Gibt es einen Zusammenhang zwischen Bildung, Geschlecht und Gesundheit?
Weniger Bildung, weniger Chancen, weniger Gesundheit: Im Zentrum für Public Health (Institut für Sozialmedizin) und an der Universitätsklinik für Innere Medizin III (Department für Gender Medicine) der MedUni Wien am AKH wurde nun der Zusammenhang zwischen Bildung, Geschlecht, Lebensstil und Gesundheitsrisiko untersucht. Das Resultat: Frauen mit geringer Bildung haben ein weitaus höheres Risiko, an Diabetes oder Bluthochdruck zu erkranken als Männer, die dagegen ein wesentlich höheres Schlaganfall-Risiko haben.
Bildungsgrad
Auf Basis der Angaben von 13.600 interviewten Personen (50,9 ProzentFrauen) in der Österreichischen Gesundheitsbefragung (Statistik Austria) wurden das Auftreten von chronischen Erkrankungen und der Lebensstil und in Beziehung zum Bildungsgrad gesetzt. Pflichtschulabschluss wurde als niedrigste Kategorie definiert, ein Universitätsabschluss als höchste Kategorie.
Höheres Risiko
"Je geringer der Bildungsgrad, desto höher ist generell das Gesundheitsrisiko", sagte Anita Rieder vom Institut für Sozialmedizin. Bei Frauen war das Risiko noch einmal höher. "Frauen mit Pflichtschulabschluss haben mit einer viermal höheren Wahrscheinlichkeit Diabetes und mit einer zweieinhalb Mal höheren Wahrscheinlichkeit Bluthochdruck angegeben als Frauen mit einem Universitätsabschluss. Bei Männern waren diese Unterschiede nicht in dieser Form zu beobachten", ergänzte Alexandra Kautzky-Willer, Gender Medicine-Expertin in einer Aussendung der MedUni Wien am Montag. Dafür ist das Schlaganfall-Risiko bei Männern mit geringer Bildung deutlich höher. Interessanterweise hat es in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes weder bei Männern noch bei Frauen diese Bildungsunterschiede gegeben.
Männer machen mehr Bewegung
Die interessantesten Resultate, unabhängig vom Bildungsgrad: Männer machen generell mehr Bewegung, ernähren sich aber ungesünder als Frauen, die vor allem weniger rotes Fleisch essen. Kautzky-Willer: "Dafür rauchen Frauen immer häufiger - und das bereits in jungen Jahren." Außerdem zeigten Frauen häufiger Depressionen und Angststörungen, wohingegen Männer mehr zu Herzinfarkten und Übergewicht neigen. Diese Phänomene verstärkten sich bei beiden Geschlechtern mit abnehmendem Bildungsgrad, sodass durch eine Verbesserung des Bildungssystems auch eine weitere Verringerung des kardiovaskulären Risikos bei Mann und Frau zu erwarten ist, so die Medizinerinnen.