Deutscher Augenchirurg: Inlay wird vor der Pupille in die Hornhaut eingesetzt.
Ein neuartiges Augenimplantat macht nach Erkenntnissen von Augenchirurgen bei Altersweitsichtigkeit künftig eine Lesebrille überflüssig. Das sogenannte Kamra-Inlay aus hauchdünnem Kunststoff werde vor der Pupille in die Hornhaut eingesetzt und ermögliche es dem Patienten, ohne Brille zu lesen, erläuterte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Ophthalmochirurgen (DOC), Armin Scharrer.
Das seit Jahresbeginn in Deutschland praktizierte Verfahren wird bei einem DOC-Kongress am Donnerstag (14. Juni) in Nürnberg erstmals einem großen Kreis von Augenchirurgen vorgestellt. An der dreitägigen Fachtagung nehmen Scharrer zufolge rund 5.000 Mediziner teil.
"Kamra Inlay"
Das Implantat sei weltweit bereits bei 5.000 Patienten eingesetzt worden, sagte er. Sie hätten das "Kamra Inlay" erstaunlich gut vertragen. "Voraussetzung ist allerdings eine gesunde, ausreichend dicke Augenhornhaut. Es darf weder eine Degeneration noch eine Hornhaut-Dystrophie (Hornhaut-Einlagerung) vorliegen", gab Scharrer zu bedenken. Da Weitsichtigkeit in der Regel erst im Alter auftrete, mache die Laser-Operation meist erst ab 50 Jahren Sinn.
Ambulanter Eingriff
Bei dem ambulanten Eingriff löst der Arzt mittels Augenlaser eine hauchdünne Scheibe der äußeren Hornhautschicht ab. Danach wird die "Kamra-Linse" vorsichtig über der Pupille in das Hornhautgewebe eingesetzt. "Es haftet wie von selbst - wie ein körpereigenes Pflaster", erläuterte Scharrer. Eine Naht sei nicht erforderlich. Die "Kamra-Linse" wirke wie eine Lochblende beim Fotografieren - sie sorge für eine größere Tiefenschärfe.
Sehen in die Ferne
Kleinere Abstriche bringe sie allerdings beim Sehen in der Ferne: Der Seh-Eindruck werde etwas dunkler und minimal unschärfer. Daher setzten Augenchirurgen die Linse auch nur in ein Auge ein - und zwar in das nicht dominante, das normalerweise beim Fotografieren durch den Kamerasucher blicke. In der Regel wirke das andere Auge ausgleichend. Die Kosten für die Operation lägen bei rund 2.000 Euro. Krankenkassen beteiligten sich nicht.