Am Sonntag feiert die begnadete Designerin ihren 60. Geburtstag.
Die Italienerin Miuccia Prada gilt als ein Superstar der Mode. Neben ihren männlichen Kollegen Karl Lagerfeld, Giorgio Armani und vielleicht noch Marc Jacobs hat sie es geschafft, dass fast jeder halbwegs informierte Mensch ihren Namen kennt.
Prada über alles
Neue Wörter wie "Pradaisierung" oder
Filmtitel wie "Der Teufel trägt Prada" zeugen von der Popularität der
Modeschöpferin, sogar Kunstwerke wie Andreas Gurskys "Prada"-Serie handelten
schon von ihren Entwürfen. Das "Time"-Magazin zählte die Mailänderin vor ein
paar Jahren zu den 100 bedeutendsten Menschen der Welt. Dass ihr 60.
Geburtstag am Sonntag (10. Mai) dennoch kaum Furore macht, liegt vor allem
an Miuccia Prada selbst. Rummel um ihre Person schmeckt der Designerin
überhaupt nicht.
Stilsicher durch Erziehung
Geboren wurde Prada als Sprössling
einer traditionsreichen Mailänder Familie, die feinste Lederwaren
herstellte. Sie selbst hat einmal erzählt, wie sehr sie sich als Kind
pinkfarbene Schuhe wünschte. Doch zu Hause gab es prinzipiell nur braune
Klassiker und dazu dunkelblaue Faltenröcke. Unter diesem Diktat erwarb
Miuccia allerdings eine derartige Sicherheit in Stilfragen, dass sie später
Kleiderregeln getrost über den Haufen werden konnte, ohne an Klasse zu
verlieren. Erst nach dem Studium der politikwisenschaft gab sie dem Willen
ihrer Eltern nach und trat in das Unternehmen ein. Und erfand die Taschen-
und Kleidermode neu.
Nylon & Tapetenkleider
Anfang der 90er Jahre brachte Miuccia
Prada das damals verpönte Nylon in Mode. Die ganze Welt lief plötzlich mit
einem Kunststoffrucksack aus Mailand oder zumindest seiner Kopie herum. 1996
lancierte sie sogenannte "Tapetenkleider", die trotz ihrer scheußlichen
Muster hinreißend aussahen. Bei Prada passen lilabraune Kittelkaros zu
blaugestreiften Strümpfen, Söckchen zu High Heels, und Anzüge tragen
Fantasy-Aufdrucke. Doch nie wirkt es geschmacklos. Das heutige Farbempfinden
sähe ohne Miuccia Pradas Revolutionierung der Mode anders aus. Seit vielen
Jahren gilt sie als Trendsetterin schlechthin. Wenn in der kommenden Saison
Frauen in Anglerstiefeln zum schicken Kostüm auftreten, ist auch das Prada
zuzuschreiben.
Mode, Kunst & Architektur
Neben der Mode widmen sie sich
Kunst und Architektur. Die Prada-Geschäfte sind von dieser Leidenschaft
beeinflusst. Zusammen mit dem holländischen Star-Architekten Rem Kohlhaas
haben Prada und Bertelli einen neuen Ladentyp in purem Ambiente doch mit
schrägen futuristischen High-Tech-Elementen erfunden.
Miuccia Prada, die vielfach Kopierte, findet bei jedem Projekt ihre Nachahmer. Eingeholt hat die nimmermüde Individualistin bisher niemand. Und das wird wohl eine Weile noch so bleiben.