Gemüsebauern vertrösten auf Mitte April, Gärtner hoffen auf Zeitfenster.
Gemüsebauern und Gärtner hadern mit dem langen Winter: Während sich Krauthäuptel & Co. mindestens einen halben Monat verspäten, erweisen sich Frühlingsblüher als Ladenhüter, weil in den Hausgärten jetzt noch keine Blumen gesetzt werden. Heimische Produzenten - rund 60 Prozent der in Österreich gezogenen Topfpflanzen kommen aus der Steiermark - sind vorerst nur bedingt betroffen: Sie sehen in ihrem produktionstechnischen Nachteil durchaus eine Chance.
Stiefmütterchen und Co.
Zehn Millionen Pflanzen stehen in steirischen Gärtnereien, vorwiegend Stiefmütterchen, Primeln, Vergissmeinnicht, Bellis und Ranunkeln. 30 Prozent gehen in den Export, rund 50 Prozent des heimischen Marktes werden von österreichischen Produzenten bedient.
"Die Industrie produziert auf den Tag hin: die Kulturen werden beheizt, damit die Blumen Anfang März fertig sind", schildert Ferdinand Linhart, Obmann der steirischen Gärtner. Spielt da, wie jetzt, das Wetter nicht mit, haben die vorwiegend ausländischen Großproduzenten Probleme: Die physiologische Entwicklung ist nicht zu bremsen, die Pflanzen "überblühen", ehe sie über die Ladentische wandern.
Weil in heimischen Anlagen in der Regel naturnah produziert wird, ist man "weit hinten nach" - ein Umstand, der sich aber nun als Vorteil erweisen könnte: "Jeder sehnt sich nach dem Frühling - und wir sind jetzt gerüstet", so Linhart. Etwa 14 Tage ist das Zeitfenster, in dem das Geschäft gemacht werden muss. Denn schon warten die Folgekulturen - Balkonblumen - als Jungpflanzen auf die noch von den Frühlingsblühern besetzten Töpfe. Ein Problem sieht der Gärtner-Sprecher auch in der Auslastung der Saisonarbeitskräfte, die schon seit Anfang März beschäftigt sind.
Knackiger Salat
In Geduld üben müssen sich auch Liebhaber knackigen Salats: Statt wie im vergangenen Jahr Anfang April wird der Grazer Krauthäuptelsalat aus Folientunnelanbau heuer erst mit Mitte April im Handel sein. Die Pflanzen sind zwar mit einem Flies bedeckt und können nicht abfrieren, damit sie aber wachsen können, brauchen sie ein paar warme Tage, erläutert der Geschäftsführer der Erzeugerorganisation Steirisches Gemüse, Thomas Potzinger. Markus Hillebrand von der "Genussregion Grazer Krauthäuptel" vertröstet derweilen mit noch guten Qualitäten auf Chinakohl und Vogerlsalat. Auch auf den Freilandsalat, der für gewöhnlich mit Anfang Mai geerntet wird, werden die Konsumenten heuer länger warten müssen.