Das schwedische Fernsehen deckt Kinderarbeit bei H&M-Produkten auf. H&M verlautbarte, man könne nicht die gesamte Lieferkette überprüfen.
Der schwedische Bekleidungskonzern Hennes&Mauritz (H&M ) steht unter Verdacht von Kinderarbeit. Laut einem Bericht des schwedischen Fernsehens wird ein Teil der Baumwolle für die in Bangladesch gefertigte Kleidung von Kindern in Usbekistan gepflückt. Jedes Jahr im Herbst würden dort rund 450.000 Kinder zur Baumwollernte gezwungen werden. Die jüngsten seien erst sieben Jahre alt, berichteten Menschenrechtsorganisationen in dem am Sonntagabend ausgestrahlten Fernsehbeitrag.
Lange bekannt
Nach Angaben von H&M Unternehmenssprecherin
Annacarin Björne sei schon lange bekannt, dass in Usbekistan Kinder für die
Baumwollernte herangezogen würden. Das Unternehmen habe aber keine
Möglichkeit, die Lieferkette von Anfang bis Ende zu überwachen.
Kontrolle nur bei direkten Geschäftsbeziehungen
"H&M
akzeptiert absolut keine Kinderarbeit", betonte Björne. H&M könne aber nur
Unternehmen kontrollieren, mit denen es direkte Geschäftsbeziehungen habe,
das seien die Lieferanten und deren Zulieferer. Diese Unternehmen seien
keine Rohstoffproduzenten, sondern stellten nur Kleidungsstücke für H&M her
und hätten alle den Verhaltenskodex unterschrieben, in dem das Verbot von
Kinderarbeit deutlich formuliert werde, sagt Björne. "Mit den
Baumwolllieferanten haben wir keine Geschäftsbeziehung."
Lieferkette gar nicht kompliziert
Nach den Recherchen des
schwedischen Fernsehens ist die Lieferkette allerdings nicht so kompliziert
wie von H&M dargestellt. Die Lieferanten in Bangladesch würden die Baumwolle
direkt in Usbekistan einkaufen, so der Fernsehbericht. "Dazu kann ich noch
nichts sagen. Das muss ich erst herausfinden", meinte Björne.
Produkte auch in Österreich in den Regalen
H&M vertreibt in
Bangladesch hergestellte Kleidung weltweit - auch nach Österreich. Wie hoch
der Anteil der usbekischen Baumwolle in der Kleidung von H&M ist, konnte
Björne nicht sagen, da die Lieferanten die Baumwolle aus verschiedenen
Ländern mischen.
Kinderarbeit nicht nur bei H&M-Produkten
Usbekistan ist einer
der weltweit größten Exporteure von Baumwolle. H&M sei daher nicht das
einzige Unternehmen, das mit dem Problem der Kinderarbeit dort konfrontiert.
Betroffen seien "alle Baumwollprodukte weltweit", sagte Björne. Alleine
könne H&M das Problem nicht bekämpfen, ein Boykott sei daher nicht sinnvoll,
so die Unternehmenssprecherin weiter. H&M bemühe sich daher, etwas über
internationale Foren und Initiativen wie die Better Cotton Initiative (BCI)
zu bewegen. BCI ist ein Zusammenschluss von Unternehmen und
Nicht-Regierungsorganisationen, die die negativen sozialen und ökologischen
Auswirkungen des Baumwollanbaus verringern wollen.