Die gute Nachricht der Untersuchung: Umkehrschluss gilt nicht.
Aggressive Kinder bevorzugen einer neuen Studie zufolge brutale Computer- und Videospiele. Der Spielemix von als problematisch geltenden Buben und Mädchen ist gewalthaltiger als der ihrer Klassenkameraden, wie die Wissenschaftler der Universität Hohenheim und der Leuphana-Universität Lüneburg am Montag in Stuttgart mitteilten. Bei diesen Kindern bestehe das Risiko, dass sich ihre Vorliebe für brutale Bildschirmspiele verfestige.
Machen nicht aggressiver
Der Umkehrschluss gelte jedoch nicht: Die Forscher konnten keine Belege dafür finden, dass gewalttätige PC- und Videospiele die Spieler im realen Leben noch aggressiver macht. "Das ist die medienpädagogisch gute Nachricht unserer Studie", sagte Jens Vogelgesang von der Universität Hohenheim. "Allerdings gilt das ausdrücklich nur für die von uns erstmals in einer Wirkungsstudie untersuchte Altersgruppe der Acht- bis Zwölfjährigen."
Bei älteren Jugendlichen seien negative Auswirkungen brutaler Spiele auf das Verhalten belegt, sagte Studienleiterin Maria von Salisch aus Lüneburg. "Wir können nicht ausschließen, dass eine verfestigte Vorliebe für gewalthaltige Bildschirmspiele nicht vielleicht doch im Laufe einer Spielerkarriere zu einer größeren Gewaltbereitschaft führen kann."
Die Untersuchung
Für die Studie, die von Forschern der beiden Universitäten erarbeitet worden ist, wurden den Angaben zufolge 324 Dritt- und Viertklässler von Berliner Grundschulen befragt. Sie äußerten sich im Laufe eines Jahres zweimal zu ihren Spielgewohnheiten. Zuvor waren sie von Mitschülern und Lehrern bewertet worden, ob und wie sie körperlich und verbal durch aggressives Verhalten auffallen.
Das Ergebnis der Befragung: Aggressive Grundschüler lieben Spiele, bei denen Blut fließt. "Die weniger aggressiven Klassenkameraden probieren zwar auch gewalthaltige Spiele aus, entwickeln aber seltener eine Präferenz für dieses Genre", sagte Vogelgesang.
Computer- und Videospiele stehen schon bei Grundschulkindern hoch im Kurs. 91 Prozent der Acht- bis Zwölfjährigen gaben bei der Erstbefragung zumindest ein solches Lieblingsspiel zu Protokoll. Bei der Zweitbefragung ein Jahr später standen dann häufig ganz andere Spiele an der Spitze. "Die meisten Kinder probieren anfangs unterschiedliche Angebote aus und entwickeln erst mit der Zeit eine ausgeprägte Vorliebe für ein Spiel oder ein Spielegenre", sagte von Salisch.