austragungsort Wien sei zur Kenntnis genommen worden, wie Stiftungsrat Thomas Zach zu Verstehen gab. "Es gibt keine Bedenken gegen Wien, das ist ein unbestritten passender Austragungsort. Niemand bezweifelt, dass der Song Contest hier gut über die Bühne gebracht werden wird." Positiv hob er den Slogan "Building Bridges" hervor, der angesichts der Krisenherde in Europa dem ESC eine passende "Breite" verleihe.