Zwischenmenschliche Kommunikation und Anerkennung als Schlüssel.
Weihnachtsfeiern, Geschäftsabschlüsse, Punschtermine und Geschenkeinkäufe - die "besinnlichste" Zeit des Jahres wird zum hektischen Hürdenlauf. Druck und Stress das ganze Jahr über, kann in der Vorweihnachtszeit zum regelrechten Burn out mutieren. Laut dem Beratungsinstitut "Great Place to Work" sind die Krankenstandstage wegen psychiatrischer Krankheiten von 1991 (851.111) bis 2009 (2.421.080) stark angestiegen. "Das wäre vermeidbar", sagte "Great Place to Work"-Direktor Erich Laminger, der frühere Vorstandsvorsitzende im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, im Gespräch mit der APA.
Ernstes Problem
"Burn out ist ein ernstzunehmendes Problem", so Laminger. Zwar gebe es ein gewisses Maß an Grauzonen, was die Einstufung der Krankheiten betrifft. "Doch diese Großflächigkeit ist ernst zu nehmen." Hinzu komme, dass viele Menschen heutzutage allein leben. "Es gibt keine zweite, dritte Person, die zur Einsicht beitragen kann, dass es weitergeht. Wenn das fehlt, dann hält einem niemand, wenn man in das große Loch fällt."
Persönliche Gespräche
Laminger sieht den Schlüssel in der zwischenmenschlichen Kommunikation und der Anerkennung. "Entdeckt die Vampire der Zeit, also Zeitfresser. Dann bleibt uns mehr", meinte der Manager. So werden bei der innerbetrieblichen Kommunikation entscheidende Fehler gemacht. Anstatt mit Kollegen ein persönliches Gespräch zu führen, werden zahlreiche Mails mit zahlreichen Adressaten weitergeleitet. "Für ein Mail brauche ich mindestens zwei Minuten Zeit, um es zu lesen und einzuordnen. Bei 50 Mails - und das bekommt jeder locker an einem Tag - sind es bereits 100 Minuten - also über eineinhalb Stunden", so der frühere Vorstandsvorsitzende.
Weniger Emails
Der Email-Verkehr sollte drastisch reduziert, die sogenannten CC-Mails vermieden werden. "Die Mitarbeiter sitzen nebeneinander und schicken sich die Kopie eines Mails im CC-Verteiler, anstatt gleich miteinander zu reden", meinte Laminger. "Den technischen Umgang haben wir gelernt, aber nicht, wie man es sinnvoll einsetzen kann", meinte der Manager. "Eine Telefonkonferenz ist eine herrliche Sache. Aber wenn wir uns alle in einem Haus befinden, muss eine Telefonkonferenz doch nicht sein." Laminger rät, soweit wie möglich auf persönliche Kommunikation zu setzen.
"Einfache Maßnahmen bringen oft dramatische Verbesserungen", sagte der Manager. Eine kleine Feier kann die Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeiter stark fördern. "Es muss ja keine Bauernhochzeit werden. Aber wir leben zum größten Teil am Arbeitsplatz, warum sollen wir dort nicht auch feiern?" Wenn etwa ein Chef bei der Feier noch Bier für seine Kollegen ausschenkt, dann werden so Vertrauensverhältnisse geschaffen. Und diese Vertrauensbasis ist wichtig, wenn es den Mitarbeitern nicht gut geht. "Eine Vertrauensbeziehung muss schon bestehen, das entsteht nicht in einer Krise."
Die Folge: Die Zahl der Krankenstände geht runter, ist Laminger überzeugt. "Weil sich die Leute freuen, in die Firma zu gehen. Der Krankenstand ist nämlich die legitimierte Flucht aus der Arbeit." Es gebe aber keine Standardlösung für Kollegen mit Burn out-Gefährdung. Jedes Unternehmen müsse individuell reagieren.
"Ganz alleine hält man ein solche Stresssituation auf Dauer nicht aus, da braucht man schon ein soziales Umfeld", so der Geschäftsführer. Ein Burn out fängt laut Laminger immer mit der Erkenntnis an. "Wenn sich niemand kümmert, dann passiert nichts. (...) Ich bin der Meinungen, Lösungen an der Wurzel sind besser."
Erwartungen runterschrauben
Experten empfehlen gerade zur Weihnachtszeit, überzogene Vorstellungen und Erwartungen herunterzuschrauben. Die Menschen sollten sich in dieser Zeit bewusst Auszeiten nehmen, auch auf die Gefahr hin, dass es nicht das perfekte Geschenk oder eine zusätzliche Sorte Weihnachtskekse gibt.